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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang
Autoren: Ronald M. Hahn
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dem Kasten, denn er hatte gleich gemerkt, dass sie mit Swanns Lumpen auf Kriegsfuß stand.
    Außerdem wollte er wissen, was aus Captain Ibrahim und seinen Freunden Morelli, Stanwyck und Wilkinson geworden war.
    »Morelli und Stanwyck sind tot, ermordet.« Zarah knirschte mit den Zähnen. »Der Captain und seine Offiziere schmachten unter Deck in einem Hangar. Swann und Archer wollten sie eigentlich den Shargatoren zum Fraß vorwerfen – aber jetzt sieht es so aus, als brauchten sie ihr Fachwissen.« Sie deutete zum Tower hin. »Deirdre meint, dass schon Bestrebungen im Gange sind, Lieutenant Swann seines Amtes zu entheben.«
    »Deirdre?«
    »Sie führt die Tower-Kantine. Sie muss alle Nase lang mit Getränken auf die Brücke. Da kriegt sie oft was zu hören, denn die Typen da oben sind geladen.«
    »Aha.« Kwoddel schien die Dauerdiskutanten unter seiner Kapuze hervor zu beäugen. Zarah hätte ums Verrecken gern gewusst, worüber er nachdachte, und so fragte sie nach einer Weile: »Was hast du vor?«
    Kwoddel zuckte in der Dunkelheit zusammen. »Wie kommst du darauf, dass ich was vorhabe?«
    »Du versteckst dich. Du bist vermummt. Du willst mir dein Gesicht nicht zeigen.«
    Kwoddel räusperte sich. »Ich seh schon, dich legt man so schnell nicht rein, Baby.« Er produzierte merkwürdige Laute.
    Kicherte er etwa vor sich hin? »Kannst du mir sagen, wo ich Captain Ibrahim finde?«
    »Sicher.« Zarah schaute sich vorsichtig um. »Ich kann dich sogar hinbringen, Bubi.«
    »Bubi?« Kwoddel wirkte schockiert. Sein Kopf flog zu ihr herum, doch bevor sie sein Gesicht sehen konnte, senkte er ihn.
    »Na, wenn du mich Baby nennst… Komm mit.« Zarah robbte unter dem Haus hervor, in dem Deirdre wohnte. Sie wartete, bis Kwoddel sich ihr angeschlossen hatte, dann huschte sie im Sternenschein durch die Gassen und an den langen Treibhäusern vorbei, bis sie an einen alten Abschussbunker kam. Er lag, von Hütten und Schuppen umgeben, fast verborgen unter einem Haufen Gerümpel. Zarah zog das Ende der Plane hoch, die die zerbrochene Scheibe verdeckte, und schlängelte sich durch das kaputte Fenster hinein.
    Kwoddel folgte ihr. Als sie in dem Bunker waren, schaute er sich um. »Leider hab ich keine Kerze«, sagte Zarah entschuldigend.
    »Wir…« Kwoddel räusperte sich. »Ich seh ganz gut im Dunkeln.« Er schaute sich neugierig um.
    Zarah, deren Augen sich in Rekordzeit an die Finsternis anpassten, glaubte die Umrisse seines Gesichts zu sehen, aber das bildete sie sich vermutlich nur ein: Kein Mensch sah aus wie eine Eidechse. Es sei denn, er war ein Mutant…
    Plötzlich wurde ihr alles klar. »Hör mal, du brauchst dich nicht zu verstecken.« Sie nahm Kwoddels Hand und zog ihn hinter sich her, aus dem Bunker heraus, in einen Gang, eine Eisentreppe hinab. »Ich bin auch ein bisschen… ähm… anders als die anderen.« Seine Hand fühlte sich fast wie eine Flosse an.
    »Ach, wirklich?«
    »Ja, ich…« Zarah verstummte. »Ist doch egal.« Hatte sie gerade was gehört? Sie blieb stehen und merkte, dass Kwoddel dicht hinter ihr war. Sie war sich plötzlich nicht mehr ganz sicher, ob er ein Mensch war, aber sie spürte das Pochen seines Herzens, und dies sagte ihr, dass er aufgeregt war, um sein Leben fürchtete. Weil er sich auf etwas Gefährliches einließ, das er ebenso gut auch hätte lassen können. Dies wiederum sagte ihr, dass Kwoddel, was er auch war, ein Herz hatte, das für jemanden oder etwas schlug, und dies nahm ihr alle Zweifel und jede Angst.
    Zarah wartete, bis sie sicher war, dass niemand hier unten ihren unmittelbaren Weg kreuzte, dann setzte sie sich wieder in Bewegung.
    Kwoddel folgte ihr. Sie tasteten sich eine halbe Stunde lang durch nach Fisch und Füßen riechende finstere Gänge und eilten Treppen hinauf und hinab. Ab und zu mussten sie Menschen ausweichen, die mit brennenden Kerzen oder Laternen irgendwohin unterwegs waren und denen Zarah in Begleitung ihres lichtscheuen neuen Bekannten nicht begegnen wollte. Einmal traf sie auf Tim den Steward, der jedoch zu müde war, um mehr als einen Gruß zu lallen, bevor er hinter einem Vorhang in seiner dunklen Kabine verschwand.
    Der Hangar, den sie irgendwann erreichten, lag mittschiffs und hatte in früheren Jahrzehnten gefährliche Kampfflugzeuge beherbergt. Nun diente der riesige Raum als Gefängnis für einige Dutzend Männer, die den Fehler gemacht hatten, sich Strauchdieben gegenüber tolerant zu zeigen.
    Zarah und Kwoddel krochen durch ein meterdickes Rohr,
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