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1864 - Vorabend der Apokalypse

Titel: 1864 - Vorabend der Apokalypse
Autoren: Unbekannt
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Analyse vorzunehmen. Momentan mußte nur die Aggression nach draußen.) Sie tobte wieder und schrie. Von draußen hörte sie auch-Lärm, Zur Ruhe zwingen. Die Aggression kanalisieren. Tief atmen ...
    Sie starrte zur Decke, wo sich dunkle Nebelschlieren vor die Sterne des künstlichen Himmelsgewölbes des Raumes geschoben hatten. Noch während sie hinsah, glaubte sie zu erkennen, daß sich die Schwaden verdichteten und das Licht der fernen Sonnen und Galaxien verschluckten; diesmal aber wohl für immer.
    Und plötzlich sah sie sich wieder als junge Heranwachsende in der Stadt der Kinder; als die Rebellin, die das Universum erobern wollte.
    Der Kreis schien sich geschlossen zu haben.
    Sie war ruhig, als sie aufstand und zur Empfangshalle hinunterging. Sie bewegte sich sicher. In ihren Augen brannte ein Feuer, das nicht von dieser Welt zu sein schien. In ihrer Seele schleuderte ein Vulkan die Glut der Aggressivität empor, doch Kaif Chiriatha war dabei, den Umgang damit zu lernen.
    Wenn es nicht mehr anders ging, stieß sie Schreie aus oder zerschmetterte etwas. Ihr Weg war von Scherben gesäumt. Doch dann ging sie weiter.
    Den Zorn und den Haß speichern, solange es ging. Ihn kanalisieren, in eine Richtung lenken. Auf ein Ziel zu. Man braucht immer ein Ziel.
    Sie hatte es gehabt, als sie sich von Ce Rhioton und Muum Dugesm blenden ließ. Dugesm war tot, Ce Rhioton geflohen. Er hatte gewußt, was kommen würde und daß er nicht dagegen bestehen konnte ...
    Kaif Chiriatha stieß ein triumphierendes Lachen aus - und das gerade in dem Augenblick, als ein Holo aufleuchtete und ihr anzeigte, daß jemand vor ihrem Haus stand und zu ihr hereinwollte.
    „Seda ... Galoer", sagte sie leise.
    Was wollte die Erzieherin? Sie bekehren? Sie hatte eine Hand hinter dem Rücken. Sie verbarg etwas.
    Und nein. Bekehren bestimmt nicht. Seda war ebenfalls voller Haß, sie konnte sich nicht verstellen. Ihr Gesicht und ihre ganze Haltung verrieten es.
    Kaif öffnete ihr die Tür, und ihre Erzieherin kam herein. Sie, mit der sie so viele Stunden nutzlos verbracht und unsinniges Zeug geredet hatte.
    Na, komm schon! Zeig mir, was du versteckst!
    „Du bist an allem schuld!" Seda versuchte erst gar nicht, Kaif zu täuschen - jetzt, da sie erst einmal im Haus war und ihr gegenüberstand. „Daran, daß der Drache ausgebrochen ist! Daran, daß es bald keine Galornen mehr geben wird. Daran, daß wir ..."
    „Schuld?" wurde sie von Kaif Chiriatha unterbrochen. „Wieso denn schuld? Dankbar solltet ihr mir sein.
    Oder solltest du etwa den Zeiten der Verblendung nachtrauern, unseren falschen Träumen vom Frieden?" Sie lachte. „Die neue Zeit ist da, Seda Galoer! Akzeptiere sie! Sei kein Narr und kämpfe an meiner Seite. Die kosmische Bestimmung der Galornen ist es nicht, einer Koalition zu dienen, die zu schwach ist, um sich uns auch nur zu zeigen. Unsere Bestimmung ist die der Vorfahren: der Kampf und die Herrschaft über alle Kreaturen des Universums! Schließ dich mir an, Seda, oder bist du zu feige?"
    „Ich ... werde dir zeigen, wie feige ich bin!" schrie die Erzieherin und riß das Messer hinter dem Rücken hervor.
    Kaif hatte etwas Ähnliches erwartet. Als Seda auf sie zustürzte, wich sie zur Seite aus. Seda Galoer fiel hart auf den grau gefliesten Boden. Das Messer entglitt ihrer Hand.
    Bevor die Ältere danach greifen konnte, hatte sich Kaif Chiriatha danach gebückt und es an sich gerissen. Dann kniete sie über Seda Galoer, mit der sie die Harmonien und die Wunder des Universums und ihrer Inneren Welt gespürt und erlebt hatte, die ihr für eine Zeitlang mehr bedeutet hatte als jeder andere lebende Galorne, sah in die weit aufgerissenen schwarzen Rundaugen, hörte den entsetzten Schrei und stach zu.
    Einmal, fünfmal, zehnmal.
    Bis Seda in ihrem Blut lag und sich nicht mehr rührte.
    Das war der Anfang ...
     
    *
     
    Die Massen tobten. Einige Stunden nach dem Ausbruch des Drachen hatten sich schon die ersten Banden gebildet, die prügelnd und mordend durch die Riesenstadt zogen. Die meisten Galornen reagierten sich jedoch immer noch einzeln ab.
    Kaum jemand war in seinem Zuhause. Es gab kein Zuhause mehr, nicht in dem hergebrachten Sinn eines Horts der Geborgenheit. Aus diesen Horten waren allenfalls Festungen geworden.
    An mehreren Stellen brannte es. Löschroboter versuchten hier und da, die Flammen zu ersticken und die entstandenen giftigen Dämpfe zu neutralisieren. Von ihnen gab es viel zu wenige - wann waren in Baaken Bauu schon
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