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1864 - Vorabend der Apokalypse

Titel: 1864 - Vorabend der Apokalypse
Autoren: Unbekannt
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es erst einmal darum, die Galornen unter ihre Kontrolle zu bringen und das gegenseitige unnütze Töten zu beenden. Denn es kostete Hunderte oder gar viele Tausende potentieller Soldaten.
    Kaif Chiriatha sprach von ihrem Haus aus und über viele Verstärkerstationen zu ihrem Volk. Daß sie dabei völlig alleine war, störte sie nicht. Sie brauchte keine Ratgeber.
    Jeder andere hätte ihr nur eine Last bedeutet, die sie irritierte. Von jetzt an konnte nur noch ihre eigene Meinung gelten.
    Sie appellierte flammend und in der Sprache, die sie verstanden, an die Rasenden. Und überall verharrten die Galornen in dem, was sie gerade in dem unbändigen Drang zur Aktion um der hektischen Aktion willen taten, der sie auf Dauer allein wegen der ungewohnten körperlichen Überanstrengung umbringen mußte, und hörten ihr zu.
    > Hört auf zu kämpfen!" forderte Chiriatha sie auf. Ihr Gesicht schien an Hunderten von Plätzen vom Himmel. Ihre Stimme ließ den Boden vibrieren. „Die Neue Zeit ist angebrochen. Es ist das Zeitalter der Kraft und der Eroberungen, die Goldene Zeit des Aufbruchs! Zuerst wird Plantagoo erfahren müssen, wer die Krone der Schöpfung ist, dann die vielen unbekannten Galaxien! Die Schwarze Sternenflotte wird wieder aufbrechen, um das zu verwirklichen, woran unsere glorreichen Vorfahren gescheitert sind! Plantagoo gehört uns. Wir werden uns nicht länger verstecken. Zur Hölle mir dem Frieden von Ce Rhioton und Thoregon - es lebe der Friede, der von uns diktiert wird. Nämlich der, dem sich die Zentrifaal, die Kroogh, die Tasch-Ter-Man und wie sie alle heißen bedingungslos unterzuordnen haben! Wollt ihr diesen Frieden?"
    Sie standen da, auf den Plätzen und vor den Häusern, und schienen noch nicht zu begreifen, was sie meinte. Immerhin hatten sie aufgehört, gegeneinander zu kämpfen.
    Kaif merkte, daß sie es einfacher formulieren mußte. „Friede" allein war in diesen Stunden kein Stichwort für sie. Sie mußte ihn anders umschreiben.
    „Unser Friede kann nur durch Kampf erreicht werden", hallte ihre Stimme von einem Ende der Riesenstadt bis zum anderen. „Wollt ihr zu den Sternen Plantagoos aufbrechen und diesen Frieden Plantagoos Völkern bringen? Und danach den anderen Galaxien? Wollt ihr den totalen Frieden, den bedingungslosen Kampf mit unseren überlegenen Waffen, dem Vermächtnis der Ahnen?"
    Diesmal jubelten die ersten, dann pflanzte sich die allgemeine Begeisterung wie ein Buschfeuer in Baaken Bauu fort, und die blauhäutigen, dickleibigen, ehemals so unendlich würdevollen Galornen antworteten in skandierenden Chören: „Ja, wir wollen! Ja, wir wollen!"
    Um sie herum brannte es. Sie waren eine grölende, johlende Masse, bei deren Anblick den beiden Männern, die etwa zur gleichen Zeit auf Galorn um ihr Leben und ihren Verstand kämpfen mußten, das große Brechen gekommen wäre.
    „Dann teilen wir uns jetzt in Gruppen ein", sagte Kaif Chiriatha. „Jede Gruppe besteht aus den dem jeweiligen Bezirksknotentransmitter zugehörigen Bewohnern Baaken Bauus also mindestens hunderttausend Männern und Frauen. Jede Gruppe wählt sich ihren Anführer, der durch mich bestätigt wird. Und jeweils zehn dieser Anführer bestimmen den Führer einer von 25 Großgruppen. Diese wiederum bilden den Provisorischen Rat, der mit mir die ersten Schritte bei der Ausgestaltung unserer Zukunft plant. Näheres teile ich in Kürze mit.
    Es geht jetzt darum ..."
    Sie sprach noch weiter, und alles lief darauf hinaus, daß sie eine Handvoll treuer Gefolgsleute unter sich wußte, von denen sie jeden kannte und von denen sie jeden einzelnen kontrollieren und manipulieren konnte.
    So lange, bis sie sie nicht mehr brauchte.
    Aggresivität und Haß paarten sich mit Intelligenz. Das, was Kaif Chiriatha vor anderthalb Jahrhunderten ihren Aufstieg bis an die Spitze der galornischen Hierarchie ermöglicht hatte, war nun die fatale Triebfeder, die sie zur absoluten Herrscherin machte - wenn es in ihrer grenzenlosen Verblendung nach ihr ging, zur Herrscherin des bekannten beziehungsweise erreichbaren Universums.
    Im Gegensatz zu den beiden Terranern, die sie vor knapp einer Woche verabschiedet hatte, hatte sie keine Chance gehabt, dagegen zu kämpfen.
    Wer wollte sie aufhalten?
     
    *
     
    Sie will mich nicht mehr. Sie hat keine Liebe mehr für mich.
    Ich wünsche mir, ich wäre erlöst.
    Sie spielte immer so gerne mit mir. Sie drückte mich an ihre Brust und flüsterte so sanfte Worte.
    Ich kann es nicht länger ertragen. Ghan
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