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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier
Autoren: Robert Ludlum
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schwere eiserne Behälter, der von Holzbrettern umgeben war, unter der Spannung ächzend auf die Ladeplattform hinausgezogen. Er wurde mit Ketten vorn befestigt, zusätzlich spannte man noch Riemen darüber.
    Savarone Fontini-Cristi überzeugte sich, daß die Kassette einwandfrei befestigt war. Als er zufrieden war, trat er zurück, und der Lichtkegel seiner Taschenlampe beleuchtete die mönchischen Symbole, die die hölzerne Außenverschalung trug.
    »Dann ist es also nach fünfzehnhundert Jahren wieder aus der Erde gekommen, nur um der Erde wiedergegeben zu werden«, sagte Fontini-Cristi leise. »Erde und Feuer und See. Ich hätte die beiden letzteren gewählt, mein junger Priester. Das Feuer oder die See.«
    »Das ist nicht der Wille Gottes.«
    »Ich bin froh, daß Sie so direkt sprechen. Ihr heiligen Männer hört nie auf, mich mit eurem Sinn für das Absolute zu erstaunen.« Fontini-Cristi wandte sich zu Anaxas hinauf und sagte in fließendem Griechisch: »Fahren Sie ein Stück vor, damit ich über die Gleise fahren kann. Auf der anderen Seite des Waldes ist ein schmaler Weg. Wir sind vor der Morgendämmerung wieder zurück.«
    Anaxas nickte. Er fühlte sich in Gegenwart eines Mannes wie Fontini-Cristi unsicher. »Ja, Euer Exzellenz.«
    »Das bin ich nicht. Und Sie sind ein sehr guter Maschinist.«
    »Danke.« Anaxas ging verlegen auf die Maschine zu.
    »Ihr Bruder?« fragte Fontini-Criste Petride mit leiser Stimme.
    »Ja.«
    »Er weiß nichts?«
    Der junge Priester schüttelte den Kopf.
    »Dann werden Sie ihren Gott brauchen.« Der Italiener drehte sich schnell herum und ging auf die Fahrertür seines Traktors zu. »Kommen Sie, Vater. Es gibt Arbeit. Diese Maschine ist speziell für Lawineneinsatz gebaut. Damit können wir unsere Ladung an Orte bringen, die ein menschliches Wesen nie erreichen könnte.«
    Petride stieg auf den Beifahrersitz. Fontini-Cristi ließ die kraftvolle Maschine an und schaltete geschickt. Die Plattform vor der Motorhaube sank herunter und bot jetzt freie Sicht, dann setzte das Fahrzeug sich in Bewegung, polterte über den Schienenstrang in den Bergwald.
    Der Xenope-Priester lehnte sich zurück und schloß die Augen zum stummen Gebet. Fontini-Cristi manövrierte das schwere Fahrzeug durch den ansteigenden Wald auf die oberen Pfade der Berge von Champoluc.
    »Ich habe zwei Söhne, die älter sind als Sie«, sagte Fontini-Cristi nach einer Weile. Und dann fügte er hinzu: »Ich bringe Sie zum Grab eines Juden. Ich glaube, das ist angemessen.«
    Als der schwarze Himmel grau zu werden begann, kehrten sie zu der alten Lichtung zurück. Fontini-Cristi starrte Petride an, als der junge Priester aus dem seltsamen Fahrzeug kletterte. »Sie wissen, wo ich wohne. Mein Haus ist Ihr Haus.«
    »Wir wohnen alle im Haus des Herrn, Signore.«
    »So sei es. Gott sei mit Ihnen, mein junger Freund.«
    »Und mit Ihnen. Möge Er ihre Wege begleiten.«
    »Wenn das Sein Wille ist.«
    Der Italiener legte den Gang ein und fuhr schnell die kaum sichtbare Straße neben den Gleisen hinunter. Petride verstand. Fontini-Cristi durfte keine Minute vergeuden. Jede Stunde, die er nicht auf seinem Anwesen war, würde zu mehr Fragen führen, die man vielleicht stellen würde. Es gab in Italien viele, die die Fontini-Cristis für Staatsfeinde hielten.
    Sie wurden beobachtet. Alle wurden sie beobachtet.
    Der junge Priester rannte durch den Schnee auf die Lokomotive zu. Und auf seinen Bruder.
    Morgendämmerung legte sich über die vorbeieilende Landschaft. Sie jagten auf dem Hauptschienenstrang nach Mailand, die sechsundzwanzigste Bewilligung in seinem Beutel war ihr Paß. Petride fragte sich, was sie in Mailand begrüßen würde, obwohl er wußte, daß es eigentlich nichts zu besagen hatte.
    Nichts hatte jetzt etwas zu besagen. Die Reise näherte sich ihrem Ende.
    Das heilige Ding hatte seinen Ruheplatz erreicht. Es würde jahrelang nicht ausgegraben werden, vielleicht sogar ein Jahrtausend lang begraben bleiben. Man konnte das nicht sagen.
    Sie warteten nicht, bis es Nacht wurde. Nichts hatte jetzt mehr etwas zu besagen.
    Am Rand von Novara sah Petride in der hellen Sonne Italiens einen Wegweiser.
    CAMPO DI FIORI 20 KIL.
    Gott hatte einen Mann von Campo di Fiori ausgewählt. Das heilige Geheimnis gehörte jetzt Fontini-Cristi.
    Die Landschaft flog vorbei. Die Luft war klar und kalt und erquickend. Die Umrisse von Mailand tauchten auf. Der Dunst von Fabrikrauch drängte sich in Gottes Himmel und lag wie eine flache graue
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