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1958 - Der Oxtorner und sein Okrill

Titel: 1958 - Der Oxtorner und sein Okrill
Autoren: Unbekannt
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unterschiedlichster Bauart einen neuen Angriff gegen die dreizehn Module der GILGAMESCH rund um Thagarum. Dass der auf breiter Basis angelegte Angriff gerade zum jetzigen Zeitpunkt kam, störte Myles Kantor ganz erheblich. Es ekelte ihn an, hier an vorderster Front mitten in den sich kreuzenden Energiebahnen zu stehen und seine Forschungen betreiben zu müssen. Viel lieber wäre er dem Sonnentresor näher auf den Pelz gerückt, doch davor stand eine Anweisung Atlans an alle Module und Beiboote, die gerade ein solches Vorgehen ausschloss.
    Es hatte taktische Gründe, wie Myles wusste. Den Algiotischen Wanderern sollte der Eindruck vermittelt werden, dass man nach wie vor Thagarum für den wichtigsten Stützpunkt hielt. Der geplante Vorstoß auf Kauhriom, auf den man sich tagelang intensiv vorbereitet hatte, klappte nur, wenn sie den Überraschungseffekt nutzten und die Fremden unter Führung der Tazolen nicht mit der Nase darauf stießen. Die Meldung des Syntrons riss den Terraner aus seinen Gedanken. „Die ersten Sonden kehren zurück." Es waren dreißig an der Zahl. Im Ab stand von mehreren Lichtminuten bis zu einer halben Lichtstunde fielen sie aus dem Hyperraum, und das bei identisch vorprogrammierten Eintauchzielen. Daran zeigten sich wiederholt die hyperphysikalischen Störeinflüsse, die sich innerhalb des Drei-Lichtjahre Sektors bis an seine Grenze auswirkten.
    Dreißig Sekunden später hatte sich die Zahl der Sonden auf zwanzig reduziert. Die Schiffe der Algiotischen Wanderer fanden trotz vehementer Angriffe gegen die GILGAMESCH-Module Zeit, sich um die winzigen Gebilde zu kümmern. Ein Teil von ihnen vermochte zuvor noch, alle Daten in die ENZA und die MERLIN zu funken. Knapp die Hälfte verglühte aber, ehe das Funkgerät in Aktion treten konnte. Myles stöhnte auf. Er hatte es gewusst. Alles, was sie sorgfältig und mit hundertprozentiger Genauigkeit vorbereitet hatten, zerplatzte in diesen Minuten wie eine Seifenblase.
    Bleich und mit verhärmtem Gesicht sank er in seinen Sessel zurück. Jede Meldung versetzte ihm einen Stich. Jedes verstümmelte Datenfragment, das in der ENZA eintraf, war wie eine schallende Ohrfeige eines heimtückischen Kollegen. „Wie viele?" fragte er immer wieder und achtete nicht auf die besorgten Gesichter von Stippen Figular und Morod Feyngold, den bei den Hyperphysikern aus seinem Stab. Tröpfchenweise trudelten die Sonden ein. Die Zahl derer, die den rettenden Schutz hinter den Modulen erreichten, nahm zu. Bei hundert achtzig blieb der Zähler stehen. Es war ein Trauerspiel. Mehr als die Hälfte der vierhundert ausgeschickten Sonden fiel dem Wüten der Algiotischen Wanderer zum Opfer. „Möchtest du das Ergebnis der Auswertung hören?" erkundigte sich der Syntron seines Terminals. „Ich möchte schlafen, das ist alles."
    „Vielleicht solltest du doch mal wenigstens ...", begann Figular. Myles Kantor sah ihn traurig an. „Wozu?" Er wischte sich die ewige Strähne aus der Stirn. „Also gut, wenn es sein muss." Das Ergebnis überraschte ihn dann doch und ließ ihn übergangslos neue Hoffnung und Kraft schöpfen. Die aus den bisherigen Messungen gezogenen Schlussfolgerungen verdichteten sich zur Gewissheit. Auch ohne die Manipulationen der Algiotischen Wanderer stellte der Sonnentresor ein relativ instabiles Gebilde dar. Die Nonggo hatten ihn nicht für alle Ewigkeiten gebaut.
    Der Sonnentresor besaß nach bisherigen Erkenntnissen eine Lebensdauer von höchstens fünfzigtausend Jahren. An kosmischen Maßstäben gemessen war das ein minimaler Zeitraum. Nach dessen Ablauf stürzte das Gebilde in sich zusammen und löste eine gigantische Katastrophe in Chearth aus, wenn niemand sie rechtzeitig verhinderte. Und das sollte die Absicht der Nonggo gewesen sein? Myles Kantor weigerte sich, so etwas auch nur im Ansatz zu glauben. Was aber dann? Er vermochte die Frage nicht zu beantworten und überlegte, ob ihre Anstrengungen überhaupt einen Sinn machten. Dass sein SERUN den Helm schloss und auf die Gefechtsbereitschaft hinwies, wurde ihm erst Minuten später bewusst, als die ENZA unter dem Ansturm fremder Waffensysteme erbebte und die Andruckneutralisatoren für kurze Zeit einen Teil der Aufschlagskräfte durchließen.
    Tarlan beruhigte sich in dem Augenblick, als sie die Halle betraten. Der Okrill legte sich auf den Boden und wälzte sich. Okrills wälzen sich nie!
    Irgendjemand hatte das einmal behauptet und zur wissenschaftlichen These erhoben. Zumindest in diesem einen Fall und
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