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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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Bier würden die Bauern am Abend bestimmt bei ihm einkehren, schon um einen Ort zu haben, an dem sie endlich unter sich waren, weil die Frauen ihn nur ungern betraten.
    In der Pizzeria und auf dem Platz studierten die Bauern mißtrauisch die lange Speisekarte. Was bedeutete das nur alles: „Gnocchi, Ravioli, Tagliatelle, Bistecha alla Pizzaiola , Saltimbocca alla romana , Maiale .“ Da sollte sich einer zurechtfinden! Aber schon war die freundliche Julia da, erklärte und beriet, an anderen Tischen Mario und Vater Volpone, dessen Eisdiele erst am Nachmittag geöffnet wurde. Die meisten Bauern wählten „ Maiale “, als sie erfuhren, daß das Schweinebraten war und daß das Schwein vom Bürgermeister stammte. Aber zu ihrer Verwunderung hatte die Nonna es ganz anders zubereitet, als sie es gewohnt waren. Doch es schmeckte erstaunlich gut. Sie kauten, schmatzten und schluckten und vergaßen ihr Mißtrauen und ihren Ärger. Die Bäuerinnen, die Studenten und die Arbeiter wagten sich auch an andere Gerichte, und des Lobes auf die Kochkünste der Nonna war kein Ende.
    Trotz aller Vorbereitungen hätte die Nonna es aber nie geschafft, so viele Gerichte zu bereiten, wenn ihr nicht Oma, Brigitte, Karoline und Maria tüchtig in der Küche geholfen hätten, Gemüse zu schneiden, Soßen zu rühren, Pizzateig zu kneten, Spaghetti und Ravioli zu kochen. Unerwarteterweise wurden auch Spaghetti gegessen. An einem langen Tisch auf dem Platz saß die Jugend des Dorfes und ließ sich von Peppino, Alessandro, Peter und Rolf im Spaghettiessen unterrichten.
    „Ihr lernt das bestimmt nie!“ hatten die Pieselang-Kinder behauptet und damit den Ehrgeiz der Dorfkinder angestachelt. Manche der Bauernkinder stellten sich etwas ungeschickt an, aber das war nicht schlimm, weil die Hunde und Katzen des Dorfes, die unter dem Tisch lauerten, auf diese Weise auch etwas von dem Schmaus abbekamen. Für besonders geschicktes Spaghettiessen verteilten Peter und Alessandro selbstgebastelte Orden. Aber niemand am ganzen Tisch, darüber waren sich alle einig, konnte mit den langen Nudeln so elegant fertig werden wie Rolf.
    „Wie machst du das bloß?“ wurde er gefragt.
    „Ist doch ganz einfach“, sagte er, „guckt mal, so - ecco — subito!“ Aber keiner konnte den flink wirbelnden Fingern folgen. Rolf war der Held des Tisches, obgleich niemand gerne neben ihm saß, weil der Negerkopfputz vom Hexer so schrecklich nach Mottenpulver roch.
    Sogar der Hexer war da, saß mitten zwischen den Bauern und futterte, was das Zeug hielt. Er konnte es sich leisten, denn er war, wie er stolz erklärte, „Ehrengast“ und brauchte nichts zu bezahlen. Trotzdem schimpfte er auf die Nonna: „Also dieses Weib hat mich fast umgebracht mit ihrer Sauberkeit! Bin ich ein Fisch, daß ich dauernd baden muß, und ist mein Haus ein Aquarium? — Aber kochen kann sie, das muß man ihr lassen!“
    Zur Eröffnung der Eisdiele am Nachmittag fand auf dem Marktplatz ein großes Kinderfest statt mit Blinde-Kuh-Spielen, Topfschlagen und Sackhüpfen, an dem sogar der Bürgermeister teilnehmen wollte, aber es fand sich kein Sack, der groß genug für seinen dicken Bauch war. Orden gab es für die Sieger im Eiswettlecken. Schwieriger war aber ein Wettbewerb, bei dem derjenige gewann, der seine Eiswaffel am langsamsten schleckte. Zu langsam durfte man dabei auch nicht sein, weil einem sonst das geschmolzene Eis durch die Finger lief.
    Die Zuschauer bei diesen Wettkämpfen labten sich in Ruhe an Vater Volpones köstlichem „ Gelato “. Da gab es Waffelhörnchen mit Himbeer-, Vanille-, Schokoladen-, Erdbeer-, Zitronen- oder Bananeneis; Glasbecher, in denen das Eis mit Früchten und Schlagsahne garniert war, Eis in Baiserschalen und Eistorte, Eis, in dem kandierte Kirschen versteckt waren, Vanilleeis mit heißer Schokoladensoße und die Krönung: Apfelsineneis in ausgehöhlten Orangen.
    Fast noch wichtiger als das Eis war den Teenagern der Musikautomat, der im Hintergrund des Raumes stand. Sie umlagerten ihn mit ihren Eiswaffeln in der Hand, ließen immer neu ihre Lieblingshits ertönen und wiegten sich in den Hüften.
    Der Abend sollte mit einem großen Pizzaessen und Feuerwerk beschlossen werden. Vorher mußten die meisten Mütter erst einmal ihre eisverklebten Kinder in die Badewanne stecken. Sauber geschrubbt und in frischen Kleidern erschienen sie dann wieder, als es dunkelte. Keines der Kinder aus dem Dorf ließ sich heute früh ins Bett schicken.
    Die Nonna stand mit hochroten
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