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1863 - Damorgen brennt

Titel: 1863 - Damorgen brennt
Autoren: Unbekannt
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symbolische Bedeutung und besagte soviel wie: „Wir gießen unsere Freundschaft in ein gemeinsames Gefäß, aus dem sie niemals verrinnen Wird."
    Diese Geste des Clanchefs fußte auf uralten Traditionen, des zentrifaalischen Volkes und bedeutete die höchste Ehre für E-Rholtophlon, der sich nie zuvor in seinem Leben hätte vorstellen können, daß er je in den Genuß eines derartigen Vertrauensbeweises kommen würde. Er wußte, daß er sich von nun an blind auf den Kommandanten verlassen konnte.
    „Die Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern", sagte der Jüngere ergriffen.
    Wie alle Zentrifaal hatte er eine blasige, weiße Haut, die zäh wie dickes Leder war. Nun schien die Haut noch heller zu werden, so daß sich die schwarze Blickleiste noch schärfer von ihr abhob.
    „Was ist geschehen?" fragte A-Jorkiro. „Alles ging so schnell, daß ich es kaum erfaßt habe."
    Er war ein ungewöhnlich gutaussehender Mann mit einem klaren, vertrauenerweckenden Gesicht. Unter der extrem hohen Stirn lag eine breite Blickleiste, die das Gesicht kantiger und eckiger erscheinen ließ, als es ohnehin schon war. Sein Mund verbarg sich unterhalb des Kinns und war für sein Gegenüber nicht zu sehen.
    A-Jorkiro war mit 1,62 Metern klein, da die Zentrifaal eine durchschnittliche Größe von 1,70 Metern erreichten, doch das fiel kaum auf. Er war eine Persönlichkeit, die mit großer Ausstrahlung die fehlenden Zentimeter mehr als wettmachte.
    „Ich habe ein Funksignal von A-Gonezt empfangen", berichtete E-Rholtophlon, der nicht nur als Offizier in der Raumfahrt diente, sondern dessen logistische Fähigkeiten von den staatlichen Institutionen auch für organisatorische Probleme auf dem Planeten in Anspruch genommen wurden. „Darin deutete er an, daß er vollkommen verzweifelt sei; er stehe vor der absoluten Vernichtung seiner Existenz. Er wollte seinen Clan und sich töten und den Steuereintreiber mit in den Tod reißen. Genau das hat er wohl auch getan."
    „A-Phanka ist tot", bestätigte A-Jorkiro. „Ich habe gesehen, wie er herausgeschleudert wurde."
    Die beiden Männer waren außerordentlich höflich zueinander. Obwohl sie nun durch eine unverbrüchliche Freundschaft miteinander verbunden waren, achteten sie sorgfältig darauf, alles zu vermeiden, was zu Mißverständnissen führen und dadurch Aggressionen auslösen konnte.
    „Eine Tragödie", stellte E-Rholtophlon fest. „Eine Familie ist in den Tod gegangen, die hohes Ansehen verdient hat."
    „Wohl wahr", bestätigte A-Jorkiro. „Der Tod ist ein schwerer Verlust für mich. Ich habe nicht nur einen Freund verloren, sondern auch einen höchst wichtigen Informanten. Ich mache mir Vorwürfe, daß ich nicht schon früher zu A-Gonezt geflogen bin. Hätte ich getan, was ich ursprünglich vorgehabt habe, wäre es vielleicht nicht zu diesem entsetzlichen Ende gekommen."
    „Es ist müßig, darüber nachzudenken", versuchte der andere ihn zu trösten. „Dich trifft keine Schuld."
    „Du hast recht. Es bringt nichts, wenn ich mich quäle. Darf ich dich um einen Gefallen bitten?" fragte der Kommandant. „Mein Fluggerät ist zerstört worden. Bringst du mich zu meinem Clan?"
    „Nur zu gern! Du bist mein Freund. Ich würde dich bis ans Ende der Welt fliegen, wenn es nötig wäre."
    ‘ Die beiden Männer stiegen in den Gleiter, und E-Rholtophlon lenkte die Maschine nach Südosten.
     
    *
     
    Es dauerte nicht lange, bis das Anwesen von A-Jorkiro in Sicht kam.
    Ihnen bot sich ein schockierender Anblick, denn es war nicht mehr so, wie der Clanchef seinen Landsitz verlassen hatte. Alle Gebäude lagen in Trümmern!
    Im Zentrum der Anlage, wo das größte Haus gestanden hatte, gähnte nun ein tiefer Krater. Er kündete von einer gewaltigen Explosion, die den gesamten Clan ausgelöscht hatte.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll", stammelte E-Rholtophlon.
    Der Offizier war so entsetzt über den Verlust, den der Clanchef erlittet hatte, daß er es nicht wagte, ihn anzusehen.
    „Dann schweig", befahl A-Jorkiro mit scharfer und schrill klingender Stimme, „und laß mich aussteigen! Nach dem Verlust meines Clans bin ich Freiwild für meine Feinde. Wer mich töten will, kann es tun, ohne daß er dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Neben so einem Mann würde ich an deiner Stelle nicht länger verweilen als unbedingt notwendig."
    „Wir sind Freunde", betonte E-Rholtophlon voller Stolz. „Und Freunde müssen sich vor allem in schlechten Zeiten bewähren. Wir werden gemeinsam kämpfen!
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