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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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Wangen und Schweißperlen im Bärtchen auf der Oberlippe in der Küche und buk Pizza, Berge von Pizza, die, knusprig und lecker duftend, mit Tomaten, Sardellen, Salami und Käse belegt, mit Basilikum, Oregano und Rosmarin bestreut, von Julia, Mario und Maria den Gästen serviert wurden. Wieder hatte man Tische und Stühle aus dem „Ochsen“ auf den Platz geholt. Das ganze Dorf hielt mit, wenn die meisten auch von dem guten Mittagessen der Nonna und dem vielen Eis ziemlich satt waren. Aber kosten wollte man Nonnas Pizza doch. Dem Bürgermeister schmeckte es so gut, daß er zehn Stück verdrückte. Seine zum Fest geplante Rede mußte dann allerdings ausfallen, weil er danach nur noch schnaufen konnte.
    Die Kinder wurden immer unruhiger. „Wann kommt es denn?“ fragten sie. „Wann ist es denn soweit?“
    Endlich schloß Vater Volpone für eine Stunde seine Eisdiele. Er, Mario, Jan, Heiner und ein paar Studenten gingen in den Garten hinter dem Häuschen und hantierten da geheimnisvoll. Plötzlich stiegen von dort die ersten Feuerwerksraketen in die Luft: grün, rot und blau, dann ein blendender Komet, der am schwarzen Nachthimmel herumwirbelte und Kobolz schoß. Eine goldene Fontäne sprühte empor, verschmolz mit einer silbernen. Ein ganzer Strauß von bunten Lichtblumen blühte über dem Marktplatz auf, immer neue schillernde Sterne zuckten und verlöschten, ein purpurrotes Feuerrad drehte sich wirbelnd über dem Dach der Pizzeria, und zu gleicher Zeit brannten an jedem Fenster des Hauses die Pieselang- und die Volpone-Kinder Wunderkerzen ab, so daß das Häuschen mit all den sprühenden Lichtern wie ein Feenpalast aussah.

    Die Teenager und die Studenten hatten unterdessen den Musikautomaten an die Tür der Eisdiele geschoben, und bei den letzten verglimmenden Lichtern begann der Tanz auf dem Marktplatz. Die Studenten schwenkten die Mädchen aus dem Dorf, die Arbeiter aus der Fabrik ihre Frauen und Freundinnen, die Teenager verrenkten ihre Glieder, und die Kinder faßten sich an den Händen und hüpften dazwischen herum. Heiner hielt Julia fest im Arm, Alessandro wirbelte Brigitte herum, Vater Pieselang die Mutter; der Tanz von Jan und Maria aber wirkte eher wie ein Ringkampf. Ein paar Burschen und Mädchen aus dem Nachbardorf waren herübergekommen und sagten neidisch: „Also bei euch ist ja was los!“
    „Na ja“, rief man ihnen zu, „wir haben ja auch unsere Italiener!“
    Die Bauern hockten nun endlich im „Ochsen“ hinter ihrem Bier. Sie sprachen wenig, sahen aber ganz zufrieden aus.
    In der Küche der Pizzeria saßen sich Oma und die Nonna gegenüber, jede mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Die Nonna hatte die geschwollenen Beine auf einen Stuhl gelegt und sah zerzaust und erschöpft aus. Die sonst so ordentliche Frisur von Oma war aufgelöst, ihr Kleid hatte einen großen Tomatenfleck, und die Augen drohten ihr zuzufallen. Doch sie lächelten sich zufrieden an, und die Nonna sagte: „Grazie, Oma!“

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