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1909 - Der Bebenforscher

Titel: 1909 - Der Bebenforscher
Autoren: Unbekannt
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sich nicht bewegen können, nicht mit aller Macht der Welt. „Du hast jedoch Glück im Unglück, daß du auf Jembers gelandet bist. Unsere Kultur basiert auf gegenseitiger Sorge. Niemand hungert, und niemand wird getötet. Jemand muß also die Verantwortung für dich übernehmen. Nach Lage der Dinge fällt diese Aufgabe mir ZU."
    Ein Waisenkind.
    Eismer wußte nicht, weshalb der Ausdruck ihn so sehr traf; Trouzzo Fu sprach nichts als die Wahrheit. „Ich werde dich also adoptieren. Ich werde für dich sorgen und bis zu einem Alter, über das wir noch reden müssen, deine Zukunft bestimmen. Bist du damit einverstanden?"
    Eismer sagte keinen Ton. „Gut", antwortete Trouzzo Fu Gebertan sarkastisch. „Ich werte das als Einwilligung."
    Der Arzt erhob sich und trat ans Fenster.
    Das Himmelsgrün verlor allmählich seine satte Farbe, statt dessen zog am Horizont ein dunkles Wolkenband herauf. Ein Unwetter stand bevor. „Wir haben uns einige Gedanken gemacht, wie die Erziehung eines Goldnerkindes aussehen könnte. Das notwendige Datenmaterial über Kultur und Ethik liegt uns mittlerweile vor, Den Familienverband können wir dir natürlich nicht ersetzen, auch nicht deine Haustiere. Aber unsere psychologische Analyse besagt, daß wir mit einer straffen Ausbildung eine drohende Depression verhindern können." Der Arzt sah ihn an. „Von morgen an wirst du bei den Wissenschaftlern in die Schule gehen. Wir werden sehen, was wir dir beibringen können.
    Das ist übrigens alles."
    Eismer Störmengord schlich in seine Kammer zurück.
    Er hätte gern durch das Fenster zu den Sternen aufgeschaut, aber es war dunkel, und kein Licht war am Himmel zu sehen. Auch nicht die Sonne des goldenen Planeten, überlegte Eismer traurig. Bis die Nova am Himmel von Jembers zu sehen war, würde es sechs Jahre dauern.
     
    *
     
    Am frühen Morgen rüttelte ein Arzt ihn aus dem Bett. Sein sechsarmiger Rumpf steckte in einer Art Kittel, seine unteren Extremitäten bewegten sich schemenhaft sichtbar unter einer Art Rock. Außerdem besaß der Arzt sieben Augen, die allesamt auf beweglichen Stielen saßen.
    Eismer hatte das Gesicht niemals vorher gesehen. Er wußte nicht einmal, zu welcher Rasse der andere gehörte. „Was ist?" wollte er verschlafen wissen. „Komm mit! Ich brauche deine Hilfe."
    „Wobei?"
    „Komm einfach!"
    Eismer hatte sich bereits angezogen, er ließ sich aus dem Zimmer drängen, dann hasteten sie den Korridor entlang.
    Es war nicht weit. Der Weg führte ins Krankenzimmer des Prolongiden.
    Janthos lag zitternd auf einem riesengroßen Bett. Seine Arme wurden von einem Roboter gehalten. Eine zweite Maschine fixierte seinen Kopf an die Matratze, weil am hinteren Teil des Schädels zwei pulsierende Schläuche befestigt waren. „Dein Freund erleidet soeben einen Rückfall", erläuterte der Mediziner. „Wir wissen nicht, ob wir ihn durchbringen können.
    Soweit sich sagen läßt, bist du hier der einzige, zu dem er so etwas wie eine persönliche Beziehung unterhält."
    Hilflos starrte Eismer auf den zappelnden Hünen. „Aber er sieht mich doch nicht einmal."
    „Wir hoffen, daß er deine Stimme hören kann. Sprich mit ihm! Sag einfach irgend etwas, es kommt auf den Inhalt nicht an."
    Eismer zog sich einen Stuhl heran. Während sie Janthos ruhigstellten, erzählte er Geschichten aus der Funkenstadt.
    Belanglose Szenen kamen ihm in den Sinn, von seinen Freunden und von seinen Eltern.
    Er merkte kaum noch, daß seine Lippen sich bewegten. Ihm wurde klar, daß die Kleinigkeiten für ihn Glück bedeuteten und daß er dieses Glück niemals wieder empfinden würde.
    Der Arzt warf Eismer einen flüchtigen Blick zu. „Nicht aufhören! Du machst das gut. Ich bin sicher, daß er dich wirklich hören kann."
    Mit chirurgischen Instrumenten schnitten sieden Prolongliden der Länge nach auf. Die Ärzte legten einen Haufen Organe bloß. Ein halber Liter einer seltsamen, dunkelblauer Blutflüssigkeit ergoß sich über die Wundränder in die Laken.
    Es war das erste Mal, daß Eismer Störmengord das fremdartige Innere eines völlig anders gearteten Wesens zu Gesicht bekam.
    Was die Ärzte da taten, das wußte er natürlich nicht. Er sah jedoch, daß heftig blutende Partien gesäubert und verschweißt wurden. Dann schlossen sie den Körper des Prolongiden wieder.
    Eismer hörte zu reden auf .„Wie geht's ihm?" fragte er. „Wir sind hier keine Experten für Prolongiden. Ich glaube jedoch, daß er am Leben bleibt. Wie war noch sein
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