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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang
Autoren: Ronald M. Hahn
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nach der sagenumwobenen Hydree-Metropole Gilam’esh’gad zu suchen hatte, und ihn dadurch überhaupt erst zur Reise in den Marianengraben veranlasst. Dass dieselben Hydriten nach seiner Rückkehr Jagd auf ihn gemacht hatten, ließ Quart’ol vermuten, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Nur was es war, blieb ihm verborgen.
    Wenn ich daran denke, dass ich gehofft hatte, sie würden mich in den Bund aufnehmen… Quart’ol schleuderte die triefende, kaum angebissene Pflanzenknolle fort. Sie klatschte irgendwo im Halbdunkel an die Wand, punktgenau auf eine Mikrobenkultur. Die leuchtenden Kleinstlebewesen sprühten auseinander wie Feuerwerk, regneten lautlos herab und erloschen.
    Ich verstehe es nicht! War meine Hoffnung denn wirklich so weit hergeholt? Quart’ols finsterer Blick wanderte durch die Höhle mit ihren Ecken und Nischen und Wasserinseln aus porösem Lavagestein. Sie gehörte zu einem Labyrinth, das vor Urzeiten durch eine Seiteneruption des inzwischen längst erkalteten Vulkans von Kalan Nauri entstanden war. Am Ende aller Gänge, im dunklen Herzen des Atolls lag die geheime Versammlungsstätte des Gilam’esh-Bundes. Quart’ol war schon einmal dort gewesen. Vor Ewigkeiten, wie es schien.
    Damals hatte er dem Geheimbund von Matthews Reise zum Mars und den erstaunlichen Erkenntnissen berichtet, die der Commander dort gewonnen hatte. [2]
    Matt Drax brachte kostbare Informationen über die hydritische Vergangenheit zurück zur Erde, und Quart’ol hatte gehofft, sich durch ihre Weitergabe an den Geheimbund eine Mitgliedschaft zu sichern. Stattdessen wurde er der Lüge bezichtigt! Man hielt Matts Schilderungen für Hirngespinste und sah Quart’ol wegen seiner Freundschaft zu dem Menschen als Verräter an. Um sich zu rehabilitieren und Matts Ehrenhaftigkeit zu beweisen, war Quart’ol auf die Suche nach der legendären Hydree-Metropole Gilam’esh’gad gegangen.
    Er fand sie, und mit dem Nachweis ihrer Existenz war eigentlich bewiesen, dass Matt die Wahrheit gesagt hatte. Man konnte Quart’ols Wort vertrauen. Warum also, beim Barte Ei’dons, wurde er nicht wie ein Heilsbringer gefeiert – und saß stattdessen im Gefängnis?
    Meditationsraum!, verbesserte sich Quart’ol sarkastisch. So hat Skorm’ak dieses Loch genannt, und er muss es wissen. Er ist schließlich der Erste Meister des Bundes und natürlich ein wohlmeinender Freund, ha! Ich soll hier zu mir selbst finden, hat er gesagt, menschliche Beeinflussung überwinden und mich auf meine Befragung vorbereiten.
    Mit anderen Worten: auf einen Prozess, fügte Quart’ol bitter hinzu und glitt von der Ruheinsel. Beim Tauchen spürte er kleine Luftblasen an seiner Schuppenhaut entlang perlen. Es war ein angenehmes Gefühl, fast wie streichelnde Hände.
    Fische begrüßten ihn unter Wasser; kleine bunte Schneckenjäger, die den Hydriten neugierig umringten. Sie stammten unzweifelhaft aus dem offenen Meer, denn in solchen Höhlensystemen gab es kein natürliches Artenvorkommen. Die Gilam’esh-Anhänger mussten sie hier eingesetzt haben. Vielleicht wollten sie testen, ob er zu allem Überfluss auch noch heimlich mit dem Mar’os-Kult sympathisierte, dieser degenerierten Hydritenbrut, die Fische fraß und alte Werte verleugnete.
    Ich leide an Verfolgungswahn, stellte Quart’ol fest, während er spielerisch mit den Fischen tauchte und dabei in Ermangelung einer vernünftigen Beschäftigung Pirouetten drehte. Ich muss hier raus! Sonst fange ich am Ende noch an, Gespenster zu…
    »Aaaah!«, klackte er erschrocken. Sein Schuppenkamm stellte sich auf, alle Farbe wich aus seinem Gesicht: Quart’ol wäre in der Drehung fast mit einem Fremden zusammen gestoßen, der – tatsächlich wie ein Gespenst – aus der Dunkelheit gekommen war und reglos im Wasser schwebte.
    »Der Rat will dich sehen«, sagte der Quan’rill. Sein Schuppenkleid war dunkelblau, und er trug eine Muschelschale über der linken Augenhöhle. Quart’ol erinnerte sich an ihn.
    Sehr gut sogar.
    »Du bist es, dem ich das alles hier zu verdanken habe! Du hast mir damals zugeraunt, wo Gilam’esh’gad liegt!«, fauchte er wütend.
    Einauge blieb gelassen. »Gab es Zeugen? Sonst würde ich das an deiner Stelle vor dem Rat nicht wiederholen«, erwiderte er.
    Quart’ol stutzte. »Ah, verstehe! Du willst dich aus der Verantwortung stehlen.« Seine Augen verengten sich. »Kannst du vergessen! Ich weiß noch jedes deiner Worte, und ich werde sie vortragen, verlass dich drauf! Wenn ich angeklagt
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