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1932 - Schiff am Abgrund

Titel: 1932 - Schiff am Abgrund
Autoren: Unbekannt
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unten.
    „Was ist los?" fuhr sie ihn an. „Wieso erhalte ich von euch keine Rückmeldungen mehr?"
    „Tuck will es so. Entschuldige bitte, ich habe zu tun."
    Die Kommandantin heftete sich an die Fersen des Ortungschefs.
    „Verdammt, Jon, wir kennen uns gut genug, daß keiner vor dem anderen Geheimnisse zu haben braucht.
    Was wird hier gespielt?"
    Cavalieri nickte finster und fummelte mit der Zunge in seinen Zahnlücken. Er schwang sich durch einen Ausstieg und trat in den Korridor. An der ersten Klappe für einen Reparaturschacht blieb er stehen und öffnete den Verschluß. Dahinter glänzten im Licht der Helmlampe Dutzende von Energieleitern. Dazwischen baumelte ein einzelnes schwarzes Kabel von der Dicke eines ertrusischen Oberarms. Jon faßte es an und versetzte es in Schwingung.
    „Alles in Ordnung", klang von unten eine dumpfe Stimme herauf. „Der Stutzen sitzt. Wir können loslegen."
    „Hört sofort mit dem Unsinn auf!" Fees Stimme überschlug sich. Sie wußte jetzt, was Mergenburgh plante. „Ich bin die Kommandantin und verbiete diesen Quatsch."
    Augenblicke später sprach ihr Funkgerät an. Tuck meldete sich.
    „Es ist nur für den Notfall. Wenn alle Stricke reißen, werde ich wenigstens den Versuch wagen, für ein paar Sekunden ein Black Hole zu projizieren. Das bin ich mir und euch allen schuldig."
    Fee Kellind schluckte und versuchte, ihren unregelmäßigen Atem unter Kontrolle zu bringen. Sie selbst hatte schon an so etwas gedacht, es dann aber wieder verworfen.
    „Tuck", hustete sie. „Keine Eigenmächtigkeiten bitte! Nicht in einer solchen Situation."
    „Wofür hältst du mich? Selbstverständlich stimme ich alle Maßnahmen voll mit dir ab."
    Der Pikosyn gab Alarm. Im oberen Teil des Kugelraumers entfalteten sich für knapp acht Sekunden enorme Energiemengen.
    „Tuck!" Fee schrie es. „Es wird das Schiff zerreißen."
    Einen Augenblick später nahm sie zur Kenntnis, worum es sich handelte.
    „Der Hyperfunkspruch ist soeben raus", antwortete Mergenburgh. „Die Sendung lief fünf Sekunden mit voller und fast drei Sekunden mit verringerter Leistung. Mehr geben die NotBatterien nicht mehr her. Für den Empfang einer Antwort sind wir leider nicht mehr ausgerüstet."
    Als wolle die GOOD HOPE III seine Worte eindrucksvoll unterstreichen, ging überall die Notbeleuchtung aus. Ab sofort herrschte Dunkelheit im Innern des Schiffes. Auch Wasserversorgung und Heizung funktionierten nicht mehr. Das alles erschwerte die Vorbereitung weiterer Rettungsarbeiten.
    „Jon", sagte Fee da zu Cavalieri und schaltete ihre Helmlampe ein. „Freundschaft hin oder her, wenn ihr mich beim nächsten Mal wieder im ungewissen laßt, dann ist es aus zwischen uns."
    „Was hat das in einer solchen Situation noch für eine Bedeutung? Darüber können wir reden, wenn wir nach Alashan zurückgekehrt sind."
    Sie forschte in seiner Miene, aber er ließ nicht erkennen, ob er noch mit einer solchen Möglichkeit rechnete.
    „Entschuldige", fuhr er fort und kehrte zum Schacht zurück. „Tuck braucht mich. Er braucht uns alle."
    Die Kommandantin stand mit hängenden Schultern da und sah ihm nach, bis er verschwunden war. Sie suchte die Zentrale auf und starrte auf das Display. Lyjda Meyer nickte.
    „Sag jetzt nichts, Fee! Es dauert höchstens noch eine Stunde, bis wir den Scheitelpunkt erreichen. Dann entscheidet sich unser Schicksal endgültig."
     
    11.
     
    Ein leichtes Zittern des Schiffes deutete den Anfang vom Ende an. Die GOOD HOPE III wackelte und begann sich gleichzeitig um alle drei Achsen zu drehen. Sie verfiel in eine Taumelbewegung, nur ab und zu von einem kräftigen Rucken unterbrochen.
    Die Anziehungskräfte des Gasriesen kämpften mit dem winzigen Himmelskörper aus Metall und versuchten, ihn endgültig in ihre Gewalt zu bekommen. Das Kugelschiff seinerseits schien sich mit allen Mitteln gegen den ungewollten Einfluß zu wehren.
    Fee Kellind rieb sich die Augen und schloß den Helm. Lyjda Meyer tauchte im Lichtkegel des Scheinwerfers auf, dicht gefolgt von Ors Tecken. Die beiden trugen neue SERUNS, da ihre eigenen auch den letzten Rest Energie verloren hatten.
    „Die Bodenschleuse steht offen", verkündete die Leitende Wissenschaftlerin. „Ein Teil der Männer und Frauen ist an wichtigen Positionen im Schiff stationiert und übernimmt die Weiterleitung der Nachrichten. Alles läuft so, wie du es gewünscht hast."
    Unter normalen Umständen hätte es Fee beruhigt. In dieser ausweglosen Lage jedoch steigerte es
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