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1988 - Die Diener der Materie

Titel: 1988 - Die Diener der Materie
Autoren: Unbekannt
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Gestalt.
    „Cairol!" rief er aus.
    Der Roboter drehte sich nicht um, doch sein Hals bog sich, ohne daß das Metall Falten warf, und er bedeutete Samaho mit einer nachdrücklichen Geste, Ruhe zu halten.
    Samaho schwieg.
    Aber nicht aus Gehorsam - eine Wahrnehmung von schockierender Intensität raubte ihm den Atem.
    Die schleimige Spur führte zu einem froschähnlichen, nur einen Meter großen Leib, der neben Cairol am Boden hockte. Das Wesen verströmte einen Impuls von mentaler Gewalt, eine peinigende Intensität, die einen schwachen Geist getötet hätte. Es verfügte über eine geistige Kraft, die der seinen zumindest ebenbürtig war.
    Samaho machte sich klar, daß nicht er das Ziel des Impulses darstellte, sondern daß er lediglich eine unbeabsichtigte Streuung aufnahm.
    Der Frosch empfand Angst. Eine kreatürliche, jegliche Beherrschung raubende Furcht vor einer unbekannten Bedrohung.
    Aus dem offenstehenden Maul des Froschwesens entrollte sich eine schlangenartig tastende, gespaltene Zunge.
    Schüchernd tänzelte der Auswuchs auf das Bein des Zyklopen zu, auf den bewegungslos in seiner Konserve gelagerten Rohkörper, und Samaho sah im selben Moment klar voraus, was sich jetzt gleich ereignen würde.
    Er kapselte instinktiv seinen Geist ab. Dennoch traf der Schlag ihn mit einer vernichtenden Wucht.
    Ein mentales Potential, so stark wie das Menta von vier Millionen Crozeiren, wechselte in einer psychoelektrischen Entladung vom Froschkörper in den Leib des Zyklopen über.
    Der Frosch blieb reglos am Boden hocken, und Samaho konnte sehen, wie das gewichene Leben den aufgeplusterten Leib in sich zusammensacken ließ. Am hinteren Ende wurden Exkremente ausgestoßen; der Auswurf zeigte, daß der Tod soeben eingetreten war.
    Statt dessen fingen die Beine des Zyklopenleibs zu zucken an, in einer wahnsinnig anmutenden Folge, als gelte es, sich von einer tonnenschweren Last oder einem klebrigen Netz freizustrampeln.
    Cairol drehte sich zu Torr Samaho um und sprach ihn tonlos an: „Das ist Paradyn Smonker. Er wird dein Bruder sein, ein Diener der Materie. Wenn die Vorbereitungen ausreichend weit fortgeschritten sind, wird er die Kosmische Fabrik NAR SARENNA führen."
     
    *
     
    Samaho raste hinter dem Roboter her ins Freie, und er war dennoch nicht schnell genug, Cairol auf seinem Weg aufzuhalten.
    Bevor er etwas unternehmen konnte, war das Geschöpf bereits verschwunden. Die Walze schraubte sich schwerelos in den dunstigen Himmel über dem Plateau.
    In den Verwirbelungen, die der riesenhafte Körper auf seinem Weg in den Orbit erzeugte, glaubte Samaho für den Bruchteil einer Sekunde ein Objekt zu erkennen, dessen Anblick sein Herz höher schlagen ließ. Es war eine Kosmische Fabrik, eine Festung für den freien Weltraum, und eines der mächtigsten Objekte, die es im Universum geben konnte: MATERIA. Oder NAR SARENNA, gestand er sich ein, eines der Schwesterschiffe, das war ebenfalls denkbar.
    Samaho verharrte eine Weile im Freien, bis er sicher war, daß sich nichts mehr ereignen würde. Der temporale Nebel rings um das Plateau hatte sich wieder gehoben und umgab die Felsnadel bis zum oberen Grat.
    Wo vor einer halben Stunde noch die Treppe gewesen war, ließ sich nun nichts mehr erkennen. Samaho fand jedoch die Spuren, die er bei seiner Kletterpartie im Kies hinterlassen hatte, und er markierte die Stelle zusätzlich durch einen in aller Eile aus Erde aufgeschichteten Haufen. Er wollte nicht riskieren, zu einem späteren Zeitpunkt die Stelle durch unvorhergesehene Umstände nicht wiederzufinden.
    Dann erst kehrte er in das Gebäude zurück.
    Er konnte die Gegenwart einer zweiten Person deutlich spüren, ein machtvolles Potential, von einem ähnlichen Menta-Wert geprägt wie er selbst.
    Mit Unbehagen trat er in die Maschinenhalle.
    An der Wand saß regungungslos der sechs Meter große Zyklop. Das eine Auge war weit aufgerissen. Die Raubtierkiefer schienen vor nervöser Anspannung zu beben.
    Dann hob der andere einen Arm, er deutete fassungslos auf den Froschleichnam, und er fragte in einer Sprache, die für Torr Samaho undeutlich, aber merkwürdig vertraut klang: „Das da... Bin das... ich?"
    „Du warst es. Jetzt bist du ein unsterblicher Zyklop, Paradyn Smonker."
    Der spitz zulaufende Kopf des anderen ruckte hoch. „Woher kennst du meinen Namen?"
    „Von Cairol."
    „Wie lautet dein Name?"
    „Torr Samaho."
    „Und was... was geschieht jetzt?"
    „Wir warten", erklärte Samaho ihm lakonisch. „Vielleicht zwanzig
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