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1864 - Vorabend der Apokalypse

Titel: 1864 - Vorabend der Apokalypse
Autoren: Unbekannt
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erwischt.
    Wir konnten gerade noch rechtzeitig tauchen. Die Unterkante verfehlte uns nur um Zentimeter. Und wieder aufspringen, wieder laufen. Noch dreißig Meter, zehn ...
    Dann lagen wir sicher vor einer der Säulen mit den Namen der Galornen darauf, die hier ihr würdiges Ende gefunden, ihren Geist ins Universum verstrahlt hatten. Szuker würde es nicht wagen, uns hier mit seinen Energiefeldern anzugreifen.
    Wenn schon, dann mußte er jetzt selbst kommen, um uns umzubringen.
    Ich hatte meine letzte Sonde in der Hand, lag mit dem Nacken an die Säule gelehnt im Schein der orangefarben blitzenden Felder, atmete schwer und wartete.
    Wartete darauf, daß der Andro-Hüter sich zeigte.
    „Wir schaffen es, Bully" sagte ich.
    Ich hätte ihm in diesem Augenblick tausend Dinge zu sagen gehabt, bevor es uns wieder packte und zu Unmenschen machte. Wir trieben in diesem Ozean des Hasses, aber noch immer in unserer „Seifenblase".
    Der alte Freund blickte an mir vorbei, nach Westen.
    Und ich folgte seinem Blick.
     
    *
     
    Ich sah ihn.
    Szuker war noch etwa hundert Meter entfernt. Er kam von Westen.
    Ich sah seine fast zwei Meter große, so absolut ebenmäßige humanoide Gestalt in den psychedelischen Lichteffekten der Energiefelder über uns und dem Leuchten aus dem Drachenschacht. Es war, als hätte ich das haarlose Gesicht mit den schwarzen Augen und der fehlenden Nase erst gestern zum letzten Mal gesehen; dieses Gesicht, das stets so traurig wirkte auch jetzt, als er kam, um uns zu töten.
    Der Andro-Hüter trug immer noch die grüne Kleidung über der blauen „Haut" mit dem metallischen Schimmer, mit den beutelartigen Taschen rund um den Hüftbereich, in denen sich mehrere Ausrüstungsgegenstände deutlich abzeichneten.
    „Der Strahler, Perry", warnte Bull.
    Natürlich, er hatte die Waffe in der rechten Hand, mit der er uns schon einmal bedroht hatte. Sie konnte ein Lebewesen für eine gewisse Zeit handlungsunfähig machen, so wie unsere Paralysatoren. Er konnte damit nicht töten - unter normalen Umständen nicht.
    Jetzt aber genügte es, wenn er uns lähmte. Wenn er dann unsere reglosen Körper erreichte, würde er uns mit seiner mechanischen Körperkraft zerquetschen.
    Er war jetzt noch siebzig Meter entfernt. Er kam so schnurgerade auf uns zu, wie an einem Faden gezogen. Er stieg über Bepflanzungen und Steintafeln hinweg. Er kannte nur ein einziges Ziel, und nun, noch fünfzig Meter, hob er endlich die Hand mit der Waffe.
    Ich hielt den Atem an.
    Bull sah auf meine Hand. Wahrscheinlich ahnte er, was ich tun wollte, und wahrscheinlich gab er mir nicht viel mehr Chancen als ich mir selbst.
    Szuker kam heran. Jeden Moment konnte sich der Schuß lösen, der alles beendete. Woher ich die plötzliche Ruhe und die vollkommen unverantwortbare Zeit nahm, bevor ich die Sonde warf, kann ich auch jetzt nicht mehr sagen.
    Wir waren in absolut unterschiedlichen Positionen. Er hatte eigentlich alle Vorteile auf seiner Seite.
    Wenn es nicht so lächerlich klingen würde, dann würde ich die Situation mit dem allzu bekannten und kitschigen Klischee aus alten Western-Filmen vergleichen.
    Allerdings gab es da nur ein paar windschiefe Hütten auf beiden Seiten der Straße, meist noch einen blauen Himmel darüber.
    Zwölf Uhr mittags, high noon; Gary Cooper und der Colt ...
    Kitsch hoch fünf, aber lacht, so laut ihr wollt: Genau daran dachte ich in diesen Sekunden des Zögerns, bevor ich die Sonde endlich schleuderte und zwar diesmal nicht in den Himmel, sondern genau auf den Andro-Hüter zu.
    Eine Sekunde später gab ich den Aktivierungsbefehl.
    Es war ein Spiel gewesen, das nicht in dieser einen Sekunde entschieden wurde, sondern in Bruchteilen dieser Sekunde. Einen Moment zu früh, einen Augenblick zu spät, und ich würde das hier nicht mehr zu Protokoll geben können.
    Aber die Sonde begann mit ihrer Energieabstrahlung in exakt jener Zehntelsekunde, in der Szuker seine Waffe auslösen wollte und in der sie genau über ihm war.
    Er befahl, inzwischen aus der Routine, auf die ich alle Hoffnung gesetzt hatte, ihre Zerstörung durch zwei aufeinanderprallende Energiefelder. Diese Reaktion benötigte nur eine tausendstel Sekunde oder noch weniger.
    Und es war sein Pech, daß er unter der Sonde mitten zwischen diesen beiden starken Feldern stand und in einer einzigen, gemeinsamen Explosion mit der Sonde verging.
     
    7.
     
    Reginald Bull!
    Perry und ich, wir hatten uns wieder - jedenfalls für die wenigen Minuten vor und nach dem
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