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1882 - Die 48 Stunden von Terrania

Titel: 1882 - Die 48 Stunden von Terrania
Autoren: Unbekannt
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Prallgleite ließ sich Katie Joanne in eine Haltestelle der unterirdischen Rohrbahn tragen, die ein dichtes Netz von Verbindungen unter der Stadt bildete. Ein mehrfach unterteilter Holo-Würfel am Eingang zeigte an, daß die Bahn noch in Betrieb war. Die Journalistin empfand diese Tatsache als um so erstaunlicher, als nahezu alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel wie etwa die energetischen Transportbahnen und die Transmitter im Verlauf der Straßenkämpfe ausgefallen waren.
    Doch während der Nacht und der späteren Kampfpause hatte ein Heer von Reparaturrobotern wahre Wunder unterhalb des Häusermeeres vollbracht und wenigstens einen Teil der Bahnen wieder funktionsfähig gemacht.
    Einige hundert Versprengte hielten sich in der Stationshalle des Bahnhofs auf und warteten auf eine Fluchtmöglichkeit. Sie wurden von Robotern mit Speisen, Getränken sowie mit Medikamenten versorgt.
    Eine massige Frau mit kurzgestutzten roten Haaren trat auf die Reporterin zu. Sie war über zwei Meter groß und dabei außerordentlich übergewichtig, was sie nicht durch zu weite Kleidung zu kaschieren suchte, sondern durch eine viel zu enge Kombination noch unnötig betonte.
    „Hallo!" rief sie. „Du bist Katie Joanne! Richtig? Du arbeitest als Reporterin für SolTel!"
    „Allerdings", antwortete Katie arglos.
    Die massige Frau warf sich überraschend auf sie, und bevor Katie Joanne wußte, wie ihr geschah, flog ihr eine Faust ins Gesicht. Ihr wurde schwarz vor Augen, die Beine knickten unter ihr weg. Sie stürzte zu Boden.
    Als sich ihre Blicke wieder klärten, stand die riesige Frau breitbeinig über ihr. Ihr Gesicht war vor Zorn und Erregung gerötet.
    „Du Miststück!" schimpfte sie. „Die Menschen dieser Stadt wissen vor Angst kaum noch, wohin sie sich wenden sollen, aber das genügt dir noch nicht. Du mußt ihre Angst noch zusätzlich schüren."
    „Wie bitte?" Die Reporterin rieb sich das schmerzende Kinn. „Was soll der Unsinn?"
    „Hast du nicht das Bild von diesem Dscherro gezeigt, der den Kopf eines Babys zwischen seine Zähne steckt? Und hast du nicht die Frage gestellt, was die Dscherro mit ihren Gefangenen machen? Ob sie ihre Gefangenen gar fressen?"
    Die massige Frau trat Katie Joanne so wuchtig in die Seite, daß der Journalistin erneut schwarz vor Augen wurde: Doch sie verlor nur kurz den Kontakt zur Wirklichkeit, dann traf sie ein weiterer Schlag, und rasende Schmerzen ließen sie hochfahren.
    „Hör auf!" keuchte sie. „Ich tu’ meinen Job. Mehr nicht."
    Die Frau über ihr wollte ihr erneut einen Fußtritt versetzen. Mittlerweile waren zahlreiche Männer und Frauen herangekommen, die gehört hatten, um was es ging, und die sie nun geradezu hysterisch aufforderten, weiterzumachen. Die Auseinandersetzung bot ihnen ein Ventil für ihre Ängste, und sie nutzten es.
    Die Reporterin erkannte, daß sie augenblicklich handeln mußte, wenn sie die Station lebend verlassen wollte. Sie wich geschickt aus, packte den Fuß der rothaarigen Frau und drehte ihn zur Seite. Da ihre Peinigerin in diesem Moment nur auf einem Bein stand, verlor sie das Gleichgewicht, kippte nach hinten und stürzte krachend auf den Boden.
    Katie Joanne sprang auf. Ihre Nieren taten ihr weh, und sie konnte kaum atmen, doch sie wußte, daß sie nicht länger bleiben durfte, wenn sie nicht Opfer der aufgebrachten Menge werden wollte. Sie flüchtete und lief in Richtung Ausgang.
    Jemand schoß mit einem Energiestrahler auf sie, verfehlte sie jedoch. Sie hörte die Schreie der Menge und das Getrappel ihrer Füße. Als sie über die Schulter zurückblickte, erkannte sie, daß sie den Menschen nicht entkommen konnte.
    Sie fuhr herum und nutzte ein Detail ihrer Ausrüstung. In Bruchteilen von Sekunden baute sich ein Holo vor ihr auf. Es stellte einen winzigen Ausschnitt aus dem Report dar, den sie am vorausgegangen Tag gemacht hatte. Er zeigte einen Dscherro in Lebensgröße, der aus seinem Bogantöter Granaten verschoß.
    Das Krachen der Explosionen schien die Haltestelle auszufüllen und von den Wänden widerzuhallen.
    Wie erwartet ließ die Menge sich von dem lebensechten Bild sofort täuschen.
    Erschrocken fuhren die Männer und Frauen zurück, und Katie Joanne nutzte ihre Chance. Sie hatte einen kleinen Zeitvorteil errungen und konnte sich in Sicherheit bringen. Schnell verließ die Journalistin die Rohrbahnstation.
    Erschrocken und zutiefst verunsichert lief sie nach Norden, wo sie am Ende einer langen Allee die eindrucksvolle Crest-Statue sehen
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