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1WTC

1WTC

Titel: 1WTC
Autoren: Friedrich von Borries
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Türen öffnen automatisch. Tom und Jennifer steigen aus.
    Ein neuer Gang, wieder Neonröhren, wieder Betonwände.
    »Sind hier auch Kameras?«
    »Ja, hier sind wieder welche.«
    Jennifer legt ihren Arm um Tom. Sie schaut ihm in die Augen. »Ich hab dich vermisst.«
    Warum hier? Warum jetzt? Jennifer kommt noch näher.
    »Aber hier sind doch überall Kameras.«
    »Ach, da kuckt doch eh keiner zu.«
    Jennifer drückt sich gegen Tom. »Komm, küss mich!«
    Syana dreht sich zu Mikael um. »War das so abgesprochen?«
    Mikael antwortet nicht, sondern starrt gebannt auf die Monitore.
    »Nicht schlecht, deine Jennifer. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Kuck du mal, ob wir das noch aus einer anderen Perspektive bekommen. Vielleicht haben wir ja Glück, und die haben eine zweite Kamera in dem Gang.«
    Jennifer schiebt ihr Bein nach oben. Tom spürt ihre Hand am Reißverschluss seiner Hose. So was hat sie doch früher nie gemacht? Liegt bestimmt an ihrem neuen Künstlertypen. Tom ist wütend und erregt. Er greift Jennifer zwischen die Beine. Keine Unterwäsche. Er wirft sie herum, drückt sie an die gegenüberliegende Wand und reißt ihren Rock nach oben.
    »Nein«, schreit Jennifer, doch Tom hört nicht auf. Er umfasst ihre Handgelenke, drückt ihre Schenkel auseinander. Jennifer schreit noch mal »nein« und wird dann plötzlich still.
    Rhythmisches Stoßen.
    »Show you are not afraid!«, schreit Jennifer.
    Toms Bewegungen werden langsamer.
    »Mach weiter!«, flüstert Jennifer ihm ins Ohr. »Mach weiter!«
    Tom bewegt sich wieder schneller und kräftiger.
    »Show you are not afraid«, schreit Jennifer im Rhythmus der Stöße.
    »Fuck capitalism!«
    »Fuck capitalism!«
    »Fuck capitalism!«
    Mikael sieht Toms nackte Pobacken. Dazu im Kopfhörer Toms Stöhnen und Jennifers »Fuck capitalism!«
    »Wahnsinn, aber genial«, stottert Mikael. »Fuck capitalism im World Trade Center. Geil. Ich glaub, das ist ihre Revanche.«
    »Hast du ihr was von uns erzählt?«
    »Ich musste ihr einiges erklären, als sie deine Scheißkamera in meinem Studio entdeckt hat.«
    Syana lacht laut los. »Und ich habe nicht geahnt, dass sie so viel Stil hat. Das ist großartig, Mikael, großartig.«
    9.20 Uhr.
Tom stößt sich von Jennifer weg und zieht seine Hose hoch. »Was war das denn?«
    Jennifer atmet tief durch und streicht ihren Rock wieder nach unten. »Das war Pornografie.«
    »Ich muss das nicht verstehen, oder?«
    »Nein, das musst du nicht. Zeig mir lieber die Räume, die du entwirfst.«
    »Wir sind gleich da. Da drüben ist es.« Tom zeigt auf eine Tür am Ende des Gangs.
    9.25 Uhr.
Mikael und Syana sehen die gleichen Bilder wie in der Eingangssequenz, nur eben vier Stockwerke tiefer. Zentralperspektive in einen gut dreißig Meter langen Gang. Dann eine Stahltür. Tom gibt wieder einen Code ein. Die Tür öffnet sich, die beiden gehen hinein. Tom öffnet eine zweite Tür, die von innen mit Stoff beschlagen ist. Die Tür fällt ins Schloss.
    »Gibt’s da drin keine Kamera?« Mikael will sich gar nicht vorstellen, wie das Ganze jetzt weitergeht.
    »Ja, warte, ich such gerade. Scheiße!«
    »Was denn?«
    »Kein Ton mehr. Aber wenigstens hab ich ein Bild.«
    »Es gibt sogar noch zwei andere Kameras.«
    Mikael zieht die drei Kamerapositionen vom Splitscreen auf die anderen Monitore. Gebannt starren sie auf die Bildschirme. Syana lacht in sich hinein.
    »Jennifer ist großartig. Super Material! Die Sexszene, mit diesem grandiosen Vergewaltigungstouch – wow!«
    Mikael reagiert nicht.
    Der Raum ist leer, hell ausgeleuchtet. Alles ist grau. Fußboden, Decke, Wände aus Beton. Eine Tür aus hellgrauem Stahl, die Innenfelder mit rotem Samt beschlagen. Kabel hängen lose von der Decke herab, Kupferrohre und Versorgungskanäle laufen waagerecht und senkrecht die Wände entlang. In der Mitte hängt ein Kronleuchter mit kristallenen Lüstern, darunter ein rundes Wasserbecken, gekachelt hellblau, noch ohne Wasser. An der Frontseite des Raums sechs Alkoven, vier Meter breit und zwei Meter tief, in einem sind Möbel aufgestellt. Das Ganze sieht aus wie ein halbfertiger Hamam in einem Designhotel.
    9.27 Uhr.
Tom führt Jennifer durch den Raum. Er zeigt auf die verschiedenen Einbauten und scheint etwas zu erklären.
    Plötzlich blinken an mehreren Stellen Alarmleuchten. Aus den Sprinklern an der Decke spritzt eine Flüssigkeit auf den Boden. Jennifer ruft etwas, hält sich die Hände an den Brustkorb und setzt sich auf eine der Stufen, die zum Whirlpool
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