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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang
Autoren: Ronald M. Hahn
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auch nicht, sich von Zarah getrennt zu haben. Ohne ihn kam das Mädchen viel besser voran. Bestimmt war es längst unter Deck. Wahrscheinlich schob es genau in diesem Moment einen erbeuteten Schlüssel ins Schloss der Hangartür.
    In wenigen Sekunden würde es Captain Ibrahim und seinen Kameraden die Schießeisen übergeben. Dann würde man zur Waffenkammer weiterziehen, um auch den letzten befreiten Gefangenen bis an die Zähne zu bewaffnen. Dann würden die Männer an Deck stürmen. Die Meuterer würden vor Angst über Bord springen. Ibrahim würde die Brücke übernehmen und die nötigen Kurskorrekturen vornehmen, damit der Untergang der HOPE abgewendet werden konnte…
    »Flossen hoch, Verräter!«
    ***
    Quart’ol erstarrte.
    Vor ihm, zwischen einigen in Gummitücher eingepackten Paketen unbestimmten Inhalts richtete jemand einen Blitzstab auf ihn. Die Hand, die die Waffe umklammerte, war von Form und Größe her eindeutig weiblich.
    Quart’ol hatte gerade gewagt, Luft zu holen, als sich der Mondschein irgendwo an Deck brach und das Gesicht der Person erhellte, die vor ihm auf dem Bauch lag und ihn in Schach hielt.
    »Baq’al!«, keuchte er entsetzt. »Wer…? Was!..?«
    »Ich habe gewusst, dass man dir nicht trauen kann«, fauchte Baq’al, wobei sich ihr liebreizendes Gesicht wütend verzog.
    »Ich habe es Skorm’ak und den anderen gesagt! Sie wollten mir nicht glauben, weil sie dich für einen ebenso gutmütigen wie trotteligen Vertreter unseres Volkes halten… Aber ich konnte sie überzeugen, dass es besser ist, wenn ich dir durch eine Transportröhre zur Station Ahipara vorauseile und mich in dein Vertrauen einschleiche…«
    »Wer, um alles in der Welt, bist du?«, keuchte Quart’ol fassungslos.
    »Du kennst mich.« Baq’al kicherte leise. »Ich gehöre dem Gilam’esh-Bund an. Als wir uns begegneten, war ich ein wenig älter. Ich hatte das Glück, dass ich, wie Skorm’ak, in einen neuen Körper wechseln konnte…«
    Ein wenig älter? Quart’ol fiel das weibliche Hutzelding aus dem Hauptquartier ein. Die kichernde Alte war ihm schon damals unangenehm aufgefallen.
    In diese tückische Schrulle hätte er sich beinahe verliebt? In die ideologische Kettenhündin einer Vereinigung, die weniger nach der Wahrheit als nach politischen Vorteilen strebte?
    Reiß dich zusammen, Mann, sagte sein innerer Drax. Kotz ihr nicht vor die Füße. Verbiesterte Typen wie die sind unberechenbar.
    Am liebsten hätte er Baq’al ein Pfund Häme an den Kopf geworfen, doch er sah ein, dass er damit nicht weit kommen würde. Um sie herum herrschte schon genug Verbissenheit und Aufregung. Vermutlich würde es ohnehin gleich knallen, und vielleicht ergab sich dann eine Möglichkeit für ihn, seinen Blitzstab zu ziehen.
    »Was willst du?«, fragte er. »Hast du dich nur bei mir eingeschleimt, damit du mich besser aushorchen kannst?«
    Baq’als Augen blitzten auf. »Ich könnte niemals Sympathie für ein Wesen empfinden, das die Anweisungen seiner Vorgesetzten mit Flossen schlägt. Ja, ich gestehe es: Ich habe dir schöne Augen gemacht, damit du mir vertraust und ich dir leichter auf die Schliche kommen kann. Ich bin hier, um das Urteil des Rates zu vollstrecken: Du hast dich, obwohl es dir verboten wurde, erneut mit einer Hydritin und dann sogar mit Menschen eingelassen und dich für ihre Sache stark gemacht!«
    »Du willst mich ermorden?«, keuchte Quart’ol bestürzt.
    Bevor Baq’al antworten konnte, ließ eine Explosion das Schiff erbeben. Dem rollenden Donner, der nach Quart’ols Einschätzung vom Tower kam, folgte eine Druckwelle, die unter den Pfahlbauten herfegte und das dort gelagerte Gerümpel in Bewegung versetzte.
    Baq’al schrie auf, als eins der Pakete, zwischen denen sie sich verschanzt hatte, gegen ihre Hand schlug, die den Blitzstab hielt. Vor Schreck aktivierte sie die Waffe, doch der Strahl zischte an ihrem Gegenüber vorbei.
    Ein Schrei aus einer Menschenkehle ließ Quart’ol herumfahren. Er blickte in das vor Schmerz verzerrte Gesicht eines Uniformierten, der hinter der Hütte, unter der er und Baq’al lagen, zu Boden gestürzt war. Im gleichen Moment, in dem sich Quart’ol zur Seite rollte, um Baq’als nächstem Schuss zu entgehen, fiel der Blick des liegenden Uniformierten auf die Hydritin. Ein erneuter Schrei entrang sich seiner Kehle.
    Quart’ol sah es aus Richtung des Menschen aufblitzen.
    Doch auch Baq’al hatte den Schreck der Detonation schnell überwunden: Ihr nächster Strahl traf den
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