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1991 - Mhogenas Entscheidung

Titel: 1991 - Mhogenas Entscheidung
Autoren: Unbekannt
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nicht.
    Ich weiß, dachte ich. Es ist mir schon aufgefallen, als Mhogena mir am - mein photographisches Gedächtnis lieferte das genaue Datum, ohne daß ich mich bemühen mußte - zehnten Januar 1291 die Geschichte seines Lebens erzählte. Und du hast mich auch darauf aufmerksam gemacht. Mich wundert nur, daß es von den Historikern, die uns nach Chearth begleitet haben, kein einziger bemerkt hat. Manchmal können diese Experten ja wahre Korinthenkacker sein, die tagelang inbrünstig über die kleinste Kleinigkeit diskutieren.
    Aber etwas anderes scheint weder dir noch diesen... Beckmessern aufgefallen zu sein, erinnerte mich der Logiksektor etwas höflicher, als ich es gewesen war. Wie kann ein Tiefenbahnhof noch immer etwas in die Tiefe befördern oder zumindest auf dem Weg dorthin in einer mehrdimensionalen Umgebung verschwinden lassen? Das Tiefenland hat sich aufgelöst, ein Großteil seiner Materie materialisierte sich im Normaluniversum, und die Grube wurde später vom Neutrum ersetzt, das die Funktionsprozesse der künstlichen Riesensonne Taknu von einem Lichtmonat Durchmesser lenkt, die aus der Substanz des ehemaligen Tiefenlandes geschaffen wurde.
    Das Neutrum hat die Energie der Grube aufgenommen und damit den Zugang zur Tiefe endgültig verschlossen, erwiderte ich. Aber die Tiefe selbst existiert natürlich wie eh und je. Sie ist eine Art universelle Konstante, eben der Raum unter dem Raum, die ndimensionale Schicht, die die einzelnen Universen des Multiversums voneinander teilt.
    Aber die Grube existiert nicht mehr, und dieser sechsdimensionale Tunnel führte zu ihr!
    Ich hatte keine Antwort darauf. Immerhin wußte ich nun, auch der Logiksektor ging mittlerweile davon aus, daß wir mitten ins Zentrum der Gomrabianischen Hyperraumhügel flogen. In einen Tunnel, der zumindest jenen ähnelte, die bis zum Jahre 429 NGZ in die Grube führten, von der aus es dann in die Tiefe selbst weitergegangen war.
    Die Tiefe war mir nicht fremd. Allerdings war es über achthundertundfünfzig Jahre her, daß ich sie betreten hatte. Mein photographisches Gedächtnis hielt die Zahlen parat und beschwor Bilder herauf.
    Es war am dritten Oktober 427 NGZ gewesen, als ich zusammen mit Jen Salik in Kristallsärgen durch einen sechsdimensionalen Tunnel in die zwölftausend Kilometer durchmessende und sechstausend Kilometer tiefe schüsselförmige Grube, das eigentliche Tor zur Tiefe, transportiert worden war. Von dort aus waren wir mit einer transparenten, eiförmigen Kabine des Tiefenfahrstuhls einen mehrere Kilometer durchmessenden, von kalten roten Flammen erfüllten Schacht hinabgefahren.
    Dabei hatten sich Visionen bei mir eingestellt. Ich hatte unter anderem meinen Roboter Rico gesehen, Mirona Thetin, einen Zweitkonditionierten und die Gesichter zahlreicher Freunde und Feinde.
    Wie Mhogena mir während des Unternehmens Propaganda berichtet hatte, hatte er ähnliche Erscheinungen gehabt, als er von Botagho, seinem Vorgänger als Fünftem Boten, einer Prüfung unterzogen worden und in den sechsdimensionalen Tunnel eingeflogen war. Zum Beispiel hatte ihn eine Bestie angegriffen, ein Ahnherr der Haluter. Ich hatte das als eine Art von Rassenerinnerung aufgefaßt, denn seine Vorfahren, die Maahks, waren ja gnadenlos von den Riesen aufgerieben worden.
    Allerdings hatte der Gharrer auch einen Artgenossen Drul Drulensots beschrieben, des kauzigen Tiefenzöllners, der mich damals in Empfang genommen hatte. Drulensot mit seinem einen Meter durchmessenden, kugelförmigen grünen Körper, um dessen Mitte sich ein Band in tiefen Höhlen liegender, menschenähnlicher roter Augen zog, war von so eigenartiger Gestalt, daß jede Möglichkeit ausgeschlossen war, es zufällig mit einem ähnlich aussehenden Wesen zu tun zu haben, das kein Tiefenzöllner war.
    Ein Tiefenbahnhof, überging der Extrasinn meine Bemerkung und bekräftigte seinen gerade erfolgten Einwand, stellt mittels eines sechsdimensionalen Tunnels die Verbindung vom Einstein-Universum zur Grube dar. Dort bist du umgestiegen in den Tiefenfahrstuhl, der einen mehrere Kilometer durchmessenden erfüllten Schacht in die Tiefe selbst hinabfuhr. Darin hast du die Visionen gehabt, die Mhogena gehabt hat, und darin hast du die kalten roten Flammen gesehen.
    Ich spürte, daß meine Augen tränten. Ich weiß, dachte ich. Plötzlich interessierte mich überhaupt nicht mehr, daß Mhogena mich permanent Freund Atlan nannte.
    Ein Psychotrick. Du weißt, wie du Cistolo Khan aus der Fassung
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