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1WTC

1WTC

Titel: 1WTC
Autoren: Friedrich von Borries
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sind etliche Firmen verzeichnet. Zwar hat sie die Ergebnisse nach Fundament- und Kellerarbeiten gefiltert, aber es sind immer noch zu viele.
    »Kennst du dich mit Baufirmen aus?«
    »Nein. Mach doch mit deinem Spiel mal ’ne Recherche, welche von denen auch für die Army arbeiten. Am besten in Afghanistan und im Irak.«
    »Hey, du hast heute ja richtig gute Ideen. Langsam versteht du, wie das funktioniert … Okay, was haben wir da? … Bingo! Das ist die einzige Firma auf der Baustelle, die schon mal in Afghanistan und im Irak war. Construction Works.«
    »Und, hast du bei denen was gefunden?«
    »Klar. Ich hab die Zeichnungen gerade vom Server gezogen. Und da sind nicht nur Grundrisse, sondern auch perspektivische Innenraumdarstellungen.«
    Syana druckt die Dateien aus, Mikael legt die Blätter auf den Boden.
    »Der gleiche Plankopf wie auf den Zeichnungen, die Tom im Büro abgespeichert hat. Gleiche Nummer und Beschriftung. Serverraum. Sieht aber ganz anders aus.«
    »Und jetzt kuck mal, was unter ›Serverraum‹ steht.«
    »Project Paradise.«
    »Ja, langsam passt alles zusammen … Damit füttere ich jetzt ›Das Spiel‹. Mal sehen, was dabei rauskommt.«
    Mikael beugt sich über die Ausdrucke. »Komm mal kurz her: Hier ist der Raum, in dem Tom und Jennifer waren. Mit dem Whirlpool genau in der Mitte. Und kreisförmig drumherum sind diese Separees. Im Stockwerk drüber befinden sich irgendwelche Geräte und in der Mitte eine Liege. Was soll das denn für ein Paradies sein?«
    Mikael hängt die Pläne an die Wand. Syana setzt sich wieder an ihren Rechner und wartet auf Nachrichten.
    »Volltreffer. Jetzt haben wir’s.«
    »Was denn?«
    »Ein Memo aus dem Heimatschutzministerium. Stichwort ›Project Paradise‹.«
    »Und was steht drin?«
    »Gleich. Du ahnst nicht, wer das geschrieben hat.«
    »Tom?«
    »Nein«, antwortet Syana. »Ein gewisser Malcolm Sunner. Psychologe. Heute Chef der Sektion New York im Ministerium für Heimatschutz. Im Krieg war er Toms Vorgesetzter.«
    »Memo Sicherheitsregelung. Heute Vormittag Gespräch über Sicherheit mit Laporta und Connelly. Last Exit Option. Zerstörungsmechanismus für den Fall des unerlaubten Eindringens von Terrorverdächtigen. Tötung über die vorhandene Brandschutzanlage/Löschmittel. In allen offiziellen Plänen werden die Räume als Server-Sicherheitsräume markiert.
    Tarnung von Selbstzerstörung als Brandunfall technisch möglich.
    Testweisen Einbau von Erkennungssoftware und Koppelung mit Brandschutzanlage veranlassen.«
    Mikael springt auf. »Oh mein Gott. Die Brandschutzanlage ist losgegangen. Deshalb hat auch dieses Alarmlicht geblinkt. Sie wurde gar nicht nachher ermordet, sondern ist schon in diesem Paradies gestorben. Und wir haben dabei zugesehen und gedacht, sie spielt das alles nur.«
    »Mikael, du musst dich zusammenreißen. Wir stecken ganz schön in der Scheiße. Wenn rauskommt, dass wir darüber Bescheid wissen, sind wir dran.«
    Mikael versucht, sich von ihr abzuwenden, doch Syana hält ihn fest und schaut ihm in die Augen.
    »Hör zu. Es gibt noch zwei andere Leute, die Memos zum Paradies verfasst haben. Einer von ihnen ist ein richtig hohes Tier, Abteilungsleiter für nationale Sicherheit im Verteidigungsministerium. Der andere kommt von der CIA. Das hier ist verdammt noch mal ernst.«
    Mikael reißt sich von ihr los.
    »Wir müssen damit an die Öffentlichkeit gehen!«
    »Genau das werden wir eben nicht tun«, antwortet Syana seelenruhig.
    »Das ist ja wohl nicht dein Ernst, oder? Wir können doch nicht einfach so tun, als wär nichts passiert. Außerdem bin ich das Jennifer schuldig.«
    »Nein.« Syana schüttelt den Kopf. »Du weißt, dass hinter diesem Projekt Mächte stehen, mit denen man es nicht aufnehmen kann. Keiner von uns. Wenn du das öffentlich machst, bist du ein toter Mann. Die kennen da keine Skrupel.«
    Mark Lombardi (1951-2000), amerikanischer Künstler. Lombardi recherchierte als Konzeptkünstler über Verflechtungen von Politik und Wirtschaft. In großformatigen Diagrammen stellte er Netzwerke dar, in denen unter anderem Verbindungen zwischen George W. Bush und der Familie von Osama bin Laden dargestellt werden. Obwohl Lombardi stets betonte, nur mit allgemein zugänglichen Quellen, also Geschäftsberichten, Zeitungsarchiven etc., zu arbeiten, wurde er vom FBI überwacht und während seiner Recherchen mehrfach von Unbekannten bedroht. 2000 fand man ihn, an einem Strick hängend, tot in seinem Atelier. Die Tür war von
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