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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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warst mein Halt, der mich im Sog nicht wegtreiben ließ.« Er schloss die Augen und war wieder eingeschlafen, ohne Fieber und Alpträume.
    ***
    Schließlich war es so weit. Das Boot war fertig, Vogler und Clarice gut erholt und voller Tatendrang. Der ganze Stamm ging mit zum See, wo der Fluss begann. Von Gesang und Tanz begleitet ließen sie das Boot zu Wasser. Der Dotoorii segnete das Gefährt und das Wasser, und dann konnten die beiden »Ahnengeister« einsteigen.
    Die kleinen dunkelhäutigen Menschen winkten ihnen noch lange nach, während sie den Bug flussabwärts richteten und zu den Paddeln griffen.
    Es ging flott voran, und sie genossen die ruhige Fahrt durch das üppige Tal, sogen sämtliches Grün in sich auf, um davon zu zehren, wenn die Wüste wieder erbarmungslos über sie herfiel.
    Sie sprachen nicht viel, sondern hingen ihren Gedanken nach.
    Clarice fragte sich, was die Zukunft bringen mochte. Falls sie Quart’ol überhaupt erreichten. Viele Wochen waren seit der letzten Begegnung vergangen. Wie es wohl Matt erging? Und Rulfan?
    Clarice dachte manchmal an den langhaarigen Albino mit den funkelnden Augen, die sie auf ganz besondere Weise betrachtet hatten. Es kribbelte sie überall, wenn sie sich in dieser Erinnerung verlor.
    Aber dann spürte sie wieder Voglers Nähe und vergaß alle irdischen Barbaren. Niemand würde sie auf der Erde jemals so gut verstehen können wie der Waldmann. Obwohl sie nun schon viele Monate hier verbracht hatten, trennten sie immer noch Welten.
    Clarice konnte das Verhalten der Erdmenschen oft nicht nachvollziehen, und sie war nicht selten frustriert oder wütend.
    Vogler wusste, was in ihr vorging. Durch seine ruhige Art schaffte er es immer wieder, sie auf den Boden zurückzubringen. Und noch mehr. Er brachte sie zum Lachen.
    Nein… hatte sie zum Lachen gebracht.
    Seit der Gefangenschaft am Uluru hatte er angefangen, sich zu verändern. Und diese vermaledeite Genkugel der Hydree verschlimmerte alles noch. Clarice hatte Befürchtungen, dass der Waldmann den Verstand verlieren könnte. Oder sogar sein Leben.
    Beides war unerträglich für sie, deshalb setzte sie alle Hoffnungen in Quart’ol.
    Ab der Hälfte des Weges fiel Vogler in einen Dämmerzustand, und Clarice musste allein weiterpaddeln. Aber das war kein Problem, denn die Flussgeschwindigkeit war nach wie vor flott.
    Das fruchtbare Tal lag schon lange hinter ihnen, und die Landschaft wurde zusehends karstiger und trockener.
    Manchmal stellte Clarice das Ruder fest und ließ das Boot treiben, um nach Vogler zu sehen. Sie hatte ihm ein möglichst bequemes Lager bereitet, auf dem er die meiste Zeit lag und vor sich hinstarrte oder schlief.
    Jetzt war er wach und richtete sich auf. Clarice freute sich, dass die klaren Momente wieder zunahmen. »Wie lange diesmal?«
    »Nur ein paar Stunden. Wir werden es schaffen, Vogler. Dann wird alles leichter.«
    Er nickte. »Wie hast du dir eigentlich vorgestellt, Quart’ol zu rufen?«
    Sie grinste vergnügt. Dann fummelte sie an ihrem Exoskelett, in dem es offensichtlich Geheimverstecke gab, und förderte ein kleines Gerät zutage, das Vogler als bionetisch erkannte, hydritische Bauweise. »Sobald wir das Meer erreicht haben, kann ich damit Kontakt zu Quart’ol aufnehmen. Er hat es mir beim letzten Abschied gegeben.«
    »Dann können wir nur hoffen, dass wir damit auch die richtigen Hydriten rufen.«
    »Oh, ich bin sicher, Quart’ol persönlich wird uns holen. Schließlich ist er unser Freund.«
    ***
    Epilog
    Das Meer rauschte, die Luft schmeckte nach Salz. Clarice genoss die Brise, die durch ihre Haare strich, und lehnte sich an Vogler, der still an ihrer Seite stand. Er legte den Arm um ihre Taille. Vor ihnen ging ein riesiger roter Feuerball unter. Am Horizont schien die See in Flammen zu stehen. Riesige weiße Möwen strichen über dem Wasser entlang und stießen hohe Schreie aus. Die richtige Kulisse für den Abschied vom australischen Kontinent, der »staubigen Hölle«, wie Clarice ihn getauft hatte.
    Sie blickten in eine ungewisse Zukunft, doch ihnen war nicht bange. Der Mars schien in diesen Tagen weiter entfernt denn je.
    Doch sie vertrauten beide darauf, dass eines Tages die Heimkehr wieder möglich war. Die EMP-Strahlung würde nicht ewig andauern.
    Matt würde die Ursache dafür herausfinden, dessen war sich Clarice sicher. Und sie beide, die Menschen vom Mars, würden ihren Beitrag leisten, wenn die düsteren Vision sich zu bewahrheiten drohten. Bis dahin würden
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