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1864 - Vorabend der Apokalypse

Titel: 1864 - Vorabend der Apokalypse
Autoren: Unbekannt
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ihm verlangen. Er war Techniker, vielleicht der beste innerhalb der Wolke. Sie hatte absolutes Vertrauen zu ihm - wie auch zu Goor Lan und Eger Wandayn, den beiden anderen Führungspersönlichkeiten hier draußen.
    Spürten sie es hier überhaupt? Vielleicht waren sie zu vertieft in ihre Arbeit. Vielleicht lag es aber auch am Abstand von Helter Baaken. Kaif hatte in sich gelauscht und nichts von dem festgestellt, was sie auf der Wohnwelt in Unruhe versetzte.
    Wenn sie ehrlich zu sich war, dann war sie hierhergeflohen in der Hoffnung, daß sie im Weltraum wenigstens für eine Weile von dem Alpdrücken verschont wurde.
    Aber das war kein Dauerzustand. Die Galornin konnte nicht vor dem davonlaufen, was sie in Angst versetzte. Vielleicht war es nur eine persönliche Krise - sie hatte in ihren gut zweihundert Lebensjahren bereits mehr als genug davon meistern müssen.
    „Wir liegen um drei Prozent unter dem Soll", hörte sie Traph sagen. „Wir werden das Bollwerk in einer neuen Bestzeit vollendet haben."
    „Das freut mich", meinte Kaif. „Woran liegt es?"
    > Vielleicht an der Routine. Wenn man bereits zwei solche Aufgaben bewältigt hat, dann stellt sich natürlich diese Routine ein, aber das haben wir ja schon bei den Zeitplanungen mit berücksichtigt."
    „Also?" fragte die Projektleiterin.
    „Es ist die Arbeitsmoral", vernutete Gandalon. „Ob Galornen oder Adlaten, sie ergänzen sich gegenseitig immer besser. Sie scheinen es nicht abwarten zu können, bis dieses dritte Bauwerk für Thoregon endlich fertig ist."
    „Das ist gut so", sagte Kaif.
    Dabei meinte sie es genau andersherum, aber solange sie nicht sagen konnte, was sie eigentlich konkret bedrückte, maßte sie diese gute Miene machen.
    Beginnt es auch hier schon? fragte sie sich und schalt sich im nächsten Moment schon wieder eine Närrin.
    Verfolgungswahn, dachte sie. Ja, vielleicht. Die Einsamkeit an der Spitze.
    Sie maßte mit jemandem reden. Aber wem konnte sie sich wirklich anvertrauen, solange Ce Rhioton nicht zurück war? Und danach sah es nun wirklich nicht mehr aus.
    Sie hatte den Adlaten namens Foremon in Ce Rhiotons Haus geführt, und Foremon hatte den Basaltstein genommen und darin das Passantum gefunden. Er hatte darüber hinaus Ce Rhiotons Botschaft vernommen, daß der zweite Bote von Thoregon, der ihr seine Nachfolge in Aussicht gestellt hatte, den Weg zurück zu seinem Volk nicht mehr gefunden habe ...
    Das war jetzt vier Tage her.
    Vorgestern nun waren Foremon und die beiden Fremden aus einer entfernten Galaxis, Perry Rhodan und Reginald Bull, mit der PEGOOM von Hefter Baaken zum Galornenstern und der Herkunftswelt Galorn aufgebrochen. Dort wollten sie in den Pilzdom eindringen und auf die Brücke in die Unendlichkeit gehen.
    Foremon sollte unter anderem Kaif Chiriathas Namen als Ce Rhiotons designierte Nachfolgerin an den Rat von Thoregon übermitteln.
    Sie schauderte bei dem Gedanken daran.
    Seit dem Abflug der PEGOOM war sie nicht nur wieder mit sich und ihrer Verantwortung allein. Es schien sich auch etwas verändert zu haben. Etwas, das sie noch nicht beim Namen zu nennen vermochte.
    Sie spürte es nur, an sich selbst und an anderen.
    Und es schien nichts Gutes zu sein.
     
    *
     
    Days Vuuneron stand dabei, als Tamm Ganga und Dero Berool übereinander herfielen und sich prügelten. Die Erzieherin sagte und tat auch nichts, als die beiden Jugendlichen sich fest umschlungen vor ihr im Gras hin und her rollten und der eine versuchte, dem anderen die Luft abzudrücken.
    Days’ breite Nasenflügel flatterten in ihrem breiten, runden Gesicht, ein Zeichen ihrer Erregung.
    Es war spät am Tag. Die Lichtung lag in einem kleinen Park neben einem Sportgelände, im Norden der Stadt der Kinder. Days hatte dort am Nachmittag mit ihrer Gruppe trainiert. Zwanzig Jungen zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren waren ihr anvertraut.
    Sport war nicht gerade das, was ein Galorne liebte. Die Jungen sahen in ihm auch kein Mittel der körperlichen Ertüchtigung, verstanden ihn auch nicht als Spiel, sondern als Ausleseund Profilierungsmittel. Wer im Wettkampf siegte, wer besser war als die anderen, der galt auch im normalen Schul- und Spielbetrieb als der Stärkste. Es war eine von einer ganzen Anzahl an Möglichkeiten, in der Stadt der Kinder Macht zu gewinnen.
    Und es sollte die Aufgabe der Erzieher sein, diesen Ehrgeiz ebenso zu kanalisieren und in Grenzen zu halten wie in allen anderen Bereichen, in denen Aggression ausgelebt wurde.
    Aggression
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