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1WTC

1WTC

Titel: 1WTC
Autoren: Friedrich von Borries
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gedacht, dass Jennifer so entspannt ist, was die Sache mit Syana angeht. Dafür jetzt diese merkwürdige Überwachungsparanoia. Er sucht nach einer Antwort, die nicht nach reiner Beschwichtigung klingt. »Wir können ja in den nächsten Tagen zur Civil Liberties Union gehen und uns beraten lassen.«
    »Gute Idee. Aber diese Woche haben wir keine Zeit für so was. Wir müssen möglichst bald die Abschlussszene drehen. Damit du die elende Überwachungskamera wieder abmontieren kannst.« Jennifer neigt den Kopf zur Seite und sieht Mikael ein wenig spöttisch an.
    Er schaut zu Boden. Es ist ihm unangenehm, dass jetzt auch noch Jennifer anfängt, ihn aufzuziehen. Gleichzeitig bewundert er sie für ihre Coolness.
    »Was kam denn eigentlich bei dem Treffen mit Tom raus?«
    »Er führt mich übermorgen über die Baustelle.« Jennifer schaut Mikael triumphierend an. »Und dann kommt das blöde Ding weg. Auf Dauer wird mir das vielleicht doch zu pervers.«
    Zwei Tage später. Die Vorbereitungen für den letzten Dreh sind abgeschlossen. Der Countdown läuft.
    Syana hat sich von Freunden einen unauffälligen weißen GMC Vandura geliehen. Der Laderaum ist vollgestopft mit Empfängern, Rechnern und Monitoren. Auf den Seitenflächen des Vans hat sie den Schriftzug »Data Service & Protection International« angebracht. Die Ausrüstung haben Mikael und sie über Nacht getestet. So weit sollte also alles reibungslos laufen.
    Jennifer hat sich Klamotten zusammengesucht und ihren Auftritt geplant. Nachdem sie bislang das amerikanische Durchschnittsmädchen dargestellt hat, das sich unvermutet gegen die Videoüberwachung wendet, will sie im neuen World Trade Center etwas anderes ausprobieren. Sie macht sich als Vamp zurecht, als Szene-Königin, die nach durchfeierter Nacht den heißesten Mann im Club ins Taxi lockt.
    7.00 Uhr.
Dichter Verkehr in Manhattan. Mikael und Syana suchen einen Parkplatz. Kameras auf Baustellen sind meistens schlechter gesichert als zum Beispiel in Banken. Südlich des Geländes, in der Nähe der Sicherheitszentrale, hätte sie Zugriff auf fünfundachtzig Überwachungskameras, die auf der Baustelle installiert sind und ihre Bilder über WLAN senden.
    Im Laderaum des Van hat Syana vier große und vier etwas kleinere Monitore installiert. Die großen Bildschirme sind in je zwölf Fenster unterteilt, so können Syana und Mikael die Bilder von achtundvierzig Kameras gleichzeitig sehen. In jedes Bildfenster werden im Zehn-Sekunden-Wechsel die Bilder von zwei Kameras eingespielt. So haben sie alle Kameras im Blick. Auf die vier kleineren Monitoren können sie die Bilder der Kameras schalten, vor denen gerade etwas passiert.
    7.15 Uhr.
Der Lieferwagen eines Reinigungsunternehmens macht einen Stellplatz frei. Direkt gegenüber steht der Container, in dem sich die Sicherheitszentrale der Baustelle befindet. Optimale Ausgangssituation. Syana checkt noch einmal die Technik, scannt die fünfundachtzig Kameras. Alles funktioniert, und es ging schneller als geplant.
    7.20 Uhr.
Mikael und Syana holen sich im Starbucks in der Vesey Street Kaffee und Croissants.
    »Was ist eigentlich Data Service & Protection International?«
    »Meine Firma.«
    »Du hast ’ne Firma? «
    »Ach Mikael«, antwortet Syana und schaut ihn dabei an, als ob er ein kleiner Junge wäre, »irgendwie muss ich ja das Geld für die Ausrüstung verdienen. Und wenn man in Manhattan einen ganzen Tag lang sein Auto parken will, braucht man dafür eine Genehmigung.«
    »Und was hast du als Grund angegeben?«
    »Sicherheitsüberprüfung von Funknetzen. Das machen wir ja wirklich.« Syana lacht. »Die Funknetze hier sind nicht sehr sicher, das ist das wahrscheinliche Ergebnis.«
    7.30 Uhr.
Tom kommt vom Joggen zurück. Er duscht und zieht sich an. Klassisches Architekten-Outfit, komplett schwarz. Bevor er sich mit Jennifer trifft, geht er noch kurz ins Büro. So hat er nach der Führung noch Zeit für ein Mittagessen mit ihr.
    7.35 Uhr.
Mikael starrt auf die Monitore. Syana steht hinter ihm und drückt ihren Schritt gegen seinen Hinterkopf.
    »Nicht jetzt.«
    »Warum denn nicht?« Syana schiebt ihren Rock hoch.
    »Weil ich keine Lust habe.«
    »Ach komm.« Syana lacht und fährt mit ihren Fingern Mikaels Hals hinab.
    »Nein, lass mich. Ich muss mich konzentrieren.«
    7.45 Uhr.
Jennifer kommt aus dem Bad und zieht sich an. Schwarzer Seiden-BH, dünnes weißes Tank-Top, das bei jeder Bewegung den Blick auf die Spitze an ihrem BH freigibt. Kurzer schwarzer Rock, der
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