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1899 - Katastrophe im Deltaraum

Titel: 1899 - Katastrophe im Deltaraum
Autoren: Unbekannt
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den Weg in den Deltaraum gefunden hätte? Vor gut sechzig Jahren? Hätte ich etwas dazu beitragen können, das furchtbare Unheil aufzuhalten?
    Vielleicht waren sie moralisch - aus unserer Sicht - nicht ganz einwandfrei gewesen. Vielleicht wären uns ihre Experimente mit den Tessma, dem einstmals führenden insektoiden Intelligenzvolk von Shaogen-Himmelreich, verwerflich vorgekommen. Doch wir hätten nicht das Recht gehabt, uns in ihre Belange einzumischen. Was hatten Menschen schon im Namen des Fortschritts anderen Lebewesen angetan!
    Aber ein ganzes Volk oder vielmehr eine Entwicklungsstufe dieses Volks ausgelöscht durch eine einzige, winzige Nano-Kolonne. Was konnten diese teuflischen mikrominiaturisierten Werkzeuge noch alles anrichten? Was wollte Shabazza, wer war er?
    „Du machst sie nicht wieder lebendig", hörte ich von Bully. „So ungefähr hast du es zu Tautanbyrk gesagt. Komm zurück in die Realität, Perry! Du bist nicht schuld am Elend in diesem Universum."
    „Nein", erwiderte ich, „aber ich werde alles tun, um es zu minimieren. Deshalb lebe ich, Bully, deshalb trage ich meinen Zellaktivator. Manchmal muß einem so drastisch wie hier vor Augen geführt werden, wozu die Mächte des Chaos in der Lage sind."
    „Die Mächte der Ordnung waren auch nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel", erinnerte er mich.
    Ich schwieg.
    Langsam trieben wir auf das Aolentor zu, das die Schirme und Holos der Technobox nun bereits ganz ausfüllte. Plötzlich stoppte Viviaree ihr Schiff und nahm Kontakt zu einer Station auf, die wir nicht sehen konnten. Wie sie erklärte, befand sie sich hinter einem Unsichtbarkeitsfeld, nahe am Schlund des Tores in den Hyperraum.
    „Das kann nicht wahr sein!" entfuhr es ihr dann.
    „Was?" fragte Tautanbyrk.
    Sie drehte sich um und blickte ihn unsicher an. Ich wußte nicht, wie es diesen „Puppen", ihren Makrokörpern, möglich war, Gefühle auszudrücken. Die Baolin-Nda waren perfekte Cyborgs. Eine für uns nicht faßbare Technik mußte es ihnen möglich machen, die Gefühlsregungen ihrer Seelen scheinbar leiterlos auf ihr weißes, ebenes Gesicht zu übertragen.
    „Der Pilzdom befindet sich mitten im Äolentor", sagte Viviaree fast andächtig. „Meine Instrumente in der Station haben registriert, wie er vor sechzig Jahren, offenbar mit Absicht, dort hineingeschoben und verankert worden ist. Fragt mich nicht, wie das möglich war und wer es getan hat. Tatsache ist, daß der Dom im Aolentor steckt und dem permanenten Ansturm von Psi-Materie aus der Äole ausgesetzt ist. Durch seine Verankerung kann er nicht hinausgespült werden."
     
    *
     
    Das erste, was mir nach diesem neuerlichen Schock klar wurde, war, daß die Hagelkörner aus Psi-Materie, die nun unaufhörlich auf den Dom prasselten, identisch sein mußten mit der permanenten Explosion, die uns den Zutritt von der Brücke in die Unendlichkeit in den Baolin-Deltaraum verhindert hatte, als wir sie von Gaalo aus betreten hatten.
    Schon damals hatte ich geargwöhnt, daß die Baolin-Nda in ihrem Deltaraum vernichtet worden seien.
    Es war nur ein Gedanke gewesen, naheliegend, aber abstrakt. Dies und die grausame Wirklichkeit waren zwei Paar Schuhe.
    „Ich bekomme weitere Messungen!" rief. Viviaree aufgeregt. „Danach ist der Druckausgleich zwischen Aole und Deltaraum durch den wie ein Pfropfen im Tor sitzenden Dom um etwa ein halbes Prozent vermindert worden. Das ist scheinbar wenig, auf die Dauer jedoch katastrophal."
    „Damit untertreibst du noch", sagte Tautanbyrk, tatsächlich mit bebender Stimme. „Über kurz oder lang muß die Äole durch den behinderten Druckausgleich ernsthaft beschädigt werden. Hoffen wir, daß es noch nicht soweit ist. Aber was können wir tun?"
    Was für ein Plan! durchfuhr es mich. Zwei im Grunde unzerstörbare Objekte waren gegeneinander eingesetzt worden, der Dom und das Äolentor. Die Nano-Kolonne hatte sich nicht damit begnügt, alles Leben im Deltaraum auszulöschen. Sie wollte auch noch die vergeistigten Baolin-Nda in der Äole vernichten, und fast wäre ihr das gelungen! Wenn es nicht schon zu spät war!
    Wir wären nicht dagewesen, als sich die erste Katastrophe ereignete. Aber vielleicht konnten wir die zweite verhindern.
    „Traktorstrahlen", wandte ich mich an Viviaree. „Besitzt die Technobox starke Traktorstrahlprojektoren?"
    „Stark genug, um Bauteile von Kollagenen zu bewegen", bekam ich zur Antwort. „Ob es für den Pilzdom reichen wird, das bezweifle ich."
    „Wir müssen es
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