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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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und dem zusammengebastelten Handkarren, alles vollbeladen mit Tellern und Löffeln. Noch mehr Teller und Löffel und ein Tisch wurden in Windeseile aus dem „Ochsen“ geschafft und der Kessel daraufgestellt, aus dem es geheimnisvoll dampfte. Hinter dem Tisch standen die Nonna und Oma Pieselang, die Nonna rund und lachend, mit kleinen Schweißperlen im Bärtchen auf der Oberlippe, die Oma schmal, zierlich und energisch dafür sorgend, daß es kein zu arges Gedränge gab. Mit großen Kellen schenkten sie Suppe aus dem Topf in die Teller und verteilten sie. Bald wich das „Hunger“-Geschrei lauten „ Ahs “ und „Ohs“ und „Das schmeckt ja toll!“ Der Kessel wurde rasch geleert, aber schon kamen Vater Pieselang und Vater Volpone wieder mit einem neuen Waschkessel (diesmal war es der von Pieselangs) voller Suppe angefahren. Die Kessel wurden ausgetauscht, und die beiden Männer fuhren wieder mit dem leeren Kessel zurück in die Italienerbaracke , wo Mutter Pieselang ihnen Nachschub einfüllte. Die Pieselang- und die Volpone-Kinder kamen selber kaum zum Essen, weil sie die Alten und Körperbehinderten und die kleinen Kinder, die sich nicht zum Tisch drängen konnten, die aber doch auch alle etwas von der guten Suppe kosten wollten, versorgten. Schließlich wurde es auf dem Platz ziemlich still, man hörte nur Löffelklappern und ab und zu einen entzückten Seufzer.
    Die Ratsherren hinter der Gardine waren ratlos. Auch knurrten ihnen die Mägen. Plötzlich ging die Tür der Ratsstube auf. Sie fuhren wie beim Lauschen ertappte Sünder zusammen. Doch es war ein freundlicher Anblick, der sich ihnen bot.
    Die hübsche Julia betrat schwarzlockig und lächelnd den Raum, in den Händen Omas Meißner Suppenterrine, aus der es vielversprechend duftete. Ihr folgten, schwarzlockig und lächelnd, alle Volpone-Kinder mit Tellern und Löffeln beladen, als letzte Maria, die unternehmungslustig die Suppenkelle schwenkte. Julia stellte die Terrine auf den Eichentisch, nahm Maria die Kelle ab und schenkte ruhig die Teller voll, die die Volpone-Kinder danach mit höflichen Verbeugungen vor die Ratsherren stellten.
    Als erster fing der Tankstellenbesitzer an zu essen. „Ah“, sagte er, „köstlich — einfach köstlich!“
    Da konnten die anderen nicht widerstehen. Sie löffelten und schlürften und nickten, und ihre Mienen hellten sich auf, sogar die vom Huberbauern. Als sie die Löffel aufatmend in die leeren Teller legten, sagten sie alle, wie aus einem Munde: „Ganz köstlich!“
    Julia strahlte. „Si, Nonna kann kochen — diese Minestrone sein gutt , aber Nonna kann noch mehr, viel mehr!“
    Am nächsten Tag bekamen die Volpones die Erlaubnis zur Eröffnung einer Pizzeria und einer Eisdiele im Dorf, verbunden mit der Aufenthaltsgenehmigung für alle Familienmitglieder, durch den Amtsboten zugestellt.

Das große Pizzafest

    „ Rumtumtum , rumtumtum “, dröhnten die Trommeln, „ rumtumtum , rumtumtum .“ Die Kinder kamen herbeigelaufen, die Bäuerinnen sahen aus den Fenstern oder traten vor die Türen, die Bauern, die nicht auf dem Feld waren, kamen aus dem Stall, Autofahrer hielten an und kurbelten ihre Fenster herunter, die Kaufleute hörten auf, ihre Kunden zu bedienen, und schauten mit diesen zusammen neugierig, was es da gab.
    Ein Zug von Trommlern marschierte durch die Dorfstraße, vorneweg der kleine Rolf mit dem Feuerwehrhelm auf dem Kopf, der geschickt die Klöppel auf die Spielzeugtrommel prasseln ließ. Dahinter schlugen Peppino, Alessandro und Peter mit Stöcken auf umgekehrte Kochtöpfe, die sie sich um den Hals gehängt hatten. Es dröhnte und schepperte. Ab und zu blieben sie stehen, damit auch jeder in Ruhe lesen konnte, was auf dem großen Plakat stand, das Jan und Mario zwischen sich trugen:
    „Achtung, Achtung, Sonntag großes Pizzafest auf dem Dorfplatz mit Einweihung der ,Pizzeria della Nonna’ und der ,Eisdiele Bella Italia’. Das Fest dauert vom Morgen bis in die Nacht, und wir bieten viele Überraschungen!“
    Die Dorfkinder lachten aufgeregt und fragten: „Was für Überraschungen? Sagt doch, was das für Überraschungen sind!“
    Aber selbst Rolf antwortete nicht, sondern machte nur ein wichtiges, geheimnisvolles Gesicht. Die Bäuerinnen schmunzelten, daß sie ihr Ziel erreicht hatten, im Ort ein Lokal zu bekommen. Die Bauern brummten teils ärgerlich, teils neugierig: „Pizzafest — was wird das schon für ein Unsinn sein! Das wird ein schöner Reinfall werden!“
    „ Rumtumtum ,
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