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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang
Autoren: Ronald M. Hahn
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auch, dass Einzelne die Gesetze manchmal beugen müssen, um zu verhindern, dass ein schreckliches Unglück geschieht.«
    »Aber…«
    »Kein aber«, fauchte Quart’ol. »Hör zu: Du gefällst mir! Ich mag dich! Ich würde dich aber noch mehr mögen, wenn du auch mal Fünfe gerade sein lassen könntest! Tu mir einen Gefallen: Sei jetzt still. Warte hier unten auf mich! Ich muss jetzt da hinauf, aber ich komme bald zurück.«
    Er atmete tief durch, dann kletterte er wie eine Katze an dem tief hängenden Segel hinauf, indem er seine Krallen ausfuhr und sich in den Stoff hakte.
    Er kam schnell voran, und als er sich über den eisernen Rand des Decks an Bord schwang, war er nicht einmal außer Atem.
    Quart’ol zog sich an Deck, drehte sich, schaute in die Tiefe und sah Baq’al mit vor Staunen offenem Mund unter sich im Wasser schwimmen. Sie war sprachlos, was er als positiv einstufte. Sie hielt sich außerdem, um Kräfte zu sparen, mit einer Flosse an dem Segel fest und ließ sich ziehen.
    Quart’ol winkte ihr zu. Baq’al erwiderte zwar sein Winken, doch sie wirkte schockiert.
    Vermutlich hatten seine Worte ihr Weltbild gehörig erschüttert.
    ***
    Quart’ol staunte nicht schlecht über die Ortschaft auf dem Flugdeck der HOPE.
    Er brauchte auch nicht lange, um zu erkennen, dass unter den gegenwärtigen Umständen niemand gern unter Deck wohnte. Vom Volumen her war dieses Schiff ein Hochhaus.
    Doch wer wollte in einem Hochhaus ohne Elektrizität wohnen – in einer Unterkunft, in der es keine Fenster gab, durch die man das Tageslicht sah?
    Der Reaktorausfall hatte für die Besatzung nicht nur Antriebsprobleme geschaffen. Die einzigen Lichtquellen konnten Kerzen und Öllaternen sein. Quart’ol fragte sich, mit welchen Dienstleistungen die HOPE-Mannschaft die Waren und Rohstoffe bezahlte, die sie anderswo kaufte. Vermutlich hatte die US-Marine ihre Flugzeugträger als autarke Einheiten konstruiert: In einem Krieg konnte man schließlich auch nicht Kurs auf die nächste Schlosserei nehmen, wenn man ein verbogenes Geschützrohr richten musste.
    Eins verstand er nicht: Laut Maddrax’ Erinnerungen sollten auf der HOPE um die siebentausend Menschen leben. In dieser Nacht sah Quart’ol, als er wie ein Schatten durch die Gassen huschte, nur zwei: Sie waren behelmt und bewaffnet – und nach dem, was er von ihrem Geflüster aufschnappte, nicht begeistert, dass sie Wache schieben mussten, da es jedem Besatzungsmitglied bei Todesstrafe verboten war, sich nach Sonnenuntergang an Deck zu zeigen.
    Das waren ja rigide Vorschriften.
    »Ich hab bei dem Putsch nur mitgemacht, weil Captain Ibrahim so viele Fremde an Bord gelassen hat«, raunte der kleinere Posten, der mit seinem Kameraden vor dem Pfahlhaus pausierte, unter dem Quart’ol gerade in seine Kutte schlüpfte.
    »Aber dass ich jetzt jeden über den Haufen schießen soll, der nachts nur mal frische Luft schnappen will, geht mir nun doch gegen den Strich.«
    »Ich wette, das haben wir alles Captain Archer und seinem Kumpan zu verdanken. Gleich nachdem diese Typen aus Sydney mit ihren Drachengleitern hier gelandet sind, kamen die Dinge in Gang. Quick sagt, er und Swann wären sich in ihren Ansichten so ähnlich wie Zwillinge.«
    Quart’ol horchte auf.
    Sydney? Drachengleiter? Captain Archer und sein Kumpan?
    Vor einigen Monaten war er in Sydney gewesen. Er war in ein Abenteuer verwickelt worden, in dem Captain Archer, der Kommandant einer Drachenflieger-Einheit, eine unrühmliche Rolle gespielt und sich bei Nacht und Nebel verdrückt hatte – vermutlich mit einem der Gleiter. [6] War es dieser Archer, über den die Posten redeten? Hielt er sich nun auf diesem Schiff auf? Hatte er sich an einer Meuterei gegen den Captain beteiligt?
    Obwohl Quart’ol Archer nur vom Hörensagen kannte, traute er ihm eine solche Tat zu. Schon in Sydney war Archer Machtausübung wichtiger gewesen als das Wohlergehen der für ihn und seinesgleichen schuftenden Bevölkerung. Er entstammte einer militärischen Zivilisation, deren Führung vergessen hatte, dass sie dem Volk diente – nicht umgekehrt.
    Ihm zu begegnen hielt Quart’ol nicht für wünschenswert.
    Dass Archer zu denen gehörte, die das Rad der Geschichte auf der HOPE zurückgedreht hatten, gefiel ihm nicht. Was war mit Captain Ibrahim und seinen Leuten passiert? Waren sie tot?
    Hatte man sie über Bord geworfen? Was planten die Meuterer?
    War ihr gegenwärtiger Kollisionskurs ein Zeichen dafür, dass sie nach Neuseeland wollten?
    Die
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