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1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann
Autoren: Unbekannt
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garantiert nicht vergessen. Und beim nächsten Mal werden die Dscherro richtig massiv auffahren."
    „Wenn wir nicht vorher nach Terra zurückgeholt werden", gab Gia de Moleon sich weiterhin hoffnungsvoll. „Du glaubst immer noch daran?" fragte Alaska stirnrunzelnd. „Nach fünf Wochen und der Vernichtung des Bollwerks im Orbit von Thorrim?"
    Die TLD-Chefin sah den Aktivatorträger streng an. „Ich muß es doch, oder? Möglicherweise genügt das eine Bollwerk im Solsystem. Es muß vielleicht nur rückgängig machen, was es bewirkt hat."
    „Unabhängig davon", wandte er ein, „sollten wir uns um unsere neuen Nachbarn kümmern, Gia. Sie sind unsere momentane Realität. Die Thorrimer warten vielleicht darauf, daß wir die Initiative ergreifen und uns ihnen nähern. Sie sind ein freundliches, umgängliches Volk, wie sich herausgestellt hat. Daß sie auf uns übertrieben ängstlich und vorsichtig wirken, muß nicht ihr Fehler sein. In Ordnung, wegen mir sind sie sogar Feiglinge, aber das muß ja nichts Schlimmes sein. Im Ernstfall überwinden sie sich, wie wir zuletzt gesehen haben, als die Dscherro-Schiffe ausgerechnet von Thorrimern bemannt wurden. Und jetzt erwarten sie von uns, daß wir auf sie zukommen."
    „Wenn die Zeit da ist, wird es geschehen", blieb die TLD-Chefin stur. Alaska gab keine Antwort, sondern stand mit einem kurzen Seufzer auf. „Wohin gehst du?" fragte Gia de Moleon. „Zu unserem Kummerkasten", antwortete er, „und danach in mein Quartier. Ich will wissen, wie die Stimmung unter den Menschen ist."
    „Als ob ich dir das nicht auch sagen könnte!
    Die öffentliche Meinung kippt. Immer mehr Männer und Frauen rechnen trotz unserer Appelle an die Vernunft damit, den Rest ihres Lebens auf Thorrim zu verbringen."
    „Bitte entschuldige mich", sagte Alaska. „Aber ich möchte mir wirklich selbst dieses Bild machen. Und welche Einstellung vernünftig war, kann einzig und allein die Zukunft erweisen."
    Damit verabschiedete er sich für diesen Tag und ging. Der „Kummerkasten" war eine Adresse, an die sich jeder Bürger mit seinen Nöten, Fragen und Beschwerden jederzeit wenden konnte, ob in Form von Inter- und Telekomanrufen oder über das syntronische Netz. Alaska informierte sich fast jeden Tag über die Stimmung im Lande.
    An diesem Tag fand er unter anderem eine Meldung von der Ostgrenze, in der sich jemand bitter darüber beklagte, daß ein TLD-Posten eine Familie mit dem Strahler bedroht habe.
     
    *
     
    Selbst für die Besatzung des Gleiters war es nicht leicht, die beiden Kinder in den Straßen und Gassen, den künstlichen Höhlen und den Kavernen der Thorrimer-Stadt zu finden. Es wäre einfacher gewesen, wenn die beiden weiter gekreischt und nach Chessy gerufen hätten. Doch seit einigen Minuten war von ihnen nichts mehr zu hören nur das Gekläffe des Dackels, das sich immer weiter entfernte.
    Jedder stand noch fast an der Stelle, wo er durch die Barriere gestoßen war. Er war nur wenige Schritte gegangen. Die abgeschnittene Straße fand in Zortengaam natürlich keine Verlängerung.
    Jedder hatte dicht aneinandergebaute, bunt gestrichene Häuser vor sich und sah erst etwa fünfzig Meter zur Rechten eine Gasse, die tiefer in die Metropole hineinführte. Überall standen die Kugelbäume, hier und da wuchsen niedrige Hecken. „Wir müssen zwischen den Häusern hindurch", drängte ihn seine Frau. „Wenn die Kinder hinter dem Hund hergerannt sind, haben sie das auch getan. Worauf wartest du? Wir gehen schon nicht verloren."
    Aber auch seine sonst so resolute Frau zögerte, sich in Bewegung zu setzen.
    Natürlich konnte ihr das Gehusche zwischen den Häusern ebenfalls nicht entgehen, wenn kleine, hagere Gestalten von einer Deckung in die andere flitzten. Es war heller Tag. Die Sonne schien von einem tiefblauen, fast wolkenlosen Himmel. Jedder und Darre fühlten sich merkwürdig leicht. Kein Wunder, die Schwerkraft auf Thorrim betrug nur 92 Prozent von der irdischen. „Was ist nun, Jedder?" fragte Dame heftig, aber leise. „Muß ich etwa vorgehen?"
    Der Computerspezialist seufzte und setzte sich in Bewegung. Er ging langsam auf eine Lücke zwischen zwei Bauten zu, die in drei Metern Höhe zusammenwuchsen.
    Winkelmaße schienen die Thorrimer nicht zu kennen. Ihre Häuser, wenigstens an der Peripherie der Großstadt, waren so gebaut, als hätten ihre Architekten sich ihre Form von Stockwerk zu Stockwerk anders überlegt.
    Manchmal legten sich Dächer über drei oder gar vier Bauten, oder
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