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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang
Autoren: Ronald M. Hahn
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die erst noch Karriere machen wollen.«
    »Also, einen Wortschatz hast du…« Ibrahim musste sich ein Lachen verbeißen. »Was, glaubst du, werden sie tun?«
    »Sie werden versuchen, dich kaltzumachen.«
    Ibrahim schüttelte sich. »Schöne Aussichten.«
    »Aber wir«, fuhr Wilkinson fort, »passen auf dich auf.«
    Ibrahim schaute sich um. »Wir?« Am anderen Ende der Gasse trat ein Behelmter zwischen den Hütten hervor und salutierte. Es war Morelli. Seine Leute pirschten vermutlich irgendwo in der Gegend herum und hielten die Augen auf.
    Die Gassen von Hopetown waren eng; die meisten Hütten standen auf Stelzen, und die Nischen waren zahlreich.
    Manchen Menschen an Bord war die Zentrale Dienstvorschrift schnuppe. Außerdem waren nicht alle, die auf diesem Schiff lebten, hier geboren oder konnten mit dem Wort Disziplin etwas anfangen. Seit Jahrzehnten hatte man Landratten – und deren Kinder – aufgenommen. Da Frauen dem Soldatenberuf seit Menschengedenken nur mäßiges Interesse entgegen brachten, hatten den Männern der HOPE – ehemals USS RANGER – nach der Zeitreise nur wenige Frauen zum Knüpfen gesellschaftlicher Kontakte zur Verfügung gestanden.
    Ohne »Importfrauen« hätte die seefahrende US-Exklave vermutlich inzwischen mit Inzuchtproblemen zu kämpfen.
    »Für den Fall, dass du dich beobachten fühlst, Jack: Du hast eine unsichtbare Eskorte. Sie wird jeden umnieten, der in deiner Nähe etwas in die Hand nimmt, mit dem man jemanden töten könnte.«
    Ibrahim öffnete den Mund, doch Wilkinson winkte ab.
    »Ich weiß, dass es unter diesen Umständen Kollateralschäden geben wird. Aber es würde dein Leben nicht retten, wenn wir unsere Feinde fragen, ob sie vielleicht mit uns diskutieren möchten. Wir befinden uns in einem eigenen Universum. Die Gesetze, die unsere Eltern aus ihrer Zeit mitgebracht haben, interessieren hier niemanden.«
    Ibrahim nickte frustriert. Nun fing der Schmerz in seinem Magen an: langsam, stechend, schneidend. Er biss die Zähne zusammen und schaute zu den Sternen auf. Das Schwarz des Himmels wurde langsam grau. In einer Stunde…
    Er fragte sich, ob es vernünftig war, an der HOPE festzuhalten.
    »Ich geh jetzt schlafen«, sagte Wilkinson. »Ich würde dir das Gleiche raten, Jack. Sir, meine ich.«
    »Ich dreh noch ’ne Runde«, sagte Ibrahim. »Ich muss noch über ein paar Sachen nachdenken.«
    Er drehte sich um und schaute zum Tower hinauf, auf dem die Taster und Antennen sich schon lange nicht mehr drehten.
    Eine schmale Gestalt mit schulterlangem Haar, die einerseits weiblich, doch andererseits so stark und gewandt wie ein Wildkater wirkte, huschte vor dem Kommandoturm her und verschwand zwischen den Hütten an der Steuerbordseite.
    Ibrahim verharrte kurz. Ein Kind? Vermutlich eher eine Bordgöre. Er seufzte leise. Mit den Importbräuten hatten sie sich auch einige Probleme aufgehalst, die man bald lösen müsste: Nicht alle mitgebrachten Kinder lebten gern auf einem Schiff. Einige waren inzwischen nicht mal mehr Kinder…
    Das ganze Universum ist ein Irrenhaus, dachte Ibrahim.
    Und hier ist die Zentrale. Er musste kichern. Und wie durch ein Wunder hörten seine Magenschmerzen auf.
    ***
    Juli 2523
    Unten am Meeresgrund, wo zwischen Schiffswracks und einer geheimen Transportröhre der Vulkan von Kalan Nauri aus dem Boden wuchs, lag das Labor des Gilam’esh-Bundes.
    Die dreizehn Quan’rill hatten es weniger zu Forschungszwecken eingerichtet als vielmehr, um vor Notfällen jeder Art gewappnet zu sein. Es war mit neuester hydritischer Technologie ausgestattet und enthielt alles, was man sich an lebenserhaltenden Hilfsmitteln nur denken konnte, von Plasmavorräten bis hin zu schnell wachsenden nahrhaften Pflanzen. Würde die Welt zusammenbrechen, könnten die Bewohner dieses kleinen Atolls immer noch weiter existieren.
    Selbst kranke oder alternde Körper waren kein Problem: In einem gesonderten Raum des Komplexes reiften unter Laborbedingungen bleiche seelenlose Wesen heran – einzig zu dem Zweck erschaffen, ihren Herren als Gefäß zu dienen: Klone.
    Zwei von ihnen waren nahezu vollendet. Nackt und reglos schwebten sie in einer speziellen Nährlösung, an Schläuche angeschlossen und von blinkenden Instrumenten kontrolliert.
    Einauge schwamm zu den glasartigen Röhrenbehältern. Er prüfte beide Klone kritisch, entschied sich zuletzt für den Größeren und verpasste ihm über die Kontrollanlage einen bioelektrischen Schlag. Mit dieser »Initialzündung« erwachte das
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