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1988 - Die Diener der Materie

Titel: 1988 - Die Diener der Materie
Autoren: Unbekannt
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Ratlosigkeit, ertönte ein alles durchdringendes Geräusch.
    Es handelte sich um eine Art Gong, nur mit einem sehr viel größeren Tonvolumen, das den Saal und die Maschinen zum Zittern brachte.
    Das Tonsignal ertönte mehrere Male hintereinander.
    Samaho nahm als sicher an, daß der Gong von draußen erklang, und er fragte sich, welche Sorte Geräusch es war, die sowohl den schallabsorbierenden Dunst als auch die Mauern des Gebäudes durchdrang.
    Er hielt es für denkbar, daß draußen mit den ersten Aktivitäten gegen ihn begonnen wurde.
    Ein paar Sekunden lang wartete er atemlos ab, gefaßt auf folgenschwere Ereignisse, dann besaß er die Nerven nicht mehr.
    Torr Samaho machte auf dem Absatz kehrt und stürmte nach draußen, so schnell es mit dem ungeschlachten Zyklopenleib zu schaffen war.
     
    *
     
    Auf dem Plateau gab es nichts zu sehen, was neu war, keine offensichtliche Gefahr und keinen unverhofften Besucher. Das Geräusch erwies sich jedoch als zutiefst real, es erklang noch einmal, als er das Gebäude verließ, und mehrere Male danach, als er bereits mit raumgreifenden Schritten über den Kies eilte.
    Die Richtung, die er hielt, war willkürlich. Samaho hatte das Gefühl, daß der Gong von allen Seiten zugleich erklang.
    Am Plateaurand verfestigte sich die Erde zu einem nicht sehr breiten, dunklen Felsengrat. Jenseits des Grates schien die Welt zu Ende zu sein. Von einem unsichtbaren Boden stiegen Nebelschwaden auf, so dicht, daß der Blick selbst im Infrarotspektrum nur ein paar Meter weit reichte.
    Torr Samaho fragte sich, ob er mit seinem einen Auge möglicherweise nicht gut genug sehen konnte. Doch die Milliarden von Lichtrezeptoren waren über eine riesige Netzhautfläche verteilt und lieferten ein unübertroffen deutliches Abbild der Umgebung.
    Das Geräusch wurde irgendwo unterhalb des Plateaus erzeugt, auch wenn er es nicht sehen konnte.
    Wie tief es jenseits der Felsgrate in die Tiefe ging, darüber ließ sich kein Aufschluß gewinnen.
    „Ist da unten jemand?" brüllte er mit aller Macht seiner Stimme.
    Niemand gab ihm eine Antwort.
    Samaho rechnete damit, daß der Dunst seine Stimmkraft absorbierte, bevor ein Laut am Boden angekommen war. Doch ebensogut war es möglich, daß in weitem Umkreis kein Leben existierte. Die Tatsache, daß eine Folge von Gonggeräuschen ertönt war, bewies noch lange nicht das Vorhandensein von Leben.
    Er kniete an den Rand des Plateaus, ging so tief wie möglich und tastete mit seinen drei Meter langen Armen den Felsenrand ab. Seine Siebenfingerhände verschwanden im Dunst. Senkrecht abfallenden Felsen, stellte er fest, ohne eine markante Stelle und ohne einen Hinweis, daß sich irgendwo eine geeignete Stelle zum Klettern befand.
    Interesssant schien ihm die Feststellung, daß der Nebel nicht aus gasförmig gelöstem Wasser bestand - der Hauch von Feuchtigkeit wäre ihm nicht entgangen -, sondern aus einer anderen, nicht definierbaren Substanz.
    Aus seinem Unterbewußtsein stiegen seltsame Gedanken auf. Von einem „terminalen Ozean" und von „temporalem Nebel" war die Rede, doch es waren nicht seine eigenen Gedanken, sondern es mußte sich um Relikte des Geistes handeln, der den Zyklopenkörper vor Samaho besessen hatte.
    Temporaler Nebel... Dieser Planet, über den er nichts wußte, befand sich im Einzugsgebiet der Materiequelle von Erranternohre.
    Samaho hielt es für denkbar, daß an einem solchen Ort seltsame Phänomene entstehen konnten.
    Als er bereits aufspringen und sein Glück an einer anderen Stelle versuchen wollte, verstummte das Geräusch.
    Mit Sorgfalt horchte Torr Samaho in den Dunst hinaus. Doch die Chance, etwas über die Umgebung des Plateaus zu erfahren, war verstrichen.
    Er schlenderte mit behäbiger Gangart den Felsengrat entlang, den Blick stets auf den Schnittpunkt zwischen Nebel und Stein gerichtet, und suchte nach Anhaltspunkten. Aber es schien nichts zu geben außer dem grauen Wallen, das bereits nach kurzer Zeit seine Nerven strapazierte. Er kam am Anfang seiner Wanderung wieder an, ohne daß er auf irgend etwas gestoßen wäre, was er einem fiktiven Gesprächspartner hätte berichten können.
    Vor seinem inneren Auge entstand ein Bild: Das Plateau stellte den Abschluß einer mehrere Kilometer durchmessenden Felsnadel dar, die knapp aus einer geschlossenen Wolkendecke hervorragte.
    Ein zweites und ein drittes Mal umrundete er das Plateau. Er tat es in der Gewißheit, daß er über Zeit im Überfluß verfügte.
    Als er nach der hundersten
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