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1WTC

1WTC

Titel: 1WTC
Autoren: Friedrich von Borries
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lieber rausfinden, was da passiert ist. Denk doch mal nach. Die Polizei findet zwei Personen, misshandelt und erschossen. In einem gestohlenen Auto. In Red Hook.«
    »Ja, ich weiß. Ich habe den Artikel auch gelesen.«
    »Aber an dem Artikel ist was faul, und zwar richtig.«
    »Ein Fake?«
    Syana seufzt und nimmt Mikael in den Arm. »Mikael, sie ist tot. Guck dir doch das Foto an. Aber die Umstände … Da stimmt einfach was nicht. Die Polizei sucht nach Hinweisen aus der Bevölkerung. Gleichzeitig werden Jennifers Nachbarn ausgefragt. Es gibt also Leute, die wissen, dass das Jennifer und Tom sind.«
    Mikaels Blick ist leer.
    »Und warum suchen die dann nach Hinweisen?«
    »Geheimdienst, Mikael. Die Polizei weiß nicht, wer da liegt, aber der Geheimdienst weiß es. Da unten im Keller muss irgendwas passiert sein, von dem niemand erfahren soll.«
    Mikael steckt die Zeitung ein und rennt aus Syanas Studio, die Kent Avenue entlang in Richtung der Navy Yards. Er setzt sich auf die Quaimauer und schaut aufs Wasser.
    Er kann nicht fassen, dass Jennifer tot ist. Egal weshalb sie sterben musste, er trägt daran eine Mitschuld. Falls Tom sie getötet hat, dann nur, weil er Jennifer dazu gebracht hat, alleine mit Tom auf diese Baustelle zu gehen.
    Und wenn es nicht Tom war, sondern ein Geheimdienst dahintersteckt? Immerhin hat Jennifer sich in letzter Zeit beobachtet gefühlt. FBI, CIA, Counterterrorism Center? Aber welches Interesse hat ein Geheimdienst an Jennifer? An einer toten Jennifer? Wegen der Überwachungskameras bringt man doch niemanden um. Nein, Jennifers Tod ergibt keinen Sinn.
    Mikael schlägt die Zeitung auf, liest noch einmal den Artikel und betrachtet das Foto. Dann reißt er die Zeitung langsam in kleine Stücke und wirft sie einzeln in den Fluss. Die Schnipsel treiben einen Moment auf dem Wasser und gehen dann unter.
    Eine halbe Stunde später steht Mikael wieder bei Syana in der Tür.
    »Du hast recht. Polizei ist der falsche Weg.«
    »Gut, dass du das einsiehst. Wir finden selbst raus, was da passiert ist. Ich versprech’s dir.«
    Syana hat bereits einen großen Bogen Papier auf dem Tisch ausgebreitet.
    »Lass uns erst mal einen Plan machen. Welche Fragen haben wir?« Ohne eine Antwort abzuwarten, schreibt sie »Tom« in die Mitte. »Tom ist der Schlüssel. Er ist die Verbindung. Wir müssen herausfinden, wer Tom ist.«
    Syana schreibt »Keller« auf das Papier. »Hier haben wir sie zuletzt gesehen.«
    Sie bemerkt Mikaels skeptischen Blick. »Wart’s ab. Am Ende fügt sich alles zu einem Bild zusammen. Wie bei einem Puzzle. Als du eben weg warst, hab ich mir noch mal den Film angesehen. Der Raum liegt im vierten Tiefgeschoss. Da sind normalerweise Lager und Technikräume. Aber der Raum, in den Tom Jennifer führt, ist kein Technikraum. Tom nennt ihn ja auch ›Mein Paradies‹. Erinnerst du dich noch an die Einrichtung?«
    »Klar, da war ein Kronleuchter. Eine Liege und ein Sessel. Und ein Whirlpool.«
    »Eben. Das ist kein normaler Kellerraum. Die Tür war eine Doppeltür, innen mit Stoff beschlagen. Seltsam. Wir müssen wissen, was dieses Paradies sein soll.«
    Syana schreibt »Paradies« neben »Keller« und macht einen Kreis um beide Begriffe.
    Dann zeichnet sie einen weiteren Kreis. »Wenn wir wissen, welche Funktion dieser Raum hat, sind wir ein Stück weiter. Dann kriegen wir vielleicht auch raus, was es mit dem Mord auf sich hat.«
    Syana hängt die Mindmap an die Wand.
    »So. Und jetzt arbeiten wir uns vor, bis wir am Ziel sind. Wir fangen mit dem einfachsten an. Mit Tom.«
    Syana setzt sich an ihren Rechner.
    »Okay, neues Spiel. Unsere Zielperson ist Tom.«
    »Was soll das denn jetzt?«
    »Hab ich dir doch oft genug erklärt. Wir suchen Informationen über Tom. Da draußen …« – Syana macht eine ausholende Bewegung – »… da draußen sind Hunderte Hacker, die jetzt in den verschiedensten Datenbanken nach Tom suchen. In ein paar Minuten wissen wir mehr über ihn, als du dir vorstellen kannst.« Syana schaut Mikael zufrieden an. »Und ich durchsuche mal die Rechner von SOM. Toms Personalakte habe ich schon. Lies die mal.«
    Zehn Minuten später legt Mikael die Akte beiseite. »Tom war lange beim Militär, im Irak und in Afghanistan. Erst danach hat er Architektur studiert. Interessensgebiete Politik, Macht und Raum, schreibt er jedenfalls in seiner Bewerbung. Sonst nichts Auffälliges. Dann sind da noch die Arbeitsproben, die er bei der Bewerbung abgegeben hat. »
    Sag mal, steht da auch
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