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1864 - Vorabend der Apokalypse

Titel: 1864 - Vorabend der Apokalypse
Autoren: Unbekannt
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angeführt, drei Erzieher und fünfzig Kinder. An ihrem Fenster, das zum Zentrum hin zeigte, hatte sie eine Kamera angebracht, die zu ihrer Ankunftsstation in der großen Stadt übertrug, was über dem von hier aus nicht mehr sichtbaren Schacht geschah.
    Ein Mikroprojektor baute eine riesige holographische Wiedergabe auf, und alle, die am Transmitterkreis 3-Süd standen, konnten sehen, wie sich die orangefarbene Glut über dem Schacht plötzlich nach oben wölbte wie ein sich in die Höhe ausbreitendes Gas und dann die orangerote Fontäne in den trüben Himmel schoß, mindestens fünfzig Meter hoch.
    Ein einziger Aufschrei ging durch die Schar der Erwachsenen und Kinder am roten Kreis. Alle liefen plötzlich davon, ganz egal in welche Richtung, nur weg von der Projektion.
    Wenigstens hatte es für den ersten Moment diesen Anschein.
    Dann aber erlosch das Holo. Die Kinder rannten immer noch umher, blieben urplötzlich stehen, drehten sich um und wechselten die Richtung. Einige prallten mit voller Wucht zusammen, andere fielen hin und blieben liegen, bis ein anderer über sie stolperte und blindlings auf sie einzuschlagen begann. Auf einmal wurde überall nur noch gekämpft.
    Seda Galoer war fassungslos. Ganz kurz spürte sie den Impuls, sich zwischen die erstbesten Streithähne zu werfen und sie auseinanderzubringen, so, wie sie das in der Stadt der Kinder in den letzten Tagen so oft hatte tun müssen. Sie hatte einige Andenken davon zurückbehalten - Wunden und Narben, die nur langsam verheilten.
    Doch das war sofort vorbei.
    Sie fühlte sich, als würde irgend etwas in ihrem Hirn explodieren. Sie sah rote Schleier vor den Augen und glaubte, das Blut in ihren Adern müsse zu kochen beginnen.
    So heiß durchlief es sie und sprengte nach draußen, gab ihr das Gefühl, etwas zerschlagen zu müssen, um diese furchtbare Wut zu kompensieren; ein Ventil zu schaffen, um sie herauszulassen.
    Seda Galoer war noch so weit bei Bewußtsein, daß sie begriff, was mit ihr und mit allen anderen geschah. Der Schacht! Die Flammensäule, die aus ihm herausschoß. Es war die pure Aggression, kein Vergleich mit der bisher schon grassierenden Aggressivität. Und wie eine tödliche Seuche breitete sie sich in Sekundenschnelle aus, in ganz Baaken Bauu, auf dem ganzen Planeten, vielleicht sogar bis in den ...
    So weit wollte sie nicht denken, sie konnte es auch nicht mehr. Sie verstand schnell, daß sie nur überleben konnte, wenn sie sich auf etwas konzentrierte, auf das sie ihren Haß projizieren konnte.
    Von der Erzieherin, deren Leben von so tiefem Frieden erfüllt gewesen war, war nichts mehr übriggeblieben. Ihre Träume, ihre Lieben, ihre Visionen von einer wundervollen harmonischen Welt waren mit einem Schlag zertrümmert worden.
    So als habe es sie, habe es diese Galornin Seda Galoer niemals zuvor gegeben.
    Das Feindbild war schnell aufgebaut. Es war das Bild derjenigen Person, die an allem schuld war. Mit ihr hatte alles angefangen. Mit ihrer Aufsässigkeit als Kind. Mit ihrem unaufhaltsamen Aufstieg. Er hatte nur dazu gedient, das Böse zu wecken und zu befreien.
    An allem schuld war Kaif Chiriatha!
    Dafür mußte sie bestraft werden. Nein, nicht nur das. Sie mußte ausgeschaltet werden, um kein weiteres Unheil mehr anzurichten.
    Kaif Chiriatha mußte sterben!
    Die Galornin, die einmal Seda Galoer gewesen war, wählte Kaifs Adresse an, um zufrieden festzustellen, daß die Verursacherin allen Übels, die nur noch Gehaßte, noch daheim in ihrem Haus war.
    Sie hatte sie sogar dorthin eingeladen, noch vor wenigen Tagen. Und nun würde Seda der Einladung folgen.
    Sie schritt mit staksigen Schritten auf den Transmitter zu, um ihr Ziel zu justieren. Auf dem Weg nahm sie einem toten Jungen ein selbstgebasteltes Messer ab und umschloß es fest mit ihren klobigen Fingern.
    Genau wie das Messer von Dero Berool, dachte sie. Es schien ja eine ganze Waffenschmiede in der Stadt der Kinder gegeben zu haben.
    Um so besser ...
    Sie schritt durch Kampf und durch Tod. Weit im Norden schickte der Drache seine Energiefontäne in die Luft. Alles war in Aufruhr.
    Als Seda die Justierungseinrichtung erreichte, materialisierten zehn Roboter aus dem roten Kreis und begannen sofort, alles zu paralysieren, was kämpfte.
    Seda wartete ab, bis die Maschinen sich weit genug verteilt hatten. Jeder Moment kostete sie fast unerträgliche Überwindung.
    Dann konnte sie endlich das Abstrahlfeld im roten Kreis so einstellen, wie sie es brauchte. Sie trat in den Kreis
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