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1904 - Die Chronauten

Titel: 1904 - Die Chronauten
Autoren: Unbekannt
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die Geschworenen einig waren.
    Rakka Kossa saß am unteren Ende der Bank und hatte die Pflicht, die einstimmige Meinung aller dreißig dem Obersten Richter kundzutun.
    „Der Ginkoo wird zum mittelbaren Tod verurteilt. Wer das Leben eines anderen Wesens nicht achtet, hat selbst keine Achtung verdient. Wir haben beschlossen, den Ginkoo der unermeßlichen Güte -des Planeten anzuvertrauen."
    Ekkeon Annek vollzog die vorletzte Vorschrift der Verhandlung und wandte sich an den Angeklagten.
    „Du hast es gehört. Bist du tatsächlich Arontellmor?"
    „Ich bin es." Die Stimme des Wesens klang dünn und kaum vernehmbar.
    Nun stand für den Obersten Richter zweifelsfrei fest, daß kein Unschuldiger für eine Tat verurteilt wurde, die ein anderer begangen hatte. Er wandte sich an Rakka Kossa.
    „Chronaut aus KHANORINKOPATH, wir vertrauen den Verurteilten deiner Obhut an.
    Du wirst den Ginkoo innerhalb der vorgesehenen Frist von zwölf Stunden hinab zum Planeten bringen. Möge Torric selbst ihn in den Wahnsinn treiben. Die Sitzung ist geschlossen."
    Drei Roboter nahmen Arontellmor in ihre Mitte und brachten ihn hinaus vor den Saal, wo sie auf den Chronauten warteten. Rakka Kossa folgte ihnen langsam.
    Warum ich? fragte er sich. Jeder andere kann es ebenso tun.
    Aber er wagte es nicht, die Entscheidung des Obersten Richters zu kritisieren. Der Ablauf der Gerichtsverhandlung hatte sich sowieso von den meisten anderen unterschieden. Es war nicht um Interessengerangel zwischen den einzelnen Häusern gegangen, sondern um die Bestrafung eines Mörders von außerhalb. Selten hatten die Shuuken eine solche Einstimmigkeit gezeigt wie in diesem Fall.
    „Folgt mir!" sagte er zu den Robotern. „Bringen wir es so schnell wie möglich hinter uns."
     
    *
     
    „Gucky, kannst du mich hören?"
    Der Ilt öffnete probeweise ein Auge und blinzelte den Fragesteller an. Die hohe und breite Gestalt Icho Tolots füllte sein gesamtes Blickfeld aus.
    „Ich höre dich", krächzte er, erkannte bei diesen Worten seine eigene Stimme kaum wieder. „Icho, ein Glück, daß es ausgestanden ist. Was macht die HALUTA? Ist die Regeneration ..."
    „Hier gibt es keine HALUTA", antwortete Tolot mit Grabesstimme und trat zur Seite.
    Gucky öffnete jetzt auch das zweite Auge. Noch immer blickte er zweifelnd zur Decke.
    Sie bot sich ihm als eine Art Wellenpiste dar, in einer häßlichen Mischfarbe aus Grau und Gelb. Nach unten zu ging sie nahtlos in die Wände über. Eigentlich waren das gar keine Wände, sondern ein blasenförmiges Etwas mit violetten Dellen und grellgrünen Beulen.
    Manche der Beulen wiesen kleine rote Flecken auf. Es erinnerte den Mausbiber an Masern, wie Menschen sie vor Jahrtausenden im Kindesalter bekommen hatten.
    Mit einem Satz kam der Ilt auf die Beine. Er holte tief Luft und ließ seinen Nagezahn blitzen.
    „Die Luft ist atembar und für uns völlig ungiftig", stellte er fest.
    „Das ist richtig", meldete der Pikosyn. „Woher weißt du es?"
    „Woher ich es weiß?"„Seine Augen weiteten sich. Er bewegte die großen Ohren hin und her und öffnete dann entschlossen den Helm. „Icho, woher weiß ich es?"
    „Keine Ahnung, Kleiner. Aber ich weiß es auch. Mein Syntron sagt mir übrigens, daß wir heute den 23. Januar 1290 schreiben."
    „Dreiund... Januar ... neunzig? Das kann nicht sein!"
    Gucky fragte den Pikosyn seines SERUNS ab und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    „Der auch", rief er schrill. „Ihr macht hier nur schlechte Witze! Das geht so nicht."
    „Ich habe meinen Syntron bereits überprüft", sagte der Haluter. „Er ist nicht manipuliert worden. Das Datum ist echt."
    „Dann waren wir bewußtlos? Neun Monate lang?"
    Es konnte nicht sein. Die Aufzeichnungen der beiden Automaten enthielten nichts, was einen Hinweis darauf gegeben hätte. Abgesehen davon war ein SERUN nicht in der Lage, seinen Träger im Zustand der Bewußtlosigkeit neun Monate am Leben zu erhalten.
    „Wir haben eindeutig eine Gedächtnislücke", fuhr der Ilt fort. „Wir wissen nicht, was wir in dieser Zeit getan haben. Und im Syntron fehlen die Aufzeichnungen, was wiederum darauf hinweist, daß er doch manipuliert worden ist. Wir drehen uns mit unserer Argumentation im Kreis."
    Er hob die kleinen Hände. „Das ist unglaublich!" rief er mit schriller Stimme.
    „Irgendwer stiehlt unsere Zeit„, und wir wissen nicht, was passiert ist."
    „Du hast ja recht." Tolots Stimme grollte halblaut; dennoch reichte es für den Ilt völlig aus, daß ihm die
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