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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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rumtumtum !“ Der Zug wanderte weiter durch das Dorf. In den Nebenstraßen liefen Brigitte, Karoline und Maria von Haus zu Haus und steckten Zettel mit der gleichen Ankündigung wie auf dem Plakat in die Briefkästen. Manche der Geschäftsleute hatten sich bereit erklärt, ein Plakat in ihrem Schaufenster auszustellen, und keiner der Bauern, der sein Auto oder den Trecker an der Tankstelle mit Benzin versorgen ließ, konnte an einem riesigen, auf ein Laken geschriebenen Transparent vorbeisehen, das zwischen zwei Tanksäulen ausgespannt war.
    „Machst du den Quatsch denn auch mit, Otto?“ fragten die Bauern mißbilligend.
    Der Tankstellenbesitzer lachte. „Ich bin sehr zufrieden, wenn es im Dorf ein gutes Lokal und eine Eisdiele gibt. Dann werden die Fremden nicht wie bisher durch unseren Ort hindurchfahren, sondern hier ein bißchen Rast machen und schließlich auch bei mir tanken.“

    Wochen voller Arbeit lagen hinter den Volpones und den Pieselangs. Ein Kredit hatte beschafft werden müssen, um Pizzeria und Eisdiele überhaupt betriebsfähig zu machen. Vater Pieselang war mit Vater Volpone zusammen in die Stadt gefahren, hatte mit dem Bankdirektor verhandelt und sich bereit erklärt, eine Bürgschaft zu übernehmen. Es war nicht viel Geld, das sie geborgt erhielten, aber für’s erste würde es reichen. Zuerst einmal mußte das alte Bauernhaus am Markt, das eigentlich, da es schon lange baufällig war, abgerissen werden sollte, instand gesetzt werden. Vater Volpone leistete die Hauptarbeit daran, aber die Kinder halfen ihm, so gut sie konnten. Auch Lehrer Pieselang griff an Sonn- und Feiertagen mit zu, mauerte, zimmerte und malte wie die anderen. Eine unerwartete Hilfe kam an einem Wochenende angebraust: Heiner auf seinem Motorrad, im Schlepptau weitere Motorräder und einen Volkswagenbus, vollgestopft mit Studenten. Sie erklärten sich bereit, an jedem Wochenende aus der Universitätsstadt zur Arbeit herüberzukommen, wenn sie dann auch beim großen Pizzafest teilnehmen dürften. Sie schliefen auf Strohsäcken im einzigen Raum des Hauses, in den es nicht hineinregnete, wurden abwechselnd von der Nonna und von Oma verpflegt und brachten viel Unruhe und viel Lachen ins Dorf. Einige Bauern schüttelten verärgert die Köpfe, aber die Dorfjugend hatte ihr Vergnügen daran, und manches Mädchen wartete die ganze Woche lang sehnsüchtig auf den Samstag. So war das Haus schneller hergestellt als erwartet. Es wurde wunderschön mit seinem dunkelroten Dach, den weißgekalkten Wänden zwischen dem dunklen Fachwerk, den grünen Fensterläden und den beiden schokoladenbraunen Türen, die linke mit der Aufschrift „Pizzeria della Nonna“, die rechte mit „Eisdiele Bella Italia“. Einer der Studenten malte ganz zum Schluß, auf einer wackligen Leiter stehend, eine leuchtend gelbe Sonne an den Giebel. Alle waren sich einig: Außer dem Rathaus gab es kein hübscheres Haus am Platz, und niemand sah ihm mehr an, daß die Gemeinde es hatte abreißen wollen.
    Doch mit dem Haus allein war es nicht getan. Die Volpones brauchten immer wieder Lehrer Pieselangs und Omas Hilfe, um Gerät und Möbel für die Lokale einzukaufen. Auch Heiner schaltete sich ein. Er verstand etwas von Maschinen und kümmerte sich um die Beschaffung der Eismaschine, des Kochherdes und der Kühlschränke. Eine Kaffeemaschine wurde extra aus Italien bestellt. „Denn Pizzeria ohne Espresso sein wie Minestrone ohne Salz!“ meinte die Nonna.
    Auch verschiedene Gewürze ließ sie sich aus ihrer Heimat kommen. Je näher die Eröffnung rückte, desto mehr geheimnisvolle Pakete wurden abgegeben und in dem kühlen Keller gelagert. Lastwagen fuhren vor und luden Säcke mit Mehl, Spaghetti, Reis, Salz und Kaffee ab. Flaschen mit italienischem Wein, Likör, Selterswasser und kurz vor dem Pizzafest Fleisch, Obst, Berge von Tomaten, Zitronen, Knoblauch, Zwiebeln, Oliven, Butter, Eispulver, Schokoladenpulver, Vanille und was nicht noch alles. Die Hühnerfarm lieferte mehrere Kisten mit Eiern und einen Berg von frischem Geflügel. Frieders Vater, der Bürgermeister, spendete zur Eröffnung ein Schwein.
    Der Sonntagmorgen begann mit einem Riesengewitter. Donner krachte, Blitze zuckten, und der Regen stürzte vom Himmel, als würde mit Kannen gegossen. Die Pieselang-Kinder standen am Fenster und schauten teils zornig schimpfend, teils weinend in das Unwetter. „So eine Gemeinheit, was wird denn nun aus unserm Fest? So ein Mist!“
    Oma deckte den Tisch. „Kommt zum
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