Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
sehr elegant, blickte verärgert auf. »Wie interessant! Du hattest also deine schönsten Zeiten, als wir uns noch gar nicht kannten!«
    »Mein Gott, du weißt doch ganz genau, wie es gemeint war! Ich wollte euch nur klarmachen, daß es mir verdammt schwerfällt, Olaf mit einer linken Tour auszutricksen.«
    »Es ist keine linke Tour«, sagte Helga. »Doch.« »Na gut. Aber keine, die auffliegen könnte.«
»Darum geht es nicht.«
»Genau darum geht es.« Sie faltete ihre Serviette und fuhr fort: »Aber ich finde, wir sollten die Sache unter uns besprechen.«
    »Kommt mir bekannt vor«, sagte Carsten. »Wenn’s spannend wird, klammert man die lieben Kleinen aus.« »Junge, versteh doch! Papi und ich …«
    »Ja, ja, ich weiß«, fiel Carsten der Mutter ins Wort, »ihr wollt uns raushalten aus dem Kampf um die Reederei, aber ich meine, der geht uns durchaus was an. Solltet ihr das Rennen machen und später, vielleicht in zwanzig oder dreißig Jahren, ein hoffentlich sorgenfreies Altwerden zelebrieren, werden wir …«
    »Red nicht so geschwollen!« fuhr Hanna ihm über den Mund, und dann wandte sie sich an die Eltern: »Trotzdem, er hat natürlich recht. An dem Spanien-Flop habt ihr uns ja auch kräftig teilnehmen lassen. Du, Papi, hast sogar gesagt, das wär’ geradezu ein Lehrstück für uns. Es ginge im Leben eben nicht immer nur bergauf. Aber ich kann jetzt sowieso nicht mitreden, muß zu Holger. Wir machen Mathematik.«
    »Wann bist du zurück?« Die Frage des Vaters klang besorgt, und Hannas Antwort rechtfertigte seine Sorge: »Morgen mittag nach der sechsten Stunde, also gegen halb zwei. Und bitte nicht schon wieder eine Predigt! Ich bin achtzehn. Macht’s gut!«
    Sie ging hinaus, und der Vater mußte seine Predigt wohl oder übel hinunterschlucken. »Gehen wir nach nebenan«, sagte er, »und zwar zu dritt.«
    Helga läutete nach dem Mädchen, und als es eingetreten war, sagte sie:
»Wir nehmen den Kaffee im Gartenzimmer.«
»Ja, Frau Theunissen.«
Wenig später saßen sie in Korbstühlen an der großen geöffneten Tür, die in den Garten führte. Am Rande der ausgedehnten, makellosen Rasenfläche blühten gelbe Dahlien vor blauen Hortensien.
Das Mädchen brachte den Kaffee, schenkte ein und ging wieder.
»Sieh mal, John«, Helga schlug jetzt einen versöhnlichen Ton an, »es dreht sich doch letzten Endes um die Frage, wessen Bilanz nach Ablauf der sechs Jahre die bessere ist. Olaf liegt zur Zeit vorn. Erstens hat er ein Schiff mehr, und zweitens wissen wir von Herrn Heinson, daß er, jedenfalls für die nächsten Monate, die besseren Frachtverträge hat. Wir wissen auch, daß seine OLGA THEUNISSEN nach Talcahuano geht und dort eine Ladung Edelholz übernimmt, die er günstig eingekauft hat. Den Gewinn aus diesem Geschäft steckt er mit Sicherheit in die Reederei. Würden wir ja auch machen, nur gibt’s bei uns leider keine Überschüsse. Aber wir haben …, oder vielmehr du hast einen Freund, Mortimer Finchley, der zufällig sehr reich ist und …«
»Helga, ich hab’ es dir schon gestern abend gesagt! Wenn Mortimer mir tatsächlich mit ein paar Millionen unter die Arme greift, dafür seine Zinsen kassiert und das Geld ein paar Jahre nach der Wiedervereinigung der beiden Reedereihälften zurückbekommt, so läuft das doch in unseren Büchern als Verbindlichkeit, und …!«
»Eben das wird nicht geschehen, weil das Geschäft über die Immobilien-Firma abgewickelt wird. Du verkaufst Mortimer die Ferienanlage PLAYA HERMOSA, und er zahlt dafür einen Preis, der dich Olaf gegenüber nach vorn bringt. In einem geheimen zweiten Vertrag wird dieser Handel annulliert und als das ausgewiesen, was er ist, als ein normales Darlehen.« Carsten hob die Rechte und redete gleichzeitig drauflos: »Also, das hast du clever ausgebrütet, aber nicht clever genug. Selbst wenn der zweite Vertrag wirklich geheim bleibt und die Zinszahlungen und die Ablösung des Darlehens völlig verdeckt erfolgen, wird man den Schwindel ans Licht bringen, und zwar einfach deshalb, weil vor dem Finanzamt jedes Geschäft und zumal eins in dieser Größenordnung seine Plausibilität, seine Logik haben muß, und die hätte ein so einträglicher Verkauf von PLAYA HERMOSA ganz bestimmt nicht. Folglich würde man nachfassen. Die Überprüfung ergäbe dann, daß das Objekt wegen des Baustopps und der sonstigen Schwierigkeiten mit den spanischen Behörden nicht mal ein Zehntel von dem wert ist, was Mortimer gezahlt hat. Außerdem stieße man auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher