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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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„Wenn er wenigstens mal kämmen machte!“
    Die Kinder wetteten untereinander, daß der Hexer nie seinen Bart kämmen würde. Maria, Alessandro, Peter und Jan waren davon überzeugt, Brigitte, Mario, Rolf und Peppino glaubten, er täte es doch ab und zu. Rolf wurde beauftragt, dem Hexer beim Nachmittagsschlaf, der nach seinen Wanderungen in den Stall und zum Holzhaufen meist besonders tief war, einen Plastikindianer in den Bart zu stecken. Als sie nach acht Tagen, wieder während der Mittagsruhe, nachsahen, hockte der Indianer tatsächlich noch unverrückt in seinem Nest aus krausen schwarzen Haaren.

    Die vierzehn Tage waren um, doch der Hexer machte keine Anstalten, sein Bett zu verlassen. Noch nie in seinem Leben war er so sehr verwöhnt worden. Aber eines Tages fing die Nonna an, die Bettücher abzuziehen. „Muß gewaschen werden!“
    Da fand der Hexer es zu ungemütlich und verzog sich murrend in den verrotteten Korbstuhl vor der Haustür. Von da aus hörte er die Kinder beim Bau des Baumhauses, das sie wegen seiner Pflege sehr vernachlässigt hatten. Als sie von dort zurückkamen, fragte er: „Könnt ihr denn überhaupt ein Baumhaus bauen? Ich weiß, wie man so was macht. Hab’s von den Negern gelernt und lange genug darin gelebt.“
    Maria meinte: „‘ exer lügen mal wieder!“
    Aber jetzt wurde der Mann richtig böse. „Was redest du, du kleine Gans. Es stimmt, daß wir im Busch in Baumhäusern gelebt haben, damit uns die Schlangen und wilden Tiere nichts tun konnten.“
    „Ach Hexer, kannst du uns dann nicht mal zeigen, wie man so was baut?“ rief Peter. „Es fällt uns immer wieder alles auseinander.“
    Der Hexer stand auf und humpelte trotz des Protestgeschreis der Nonna mit den Kindern zusammen in den Wald. Er schnaufte verächtlich, als er das Baumhaus sah, setzte sich auf einen morschen Stamm in der Sonne und gab von nun an mit Schimpfen und Schreien seine Anweisungen. Er genoß es, sie wie seine Sklaven zu hetzen. Doch die Kinder merkten, daß er diesmal wirklich etwas von der Sache verstand. Unter seiner Anleitung errichteten sie ein wunderschönes Haus in der Krone der Eiche, fest, luftig und doch regendicht und leicht zu ersteigen. Nach drei Tagen schon war es fertig, und der Hexer ließ es sich nicht nehmen, hinaufzuklettern. Es war mühsam - von oben zogen Jan und Mario, von unten schoben Peter und Maria. Brigitte stand neben dem Baum und jammerte: „Wenn er nur nicht runterfällt und ‘ne neue Gehirnerschütterung kriegt!“
    Aber der Hexer schaffte es. Oben zeigte er sich ganz anders, als sie ihn sonst kannten. Er lachte und strahlte. „Ha, was für eine Aussicht! Da ist mein Haus und da die Scheißfabrik und da der Hof vom Huber. Und wenn man hier übernachtet, kann man sicher die Wildschweine und die paar Rehe, die sie noch übriggelassen haben, beobachten. Schade, daß ich allein mit meinem blöden Bein nicht rauf kann!“

    Das fanden die Kinder allerdings nicht schade, denn schließlich war die Sache mit dem Baumhaus ja ihre Idee gewesen, wenn der Hexer ihnen auch geholfen hatte, daß es so fachmännisch geworden war. Er konnte sie ja ab und zu besuchen, aber nicht allzuoft .

Sorgen

    Vater Volpone klopfte an Lehrer Pieselangs Studierstube.
    „Kommen Sie herein!“
    Als der Lehrer die bedrückte Miene seines Gastes sah, schob er einen Stoß Hefte, die er gerade korrigierte, beiseite und sagte: „Was ist los, mein Freund, haben Sie Sorgen? Setzen Sie sich und erzählen Sie!“
    Vater Volpone ließ sich in den angebotenen Sessel fallen und berichtete. Der Bau der neuen Autobahn war fertiggestellt, und man wollte die italienischen Gastarbeiter nun wieder in ihre Heimat zurückschicken.
    „Aber was sollen wir machen dort?“ jammerte Vater Volpone. „Kalabrien sein schönes Land, molto bello, aber nix Arbeit, gar keine Arbeit. Wir wollen bleiben hier, Kinder fühlen sich wohl hier in deutsche Schule, und ich werd schon finden Arbeit in Spinnstoffabrik oder Wald oder so — aber sie wollen uns nicht lassen! Sie wollen uns in Eisenbahn setzen und ab nach Hause! Was soll ich mit große Familie da anfangen, ohne Arbeit?“
    Lehrer Pieselang überlegte eine Weile und entwarf dann eine schriftliche Bitte um eine Aufenthaltsgenehmigung für die Volponefamilie. Vater Volpone unterschrieb sie und warf den Brief anschließend sofort in den Briefkasten des Bürgermeisteramtes.
    Als die Familie Pieselang davon hörte, war sie in heller Aufregung.
    „Das kommt ja überhaupt nicht in
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