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1958 - Der Oxtorner und sein Okrill

Titel: 1958 - Der Oxtorner und sein Okrill
Autoren: Unbekannt
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in dieser Situation stimmte es nicht. Der Oxtorner lockte das Tier. Folgsam kam es heran und begleitete ihn in seine Kabine. Dort legte es sich auf den Boden und blickte ihn aus großen, aufmerksamen Augen an. Denor aktivierte den Servo und baute ein Hologrammfeld auf. „Ich möchte die Aufzeichnungen über Garron sehen", sagte er. „Und zwar alle, die seit seiner Rückkehr aus dem Haus der Nisaaru angefertigt wurden."
    Fünf Stunden lang verfolgte er die Tests. Im Unterschied zu früher lag Vincent Garron nicht mehr in diesem selbstgewählten komaähnlichen Zustand.
    Der Mutant befand sich in einer Art Trance, in der er dem Rhythmus der Hypersignale aus dem Sonnentresor lauschte. Aus dieser Trance konnte er jederzeit geweckt werden. Die Ärzteteams der MERLIN ließen in unregelmäßigen Abständen parapsychische Tests laufen. Die Beweislage war erdrückend und sprach vollständig gegen Atlan. Garron war vollkommen von seiner Quotor-Schizophrenie geheilt, hatte seine parapsychischen Fähigkeiten jedoch in vollem Umfang behalten. Er vermochte sie sogar zu erweitern.
    Seine Hypersenken waren inzwischen absolut stabil und verfügten über mehrere Ausgänge, die zu verschiedenen Orten führten. Die Überbrückungsdistanz betrug eine ganze Lichtstunde und umfasste somit im Ernstfall ein ganzes Sonnensystem. Der Oxtorner konnte nichts entdecken, was irgendwie verdächtig erschienen wäre. Er warf Tarlan einen hilflosen Blick zu und erhob sich. „Komm, es ist Zeit! Wir sehen uns den Mann an."
    Sie machten sich auf den Weg zur Medostation. Garron lag auf einem arkonidischen Bett mitten im Zimmer unter einem Gewirr von Messapparaten und energetischen Feldern. Warme Luft umfächelte ihn und sorgte dafür, dass seine Körpertemperatur nicht unter sechsunddreißig Grad absank. Er trug einen Slip. Ansonsten war er nackt.
    Auf den ersten Blick erweckte der Mutant den Eindruck, als sei er gefoltert worden. Die Haut war über und über mit Narben übersät. Der Kopf wirkte aufgedunsen, und das verunstaltete Gesicht erinnerte an eine Fratze aus einem schlechten Film. Denor Massall achtete jedoch nicht so sehr auf den Mann, sondern auf den Okrill. Tarlan blieb in fünf Metern Entfernung stehen und umkreiste das Bett in dieser Distanz. Das Tier stieß ein leises Schnauben aus und witterte mit den Nüstern in Richtung des Liegenden. Der Oxtorner ließ den Okrill eine Weile gewähren. Nach der zehnten Runde vertrat er ihm den Weg. „Was willst du mir damit sagen? Dass es gefährlich ist, sich dem Bett weiter zu nähern?"
    Tarlan blieb stehen und legte sich auf den Boden. Er verstand die Worte nicht, aber er empfand die Stimmung, in der Denor sie sprach. „Gut!" entschied der Camelot-Agent. „Wir bleiben hier an dieser Stelle. Garron, kannst du mich hören?" Der Supermutant und frühere Massenmörder reagierte nicht. Denor war nicht einmal sicher, ob er ihn wahrnahm. Vermutlich glitten alle äußeren Einflüsse an ihm ab. Der Oxtorner richtete seine Aufmerksamkeit vollständig auf den Okrill. Tarlan kauerte am Boden und machte sich klein. Seine Zunge schnellte aus dem Maul und beschrieb ein merkwürdiges Muster auf dem Boden. Denor folgte den Bewegungen mit den Augen. Die Zunge zeichnete Striche auf, die sich überkreuzten. Ein Gespinst entstand, ähnlich einem Spinnennetz oder einer geometrischen Figur.
    Im Augenblick der Erkenntnis durchfuhr es Denor Massall wie ein elektrischer Schlag. „Der Sonnentresor! Du zeichnest den Sonnentresor." Tarlan wandte ruckartig den Kopf und starrte zu Vincent Garron hinüber. Der Mutant saß senkrecht im Bett, die Augen weit aufgerissen. Seine Lippen bewegten sich lautlos. Gleichzeitig robbte Tarlan rückwärts von ihm weg. „Alarm!" flüsterte Denor in sein Funkgerät. „Garron ist wach." In diesem Augenblick begann auch eine Automatik mit einem deutlichen Summton auf den Vorfall hinzuweisen. Vincent Garron begann zu schreien. Er riss am Laken und warf das Kopfkissen von sich. Mit einem Ruck setzte er sich auf die Bettkante. Aus weit geöffnetem Mund starrte er den Oxtorner und das Tier an. „Verschwindet!" schrie er. „Ich will euch nicht sehen. Ihr geht mir auf den Geist. Ihr seid mir absolut widerwärtig. Ich brauche euch nicht." Er sprang auf und brachte das Bett zwischen sich und den Okrill. Tarlan fauchte wie eine riesige Raubkatze und kauerte sich eng an den Boden. „Die Farben ändern sich", rief Garron laut. „Es entsteht ein wirres Durcheinander. Atlan, hörst du mich?" Der
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