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1904 - Die Chronauten

Titel: 1904 - Die Chronauten
Autoren: Unbekannt
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Aufstellung.
    Einer der Bildschirme zeigte den Schlauch, den die Linse hinüber zur Station schoß.
    Dort blähte sich die Mündung auf, legte sich luftdicht auf die Außenhaut von CALLORBAZINT.
    Der Rawwe öffnete die Schleuse und stülpte sich gleichzeitig eine Atemmaske über das vorgewölbte Gesicht. Der Sog der in den Schlauch entweichenden Luft riß den Chronauten mit sich. Rakka Kossa preßte die Extremitäten eng an den Körper, um den Luftwiderstand zu vermindern.
    Dicht vor dem Haus berührte er den Schlauch zum ersten Mal und legte die letzten Schritte hüpfend zurück. Er erreichte den Wagen, ein schmales, zylinderförmiges Gefährt.
    Es schoß mit ihm davon, benutzte einen Präferenzkorridor und setzte ihn unmittelbar mit dem Gongschlag an der Tür des Gerichtssaals ab. Rakka Kossa schnellte sich aus dem Wagen, eilte durch die noch offene Tür in den Saal hinein und huschte zu dem einzigen noch freien Kissen an der Geschworenenbank. Er nahm Platz. Erst jetzt fand er Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten, die er seit dem Betreten des Saals gewonnen hatte.
    Dreißig Geschworenen saßen zwei Parteinehmer gegenüber. Einer betreute eine Gruppe Shuuken, der andere ein einzelnes Wesen. Es bestand kein Zweifel, daß es sich bei der Gruppe um die Kläger handelte, bei dem Einzelwesen um den Angeklagten. Über allen thronte in drei Körperlängen Höhe Ekkeon Annek.
    Rakka Kossa bezähmte mühsam seine. Nervosität. Der Angeklagte gehörte nicht zu den Bewohnern der Häuser. Er stammte von auswärts.
    Er war ein fetter, reicher Ginkoo. Einer der Tronium-Azint-Händler.
    „Die Sitzung ist eröffnet", verkündete die Sprechmuschel Anneks. „Wir haben über den Mord an einem unserer Artgenossen zu richten. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, ein Familienmitglied des Hauses TUROZABUNT getötet zu haben."
    Eine optische Projektion auf der freien Bodenfläche zwischen den Parteien zeigte den Vorgang. Der Ginkoo prügelte sich mit dem größeren und stärkeren Shuuken, schien auf die Dauer zu unterliegen und beendete aus diesem Grund die Auseinandersetzung mit einem Schuß aus seiner Waffe. Er traf den Shuuken am oberen Ende des Körpers und verdampfte sein Gehirn. Wie von einem elektrischen Schlag getroffen stürzte das Opfer zu Boden.
    „Wir haben nicht über die Gründe zu richten oder darüber, wer im Recht war und wer nicht", verkündete Ekkeon Annek. „Unsere Aufgabe, die schändliche Tat als solche zu bestrafen."
    Unter den dreißig Shuuken, die als Geschworene dienten, gab es nur Zustimmung. Sie drückte sich in der Körperhaltung aus, aber auch in den UltraschallÄußerungen.
    Der Pflichtverteidiger des Angeklagten, ebenfalls ein Shuuke, ergriff das Wort.
    „Wir beantragen eine Prüfung des Bildmaterials. Es kann sich um eine Fälschung handeln." ,„Abgelehnt", entschied der Oberste Richter.
    Er rief einen Roboter mit dem Untersuchungsbefund zu sich. An den Händen des Angeklagten hatten sich Spuren von Haut und Blut gefunden. Sie stammten vom Kampf. Die scharfen Nagelkrallen des humanoiden Ginkoos hatten den Shuuken trotz seiner ledernen Haut verletzt.
    „Die Schußwaffe wurde sichergestellt, sie gehört dem Angeklagten", rief der Anwalt der Kläger. „Es ist eindeutig erwiesen, daß er damit geschossen und Ponam Crool getötet hat."
    Ekkeon Annek wandte sich an den Pflichtverteidiger.
    „Hat der Angeklagte noch etwas dazu zu sagen?"
    Der Ginkoo schwieg, und der Shuuke verneinte.
    „Wirklich nicht?" hakte der Oberste Richter nach. „Schuldet Ponam Crool ihm Geld?
    Hat er seine Familie beleidigt? Oder hat er sich eines Tronium-Azint-Verbrechens schuldig gemacht?"
    „Es ist umgekehrt", stellte der Rechtsbeistand des Hauses TUROZA-BUNT fest. „Der Streit entstand, weil der Ginkoo die Waage manipuliert hat, mit der er das Gewicht der Ladung bestimmte. Daraufhin verweigerte Ponam Crool jede weitere Geschäftsbeziehung.
    Er entzog dem Ginkoo so den Boden für weitere Besuche in seinem Haus. Ist das ein Grund, einen Shuuken umzubringen?"
    Rakka Kossa bewunderte das verbale Geschick des Anwalts. Spätestens mit dem letzten Satz wußte er alle Geschworenen auf seiner Seite.
    Ekkeon Annek schien es ebenso zu empfinden.
    „Wir kommen zur Beratung über das Urteil", verkündete er. „Sie findet unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt."
    Was bedeutete, daß sie im Ultraschallbereich geführt wurde und alle Shuuken zuhören konnten. Nur der Ginkoo nicht.
    Es dauerte nicht einmal dreißig. Atemzüge, bis sich
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