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1958 - Der Oxtorner und sein Okrill

Titel: 1958 - Der Oxtorner und sein Okrill
Autoren: Unbekannt
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waren sauber.
    Der Okrill hatte keine Losung hinterlassen. Denor blieb auf der Lichtung inmitten des Areals stehen und sah das Tier aufmerksam an. Es erwiderte treuherzig den Blick. Die Farbe der Augen blieb schwarz, ein deutliches Zeichen, dass sich Tarlan in einem ausgeglichenen Emotionalzustand befand. „Keine Häufchen?" fragte der Oxtorner und kratzte sich am Kopf. „Bist du krank?" Während des Fluges der GILGAMESCH nach Chearth war das nie vorgekommen.
    Denor machte sich auf die Suche. Schritt für Schritt suchte er das Dickicht ab und streifte durch das Unterholz. Über eine halbe Stunde benötigte er, bis er etwas fand. Zwischen zwei hohlen Bodenwurzeln eines oxtornischen Berenga-Baums hatte Tarlan sein Geschäft gemacht und anschließend Blätter darüber gehäuft. Ein bisschen zuviel, sonst wäre es Denor nie aufgefallen. Der Okrill hielt sich brav an seiner Seite und zeigte keinerlei Reaktion. Massall entdeckte sechs weitere Häufchen und hütete sich, sie anzurühren. „Junge, Junge!" murmelte er nachdenklich. Erst der Traum, jetzt der merkwürdige Fund. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Er ließ Tarlan im Auslauf und suchte seine Kabine auf. Mit einem Taster und einem tragbaren Pikosyn bewaffnet, kehrte er anschließend zurück. Denor nahm Messungen vor. Der Pikosyn trug die Plätze auf den Millimeter genau in das Koordinatensystem der Halle ein und projizierte ein Hologramm mit dem Muster in die Luft.
    Der Oxtorner stieß die Luft aus. „Tut mir leid. Ich kann nichts damit anfangen."
    „Vielleicht interessiert es dich, dass der Okrill seine Exkremente an den strahlungsintensivsten Stellen des Areals deponiert hat", erläuterte der Pikosyn. „Das Muster besitzt exakt geometrische Struktur."
    „Und was bedeutet das dann?"
    „Mir liegen keine ausreichenden Informationen über die Verhaltensweisen und den Metabolismus von Okrills vor. Du müsstest das besser wissen."
    „Ich weiß es nicht."
    „Dann kann ich dir nicht helfen. Atlan ruft übrigens nach dir. Er will sich mit dir in der Messe der RICO treffen."
    „Ich bin schon unterwegs." Denor schaltete den Pikosyn ab und wandte sich zum Ausgang. Tarlan hielt sich an seiner Seite. „Nein!" sagte der Oxtorner eindringlich. „Du bleibst hier. Ich hole dich nachher ab. In der RICO hast du nichts zu suchen." Bedauerlicherweise gab es unter den Mitgliedern der arkonidischen Besatzung des Moduls einige, die es nicht mit ihrer Ehre vertrugen, wenn ein Tier ihre Räume betrat. Das passte zwar nicht ganz zu der Einstellung der Camelot-Bewegung, aber einige Arkoniden waren eben ganz besonders „kompliziert". Denor Massall verspürte keine Lust, sich mit ihnen auseinander zusetzen. Tarlan gab ein Fauchen von sich und trollte sich. Der Oxtorner sah ihm nach, bis er zwischen den Büschen verschwand. Der Okrill blickte sich kein einziges Mal um. Auch das war ausgesprochen ungewöhnlich. Langsam, aber sicher machte sich Denor Massall ernsthafte Sorgen.
    Vergangenheit 1 „Überlebenstraining im Wald von Neykoppen?" Torlan Tuffek lachte dröhnend. „Das ist höchstens etwas für terranische Großmütter, aber nicht für einen von uns." Denor Massall musste selbst im Sitzen zu Torlan aufsehen, obwohl er selbst mit einem Meter vierundneunzig nicht gerade zu den Zwergen auf Oxtorne gehörte. Tuffek war fünf Zentimeter größer und wog vierzig Kilogramm mehr. Dafür war der Seidenschimmer seiner hellbraunen Haut nicht so intensiv wie die Denors. Und er besaß nicht die ungemein kleidsame Tätowierung auf der rechten Wange, einen goldenen, fünfzackigen Stern. „Willst du mich beleidigen?" rief Denor Massall. „Von einem Freund erwarte ich alles, aber keinen Spott."
    „Entschuldige, es sollte kein Spott sein. Aber du hast mich mit deinem Scherz derart überrumpelt, dass ich einfach lachen musste."
    „Es ist aber kein Scherz."
    Torlan Tuffek kniff die Augen zusammen, legte den Kopf leicht schief und musterte den Freund eindringlich. „Du machst einen normalen Eindruck", stellte er erleichtert fest. „Wenn du einen Rat von mir annehmen willst, geh in die Ormado-Berge. Dort kannst du im Kampf gegen gehörnte Tiger deinen Mann stehen. Im Wald von Neykoppen gibt es nur Blindschleichen und Maden."
    „Mir geht es nicht um den Kampf, sondern ums Überleben, Torlan. Ich werde vierzig Tage von Wasser und Blättern leben und meinen Körper reinigen. Die Maden haben vor mir nichts zu befürchten." Eine Körperreinigung dieser Art absolvierte ein Oxtorner nur,
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