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1988 - Die Diener der Materie

Titel: 1988 - Die Diener der Materie
Autoren: Unbekannt
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am rechten Arm des Mannes festzuklammern, am Trizepsansatz über dem Ellenbogen, und zerrte mit aller Macht.
    Muel-Chen schüttelte ihn in einer heftigen, in der Form nicht erwarteten Bewegung ab. Er schien die Kräfte eines Wahnsinnigen zu besitzen.
    Rhodan stürzte zu Boden, und er wußte, daß er ein bemitleidenswertes Bild abgab; ein schwankender Betrunkener, der versuchte, einen mindestens ebenso betrunkenen, halbtoten Mann aus einem Sessel zu ziehen.
    Er spürte förmlich, wie der strahlende Lamellenkäfig um das gold- farbene Carit der SOL-Außenhülle strich.
    „Rakane! Wie weit sind Sie?"
    Der Haluter gab keine Antwort. Rhodan fürchtete eine Sekunde lang, der weiße Riese habe ebenfalls das Bewußtsein verloren, doch Rakane stand in einer seltsam verkrümmten Haltung über ein Schaltpult gebeugt und nahm mit trostlos geringer Geschwindigkeit Manipulationen vor.
    Rhodan schaffte es, noch einmal auf die Beine zu kommen.
    Er warf sich halb über den Emotionauten. Sein Kopf stieß mit einem deutlich vernehmbaren Krachen gegen das Material der SERT-Haube, dennoch umklammerte er Muel-Chens Brustkorb und ließ sich nicht abschütteln, auch von heftigen Bewegungen nicht.
    Rhodan spürte, daß er nicht mehr lange aktionsfähig bleiben würde.
    Mit dramatisch nachlassendem Koordinationsvermögen zog er Muel-Chen von der Lehne weg.
    Er hatte das Gefühl, als dauere der Kampf eine halbe Stunde, in Wahrheit waren es nur zwei Minuten.
    Muel-Chen schlug mit zuckenden Gliedern auf dem Boden auf - wie vorher Rhodan selbst - und verlor in derselben Sekunde das Bewußtsein.
    Die SERT-Haube fuhr automatisch hoch und arretierte in Standby-Stellung.
    Der Gegner in seiner Kapsel aus Energie war damit wirksam ausgesperrt, davon ging Rhodan aus.
    „Rakane!"
    „Ich bin..."
    Mehr sagte der Haluter nicht. Doch Rhodan rappelte sich von neuen auf, er drehte sich zu dem Riesen um und registrierte, daß Rakane sich nicht mehr bewegte.
    Ich bin... fertig! - das hatte Rakane zum Ausdruck bringen wollen.
    „SENECA!"
    Eine Sekunde verstrich, die für sein Empfinden eine Ewigkeit dauerte, dann meldete sich das Bordgehirn: „Ich bin ab sofort wieder handlungsfähig. Das Plasma zeigt nach wie vor schwere Fehlreaktionen, doch es kann mich nicht mehr beeinflussen. Aufgrund des besorgniserregenden Zustandes der Besatzung habe ich das Schiff soeben in automatische Steuerung übernommen."
    „Haben wir die Kapsel noch in der Ortung?" formulierte Rhodan mühevoll seine Frage.
    „Jawohl. Das fragliche Objekt nimmt soeben an der oberen Polschleuse der SOL-Zelle Eins Manipulationen vor, über deren Natur ich leider nichts aussagen kann."
    Rhodan hätte schwören können, daß SENECAS Stimme überrascht klang, obwohl ihm eine solche Emotion ohne das Bioplasma nicht möglich war.
    „Befindet sich im Umkreis der fraglichen Stelle ein Zugangsschott?"
    „Ein Frachtluk", antwortete SENECA prompt. „Versorgungsschott 66c-2."
    „Verzeichnisdaten des zuständigen Knotenrechners abrufen!" kommandierte Rhodan mühevoll.
    Wieder verstrich eine Sekunde, die sich scheinbar ewig dehnte.
    „Knotenrechner kann nicht abgefragt werden!"
    Er verzichtete darauf, nach dem Grund zu suchen. Rhodan konnte sich denken, daß auf eine noch geheimnisvolle Weise das Wesen in der Lamellenkugel dabei war, sich einen direkten Zugriff auf das Innere des Schiffes zu verschaffen.
    „Besteht ein direkter stofflicher Kontakt der Energiekapsel zur Außenhülle der SOL?"
    „Negativ. Die Meßgeräte weisen einen Abstand von konstant achtzig Zentimetern aus."
    „Energieflüsse?"
    „Ein hochfrequenter Modulationsstrom kann angemessen, aber nicht entschlüsselt werden."
    Rhodan schüttelte verzweifelt den Kopf, um die Gedanken freizubekommen.
    „Aktuelle Geschwindigkeit der SOL?" fragte er ab.
    „Liegt bei 43 Prozent Licht."
    „Wir müssen das Objekt jetzt loswerden, SENECA..."
    Auf welche Weise?
    Rhodan glaubte, daß er den Bordrechner das hatte sagen hören, aber er war sich seiner Wahrnehmungen nicht gewiß. Einen Moment lang mußte er den Kopf senken, unter einer Schmerzattacke von vernichtender Wucht. Er kämpfte darum, bei Bewußtsein zu bleiben, weil er weder SENECA noch dem zur Säule sedimentierten Blo Rakane zutraute, das Schiff im Alleingang vor dem Untergang zu retten.
    „Rhodan...", vernahm er die tiefe, grollende Haluterstimme, scheinbar ein Lichtjahr weit entfernt, zu einer kaum mehr verständlichen Lautfolge gedehnt. „Perry Rhodan, was ist mit Ihnen, Sie
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