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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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abenteuerlich aussehendes Gefährt gespannt und waren startklar.
    Während Yunupi und Clarice sich an die fest geschweißten Klappstühle krallten, stand Vogler mit Stry auf der Schulter am Bock und flüsterte den Malalas beruhigende Worte zu. Schließlich schnalzte er mit der Zunge, schlug zweimal mit den zu Zügeln umfunktionierten Keilriemen, und dann ging es tatsächlich los! Die Malalas stürmten in großen Sätzen vorwärts und rissen den Wagen mit sich.
    ***
    Nach nicht enden wollenden zwei Tagen und Nächten schlimmster Schaukelei und einem kleinen Umweg durch die Steppe, um die feindseligen Bewohner der Lehmstadt zu umgehen, erkannte Yunupi endlich die grünen Ausläufer des Wiluna-Gebirgskraters. Er bedeutete dem Vogelmann, langsamer zu fahren, und suchte den Rand des Highways nach der Stelle ab, an der er damals auf den alten Pfad gestoßen war. Ohne Erfolg.
    Erst als der Vogelmann Stry befahl, voraus zu fliegen, fanden sie die Lücke im Unterholz. Yunupi kämpfte mit aufkeimender Eifersucht. Was würde geschehen, wenn der Geistermann zur Küste aufbrach? Würde Stry ihm folgen?
    Nun, darüber sollte er jetzt nicht nachdenken. Es war nicht mehr weit, und bald würde er wissen, wie es um den Stamm bestellt war.
    Ob er überhaupt rechtzeitig eintraf? Das war seine größte Sorge.
    Sie entließen die Malalas in die Freiheit. Dann packten sie zu dritt die kostbare Brut, die sie zum Schutz vor der Sonne zusätzlich mit Planen umhüllt hatten, und traten zu Fuß den Abstieg ins Tal an.
    Umgeben vom üppigen Grün seiner Heimat, verwehten Yunupis Befürchtungen. Stattdessen spürte er eine unbändige Kraft und Zuversicht in sich. Immer schneller trieb er seine Begleiter an. Er hatte so viel zu erzählen, wollte Tarr umarmen, ihn um Verzeihung bitten, alles erklären, und er wollte Kantana sehen.
    Mit der Bunyip-Trophäe würde er ihr beweisen, dass er zu einem Krieger geworden war, ein Mann, bereit zu lieben und eine eigene Familie zu gründen – egal, welche Farbe seine Haut hatte, wer seine Mutter war. Die vielen Yowie-Eier, die unter seiner Obhut herangereift waren, sollten diesen Mangel ausgleichen.
    Vogler, der während der Fahrt immer wieder in eine Art Trance abgeglitten war, reagierte auf das geballte Leben im Wiluna-Tal mit wachsender Neugier. Auch die Geisterfrau schien von der Fülle an Tieren und Pflanzen fasziniert. So viel Überfluss inmitten der Wüste!
    Als sie zwei Drittel der Strecke hinter sich gebracht hatten, deutete Yunupi zur Westwand des Kraters, an der man bereits die ersten Hütten der Siedlung als kleine braune Punkte ausmachen konnte. »Dort lebt mein Stamm.«
    »Und wo sind deine viel gerühmten Emukus?«, fragte Clarice.
    Yunupi suchte unter den schattigen Dächern der Johannisbrotbäume nach den Herden. Dann, als er sie auch auf den Lieblingsweiden nicht entdeckte, schaute er hinüber zum See. Es ist heiß, bestimmt stehen sie im Wasser, erfrischen sich oder trinken.
    Die Oberfläche des Gewässers glitzerte im Schein der Mittagssonne. Ein idyllischer Anblick. Doch Yunupi stockte das Blut in den Adern. Nicht nur das Wasser glitzerte. Da saßen Tausende schillernde Insekten in den Bäumen und an der Uferböschung – lauernde, fresswütige, todbringende Monster. War er zu spät gekommen?
    Mit bebendem Herz führte Yunupi die Ahnengeister den Pfad entlang ins Tal – hin und her gerissen zwischen Angst und dem Drang nach Gewissheit. Und noch etwas schlich sich in seine Gedanken und Gefühle: Mordlust und Wut. Wenn er zu spät gekommen war, würde er blutige Rache nehmen! Schlachten würde er diese verdammten Fleggen! Vernichten! Jede einzelne!
    Am Abend erreichten sie Tarrs Hütte. Sie war verlassen, genau wie alle anderen, in die Yunupi danach stürmte. Kein Leben. Keine Spur. Nichts.
    Auf dem Versammlungsplatz drosch Yunupi, von Verzweiflung und Zorn gepackt, auf den Ahnenpfahl ein. »Kommt schon! Kommt und holt mich, ihr Mörder! Ich werde euch zur Strecke bringen! Alle!«
    Als er schließlich erschöpft auf die Knie sank, trat Clarice an seine Seite und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es wird Zeit. Der Laich ist bereit zu schlüpfen.«
    Er schüttelte sie ab. »Umsonst, alles war umsonst!«
    Doch da – ein Rascheln.
    Sofort war Yunupi auf den Beinen, den Stab erhoben, die Muskeln angespannt, bereit das Volk der Emukunangas zu rächen.
    »Sohn, bist du es wirklich?« Wie aus dem Nichts stand Tarr zwischen den Hütten.
    Nach einer glücklichen Begrüßung erklärte Yunupis
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