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1899 - Katastrophe im Deltaraum

Titel: 1899 - Katastrophe im Deltaraum
Autoren: Unbekannt
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hatte.
    Begriffe wie Tag und Nacht, Vor- oder Nachmittag, Monat und Jahr hatten im Baolin-Deltaraum absolut keine natürliche Bedeutung; sie stammten noch aus anderen, uralten Zeiten und dienten ausschließlich dazu, die vergehende Zeit in fixe Einheiten einzuteilen nichts anderes als ein Orientierungsgerüst für die Bewohner des Deltaraums.
    Vor ihm auf dem Tisch lag eine daumenkuppengroße Kugel, die in hellem Grau mit einem metallischen, bronzefarbenen Ton schillerte. Als Tautanbyrk die Umprogrammierung insgesamt dreier Subsysteme vorgenommen hatte und seinem „Sessel" den Befehl gab, ihn zu einem Kontrollpult zu tragen, hörte er aus dem Gang bekannte, kratzende Schritte.
    Er drehte sich um und sah Roganwerg. Er kam auf seinem großen, auf zwölf mehrfach geknickten Beinen laufenden Tessma ins Labor, das so groß war wie eine mittlere Raumschiffszentrale. Roganwergs Tessma hatte einen erstaunlich artnahen Kopf mit zwei riesigen Facettenaugen, war aber im „Nacken" eingekerbt wie ein Sattel. Am Hinterleib waren rudimentäre Flügel übereinandergeklappt. Es war der Standardtyp für bequeme Wege innerhalb eines Kollagens; allerdings verlangte er Unmengen an Nahrung, die von den miniaturisierten Tessma für ihn hergestellt werden maßte.
    Jemand hatte einmal einen Tessma von dieser Art so konstruiert, daß er in Räumen, die groß genug waren, tatsächlich noch fliegen konnte. Aber so etwas war Spielerei und von keinem praktischen Nutzen. Die einzigen brauchbaren fliegenden Tessma waren die wenigen, die bis ins Riesenhafte hochgezüchtet und als Raumschiffe ausgebaut worden waren, um von einem der insgesamt 52 Kollagene des Deltaraums zum anderen zu gelangen. Dazu maßten sie, abgesehen von ihrem immensen Nahrungsbedarf, in eine Energiesphäre gehüllt werden, die sie vor der Kälte und dem Vakuum schützte, und außerdem Antriebsaggregate implantiert bekommen. Auch das war für Tautanbyrk nichts anderes als Spielerei - eines seiner Lieblingswörter, wenn es um Sinn und Unsinn des Tessma-Designs ging.
    Roganwergs Rückkehr an diesem Tag war die zweite Überraschung. Tautanbyrks Kollege hatte lange in einem anderen Kollagen an einem Projekt gearbeitet, das dessen eigentlicher Leiter nicht mehr hatte vollenden können. Er war im Alter von über fünftausend Jahren aus dieser Existenzform geschieden, hatte seinen Körper aufgegeben und war als reiner Geist in die Äole übergewechselt.
    „Ich bin so froh, daß du endlich zurück bist", begrüßte Tautanbyrk den Heimkehrer. „Ich weiß, du hast eine Menge zu erzählen, und ich bin auch schon gespannt darauf. Aber höre zuerst, was mir heute passiert ist ..."
    Und endlich konnte er jemandem von Kuntherherrs Einladung berichten. Er redete aufgeregt, untypisch für einen wie ihn. Als er fertig war, schwieg Roganwerg.
    „Was ist?" fragte Tautanbyrk. „Habe ich nun Grund zur Freude - oder zur Furcht?"
    „Ich weiß es nicht", gab sein Gegenüber zu, der inzwischen von seinem Tessma abgestiegen war, welcher daraufhin in Wartestellung gegangen war und sich nicht vom Fleck rührte. „Ich weiß nur, daß ich an deiner Stelle mit unseren Vorgesetzten darüber sprechen würde, bevor ich ginge. Aber nun sag mir, woran du gearbeitet hast. Du wirst mich sicherlich überraschen. Ist es diese Kugel dort?"
    „Ja", sagte Tautanbyrk etwas zerknirscht. Das Projekt, an dem er Monate gebastelt hatte, interessierte ihn plötzlich kaum noch. ‘ Erließ sich von seinem Tessma-Sessel zur Kontrolltafel tragen, nahm eine Fernbedienung aus einer Nische und richtete sie auf die Kugel. Sodann sprach er eine Reihe von Befehlen in das Gerät, das seine Worte in Sendeimpulse umwandelte, die von den Millionen und aber Millionen mikrominiaturisierten Tessma, die die Kugel bildeten, als Befehle aufgenommen und umgesetzt wurden.
    Die grauschillernde Kugel auf dem Labortisch wuchs um das Doppelte, dann entfaltete sie sich wie die von oben aufgeschnittene Schale einer Frucht. Sie klappte in sechzehn Segmente auseinander, und aus ihrem Zentrum wuchs ein schlanker Stab einen Meter in die Höhe, der an seiner Spitze weitere, waagrechte Stäbe ausfuhr, bis sich eine Art Schirm gebildet hatte. Dieser Schirm wurde auf Tautanbyrks Befehl hin in alle Richtungen geschwenkt.
    „Spielzeug", sagte Tautanbyrk unzufrieden obwohl er soviel Zeit in diese Entwicklung investiert hatte.
    „Aus der Kugel können sich mehrere Dutzend verschiedene Sende- und Empfangseinrichtungen bilden, je nach Befehl. Aber das ist
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