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1932 - Schiff am Abgrund

Titel: 1932 - Schiff am Abgrund
Autoren: Unbekannt
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ihre Nervosität. Sie ging im Kreis herum, und dieser Kreis wurde immer enger. Als sie in seinem Zentrum ängelangte, blieb sie stehen.
    „Kellind an alle", sagte sie. „Sobald ich das Stichwort Ägypten gebe, treffen wir uns ohne Ausnahme an der Bodenschleuse."
    Wieso sie ausgerechnet Ägypten wählte, vermochte sie nicht zu sagen.
    Die Anweisung machte die Runde durch das Schiff. Teils mündlich, teils über Funk trafen die Bestätigungen ein.
    „Hier können wir nichts mehr ausrichten", sagte die Kommandantin in das Halbdunkel hinein. „Folgt mir!"
    Sie suchten die Bodenschleuse auf und starrten hinab zu dem riesigen Gasball, der inzwischen die Hälfte ihres Blickfelds ausfüllte. Fees Pikosyn maß Abstand und Geschwindigkeit. Die Werte überraschten die Kommandantin nicht, aber sie führten ihr vor Augen, daß die letzten Stunden der GOOD HOPE III und ihrer Besatzung bereits geschlagen hatten.
    Die Anziehungskraft des Gasriesen bremste das Schiff weiter ab. Inzwischen lag der Zeitwert bis zum endgültigen Eintritt in die obersten Schichten der Atmosphäre bei knapp einer Stunde. Und er schrumpfte immer mehr. Wenn nicht ein Wunder geschah, stürzten sie ab.
    „ruck!" ächzte Fee. „Wie sieht es aus? Ihr habt höchstens noch dreißig Minuten."
    „Wir schaffen es", klang die matte Antwort des Schwerverletzten in seinem SERUN auf. „Du kannst dich darauf verlassen."
    Alles in ihr drängte sie dazu, seinen Worten zu glauben. Dann jedoch gewannen wieder die Zweifel in ihr Oberhand, und sie zog sich in das Innere der Schleuse zurück und hielt sich an einem der, metallenen Griffe fest.
    „Persönliches Logbuch Fee Kellind", flüsterte sie heiser. „Wir sind noch eine Dreiviertelstunde vom endgültigen Untergang entfernt. Der Tod kommt langsam und mit leisen Schritten zu uns. Wir haben keine Chance. Wenn überhaupt jemand unseren Notruf empfängt, dauert es zu lange, bis er uns findet. Tuck ist unsere einzige Hoffnung. Ich bete inständig, daß er Erfolg hat. Vor dem Absturz werde ich eine Boje mit einem Datenträger aussetzen. Er wird das Logbuch und alle Vorgänge enthalten, die sich seit unserer Landung auf Kre’Pain ereignet haben."
    Nervös fuhr ihre Zunge über die trockenen Lippen.
    „Das Schicksal war gegen uns", sprach Fee leise weiter. „Ich habe einen einzigen Fehler gemacht, und dieser kostet uns jetzt das Leben. Immerhin haben wir eines geschafft: Die Daten des Planeten mit dem Stützpunkt der Korrago und all das, was wir über sie herausgefunden haben, sind ebenfalls auf dem Datenträger-Kristall enthalten. Sollte dieser jemals in die Hände der Thorrimer und damit auch in die Hände von Gia de Moleon gelangen, bitte ich sie hiermit um Verzeihung. Es lag nicht in meiner Absicht, Alashan und seinen Bewohnern Schaden zuzufügen. Aber ich habe die Situation unterschätzt. Und jetzt lebt wohl!"
    Sie überspielte die betreffenden Daten des Pikosyns auf einen Speicherkristall und nahm aus einem der Wandfächer eine Boje. Den Kristall fügte sie in die für solche Zwecke Vorgesehene Kammer der Boje.
    Und wieder rief sie Tuck Mergenburgh. „Es sind noch zwanzig Minuten. Wie sieht es aus?"
    „Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. In fünf Minuten ist es soweit."
    „Danke, Tuck."
    Fee starrte hinaus auf den Ball des Planeten. Inzwischen füllte er drei Viertel des Blickfeldes aus. Der Pikosyn maß erneut Abstand und Geschwindigkeit und korrigierte den bisherigen Wert nach unten. Bis zum endgültigen Absturz waren es noch knapp zwanzig Minuten.
    Die dreihundert Sekunden bis zu Tucks Bereitschaftsmeldung kamen Fee Kellind wie eine Ewigkeit vor.
    Als der Cheftechniker sich meldete, zuckte sie zusammen.
    „Ja?" fragte sie vorsichtig.
    „Wir starten jetzt den Hypertrop. Die Steuerung des Metagravs hat Ors übernommen."
    „Verstanden. Kellind an alle. Wer nicht unmittelbar mit der Steuerung der Anlagen zu tun hat, sucht blitzartig den unteren Teil des Schiffes auf."
    Sie warteten vier Minuten, dann gab Fee den Befehl zum Einsatz. Gespannt lauschte sie auf die Mitteilungen des Pikosyns. Mergenburgh startete den Hypertrop und fuhr ihn im Zeitlupentempo hoch. In Kellinds Augen dauerte es viel zu lange.
    Bis das Gerät endlich den Energiekegel aufgebaut hatte und mit der Einspeisung von Hyperenergie begann, verging mindestens eine Viertelstunde. Bald war alles zu spät.
    Der Pikosyn projizierte plötzlich ein Hologramm auf die Innenseite ihrer Helmscheibe. Es zeigte einen dunkelblauen Blitz hoch über der
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