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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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unter den Klängen des River- Kwai -Marsches zu melken. Zur Erleichterung von Jan und Maria, die zuschauten, spritzte die Milch aufschäumend in den Eimer. Aber plötzlich hörten sie nebenan einen schrecklichen Lärm.
    „He“, rief der Hexer, „he, was soll das — macht die Jammerkiste aus, ich will eine solche Jammerkiste nicht in meinem Hause haben!“
    Als die Kinder sich nicht um sein Geschrei kümmerten, schlug er mit dem Speer auf einen in der Nähe stehenden Topf ein, daß es fürchterlich schepperte. Frieder seufzte, stellte das Radio ab und meinte zu Jan: „Sag ihm, daß die Kühe mehr Milch geben, wenn man ihnen Musik vorspielt, wir haben das bei uns zu Hause im Stall ausprobiert.“
    Jan kam zurück: „Er meint, gegen Musik hätte er ja nichts, aber nicht mit so ‘nem Wimmerkasten — wie er sagt. Weißt du, er hat was gegen Technik. Er kann keine Traktoren leiden und keine Fabriken, kein Fernsehen und keine Radios. Er sagt, wir sollen sirtgen .“
    „Na schön“, sagte Frieder gutmütig, fing wieder an zu melken und sang dazu: „Trinke noch ein Tröppchen , trinke noch ein Tröppchen aus dem kleinen Henkeltöppchen !“ Frieder begann gerade mit dem Stimmwechsel, und so war der Gesang nicht gerade ein Ohrenschmaus. Jan blieb jeder Ton im Halse stecken.
    „Sing mit“, forderte Frieder ihn auf.
    „Ich kann das Lied nicht, außerdem — mögen das die Kühe denn, wenn du so falsch singst?“ Nebenan klapperte wieder der Speer auf dem Topf. Als Jan zum Hexer geeilt und wieder in den Stall zurückgekehrt war, verkündete er verwundert: „Der Hexer sagt, du sollst weitermelken und weitersingen, er findet das Lied schön.“
    In Windeseile hatte Frieder nun die beiden Kühe leergemolken und Maria noch einen kurzen Unterricht im Melken gegeben. Jan war dazu zu ungeschickt, außerdem war Maria musikalischer. Der Hexer begutachtete kritisch die beiden vollen Eimer Milch, ließ sich davon etwas in seinen Flaschenkürbis füllen und winkte den Jungen zum Abschied gnädig zu.
    Der Hexer war jetzt überhaupt oft recht guter Laune. Er genoß es sichtlich, von den Volpones und den Pieselangs verwöhnt zu werden. Er durfte zwar noch nicht aufstehen, aber er saß schon aufrecht im Bett, wodurch er viel besser seine Befehle erteilten konnte. Am meisten freute er sich, wenn morgens Julia auf dem Weg zur Fabrik bei ihm hereinschaute. Das hübsche, freundliche Mädchen hatte es ihm angetan. Und doch konnte er es nicht lassen, sie zu ärgern.
    „Warum gehst du in die Fabrik, in diesen scheußlichen Kasten, he? Die tut mit ihren Schornsteinen nichts anderes als die Luft zu verpesten.“
    „Die tut machen Kleiderstoff, die Fabrik“, sagte Julia energisch. „Leute brauchen Kleider. Also ist ganz nützlich, was wir machen da.“
    „Früher haben die Leute sich ihre Kleider selber gewebt und genäht“, knurrte der Hexer, „das ging auch. Da brauchte kein Mensch Maschinen und Schornsteine und den ganzen Dreck. Alle Maschinen sind Teufelsdreck, und wenn du dort arbeitest, bist du auch beim Teufel!“
    „Was soll ich machen — muß verdienen Geld, basta!“ schrie Julia ihn wütend an und stieg auf das Rad, um pünktlich an ihrer Arbeitsstelle zu sein. Aber beim Fahren hatte sie Tränen in den Augen, denn sie arbeitete wirklich nicht gern in der Fabrik. Den ganzen Tag Stoffe von einem laufenden Band auf das andere schieben, war sehr langweilig.
    Bald nach Julia tauchte die Nonna mit einem Korb voller Lebensmittel beim Hexer auf. Vor ihr hatte er ein wenig Angst, weil sie mit „Mamma mia “-Rufen das ganze Häuschen auf den Kopf stellte, es vom Fußboden bis zu den Fenstern blitzblank putzte, was der Hexer sehr ungemütlich fand. Außerdem warf sie jede Flasche Schnaps, die sie entdeckte, erbarmungslos in den Mülleimer.
    „Ist Gift, si, nicht gutt für Gesundheit, no, überhaupt nicht gutt für krankes Mann, no, no, no!“
    Doch das Essen, das sie ihm kochte, schmeckte dem Hexer wunderbar, und deshalb verzieh er ihr alles andere.
    Wenn die Nonna verschwunden war, schlich der Hexer heimlich zu seinen Verstecken im Kuhstall, in den sich die Nonna nicht hineintraute, und zu dem Holzhaufen im Hof, unter dessen aufgestapelten Scheiten er Flaschen lagerte, die ihm der arglose Milchmann aus der Stadt mitgebracht hatte. Dann füllte er den Schnaps zu der Milch in den Kürbis und warf die leeren Flaschen in den Wald.
    Die Nonna wunderte sich: „Diese Mann wird besoffen nur von Milch!“
    Am Nachmittag waren die
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