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1859 - Duell in der Traumblase

Titel: 1859 - Duell in der Traumblase
Autoren: Unbekannt
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überstehen.
    Nach einer Weile hörte das Zappeln auf. Einen äußerlich sichtbaren Anlaß schien es nicht zu geben.
    „Geht es dir wieder besser?" fragte er laut, obwohl er wußte, daß sie nicht antworten konnte.
    Sie kroch mit erlahmenden Bewegungen heran. Er dachte nicht daran, ihr entgegenzugehen.
    Ob es ein Spielchen war? Ein dürftiger Versuch, sein Mitleid zu wecken?
    Als Parasit besaß sie keine eigenen Widerstandskräfte, sondern griff stets auf die Reserven ihres Wirtes zurück. In diesem Fall: auf seine.
    Der Terraner ließ sie an seinem Körper emporkriechen.
    Die Haut verteilte sich durch die Ärmelöffnungen über seinen ganzen Körper. Erließ es geschehen, weil er wußte, daß sie nach den für sie anstrengenden zehn Minuten Nahrung brauchte.
    „Nun?" fragte er. „Was war los?"
    Sie gab keine Antwort. Das hätte sein Mißtrauen wecken sollen. Es führte jedoch nur dazu, daß er in seiner Aufmerksamkeit erlahmte.
    Saedelaere schaute auf die Löcher in der Landschaft. Eine Stunde noch, überlegte er, maximal zwei.
    Dann hatte er die erforderliche Höhe erreicht. Dann brauchte er sich vielleicht keine Sorgen mehr zu machen.
    Im Notfall konnte er mit dem Flugaggregat seines Anzugs davonfliegen. Unter Umständen war es sogar möglich, den silberfarbenen Nebel, der Goedda war, aus nächster Nähe unter die Lupe zu nehmen. Er durfte sich nur nicht wieder in Bodennähe begeben. Sonst stürzte er vom Himmel wie ein Stein. Eine Landung war dann nur im Gebiet des Kilimandscharo möglich. Aber der Vulkan erstreckte sich über eine riesige Fläche; irgendeinen sicheren Platz würde es immer geben.
    „Was meinst du, Haut ... Packen wir es?"
    Keine Antwort.
    Saedelaere ging zum Fahrrad. „Haut? Hörst du mich nicht?"
    Was dann geschah, hatte er nicht erwartet.
    Mit fürchterlicher Wucht attackierte ihn ein Tentakel. Saedelaere fühlte sich, als werde er von innen aufgerissen.
    Nein! Laß das! Hör auf damit!
    Er versuchte, mit einem heftigen mentalen Impuls zurückzuschlagen. Ein unverhoffter Widerstand stellte sich ihm entgegen.
    Saedelaere brachte den Schlag nicht ans Ziel. Das war ungewöhnlich. Er hatte jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Die Haut schob sich über seinen Kopf, über das Gesicht. Er besaß keinen freien Quadratzentimeter mehr. Ein dicker Lappen Gallertmasse dichtete Mund und Nase ab, so daß er keine Luft mehr bekommen konnte.
    Haut! schrie er in Gedanken. Hör auf damit, oder ich werde dich töten!
    Saedelaere wurde schwarz vor ‘Augen. Er brach in die Knie. Im verzweifelten Ringen nach Atem tat sich eine Lücke auf, ein kleiner Spalt im Gallertpfropfen. Das war logisch und notwendig. Die Haut hatte nichts davon, ihn umzubringen. Mit einer Leiche war nichts für sie gewonnen, sie brauchte ihn als Wirt, um selbst überleben zu können.
    Was, wenn sie es vergessen hatte? Wenn die Hyperraum-Löcher auf eine unbekannte Weise ihren Verstand verwirrten?
    Er konnte auf Vernunft nicht rechnen, das begriff er nun. Bei klarem Geist hätte sie den Irrsinn nicht versucht.
    Saedelaere war kurz davor, das Bewußtsein zu verlieren. Sein Aktivatorchip bewahrte ihn vor dem Zusammenbruch.
    Die Haut bohrte in jedes seiner Augen einen winzigen Tentakel. Das Gefühl machte ihn verrückt. Er empfand eine fürchterliche Angst. Mit einer minimalen Anstrengung, so wußte er, konnte sie ihm nun das Augenlicht nehmen.
    Saedelaere wollte brüllen, aber er bekam den Mund nicht auf. Sein letzter Atemzug war eine Minute her.
    „Haut! Du bringst uns beide um!"
    Jemand kicherte in seinem Schädel.
    Für einen scheinbar endlosen, in Wahrheit sehr kurzen Moment stand Saedelaere still. Es war nie und nimmer die Haut, die da gekichert hatte.
    „Wer bist du?" fragte er.
    Eine fremde Stimme antwortete: „Ich bin Jenseitsdreur. Und ich habe nur noch wenig Zeit, wenn ich Goeddas Raum retten will."
     
    *
     
    Der Philosoph schaffte es, vor dem Humanoiden seine Identität zu verbergen. Er schaltete lediglich das Bewußtsein der Haut aus, bediente sich aber ihrer Instinkte. Und diese Instinkte trieben sie zum Wirt zurück.
    Die Haut breitete sich über den Körper des Fremden aus. Sie umhüllte ihn zu mehr als neunzig Prozent.
    Verblüfft nahm er zur Kenntnis, daß sie sich vom Körper des Humanoiden ernährte. Die Art und Weise, wie dies geschah, empfand er als unwürdig. Anstelle des Fremden hätte er sich niemals gefallen lassen, daß jede Körperöffnung durch die Tentakel der Haut blockiert wurde.
    Jenseitsdreur sah
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