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1855 - Vorstoss in die Traumblase

Titel: 1855 - Vorstoss in die Traumblase
Autoren: Unbekannt
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war die Müdigkeit in ihr weggewischt. Sie bewegte Arme und Beine und versuchte, den Kombistrahler zu ziehen und die Waffe auszulösen.
    Tatsächlich schoß ein greller Lichtspeer quer über ihr Blickfeld.
    „Volltreffer!" ächzte sie.
    „Tut mir leid", sagte der Pikosyn, diesmal deutlich leiser. „Würdest du aufhören, an den externen Kontrollen zu fummeln? Das führt zu Verzögerungen von mehreren Nanosekunden bei der Ausführung wichtiger Operationen der Plattform."
    Ein gleißendes Lichtmeer erhellte plötzlich das Halbdunkel im Bauwerk, und Dao schloß geblendet die Augen. Sie hörte ihren eigenen, hektischen Atem und versuchte, ihn unter Kontrolle zu bekommen. Es gelang ihr mühsam; mit der Atmung erhielt sie auch die Herrschaft über ihren Körper zurück.
    „Ich habe Kontakt zu Myles", meldete der Pikosyn. „Er ist in Bedrängnis. Seine Position ist schräg unter uns, keine zweihundert Meter entfernt. Ich eröffne das Feuer."
    „Was ...?" Bisher hatte sich die Kartanin eingebildet, daß sie bereits kämpfte. Jetzt maßte sie erkennen, daß es sich anders verhielt.
    Undeutlich nahm sie wahr, daß über ihrer Plattform ein rosaroter Schimmer lag. Ganz in der Nähe kämpften Modulas gegen das Heer der Physander-Roboter an und schossen gezielt in die Lücken zwischen dem Gewirr aus Röhren und Schläuchen.
    „Es hat keinen Sinn", hörte sie Myles sagen. „Sie sind bereits zu dicht bei mir. Ich kann die Plattform nur noch bedingt steuern. Meine Modulas sind ausgefallen und vernichtet. Ich ergebe mich."
    „Nein!" schrie Dao. „Tu es nicht!"
    Der Pikosyn fügte hinzu: „Myles, entferne dich von der Plattform und schalte für kurze Zeit den HÜ-Schirm ein. Los, tu, was ich sage!"
    Wertvolle Sekunden verstrichen, ehe der Terraner endlich einsah, daß er eine Chance hatte, wenn er sich beeilte. Der grüne Schirm glühte auf, und fast gleichzeitig ging ein Ruck durch die Antigravscheibe der Kartanin. Die Geschütze feuerten aus allen Rohren.
    „Syntron, dein Programm ist gestört", tobte Dao-Lin-H’ay. „Du triffst nicht."
    Sie benötigte eine ganze Weile, bis sie begriff, daß es Absicht war. Die Schüsse galten nicht der riesigen Menge der Physander-Roboter, sondern der Plattform des Terraners. Sie explodierte und zerriß mit ihren Trümmern mehrere Stränge des Versorgungssystems sowie vier Dutzend Roboter.
    Dann erst bekamen die Hundertschaften die Fetzen in den Griff und bremsten sie mit gezielten Energiefeldern übergangslos auf Null herunter. Das lokale Chaos erstarrte von einer Sekunde zur anderen.
    Myles Kantor raste im Schutz des HÜ-Schirms herüber zu Dao-Lin-H’ay. Der Schirm erlosch, und gleichzeitig brandete wieder eine Woge voll Wahnsinn über die Kartanin herein. Die Plattform drehte ab, verschwand in der Deckung von Knäueln und Strängen. Myles klammerte sich neben Dao an das Haltegestänge der Scheibe und starrte sie durch die Helmscheiben hindurch an.
    „Danke", ächzte er. „Was jetzt?"
    Die Pupillen von Dao-Lin-H’ay leuchteten riesengroß.
    „Tut mir leid, sie kann dir nicht antworten", sagte der Pikosyn. „Sie hat soeben das Bewußtsein verloren."
    Die Scheibe raste in irrwitzigen Kurven durch das Bauwerk und hielt sich in Richtung der Stelle, an der die kleine Expedition durch den Dimensionsriß eingedrungen war.
    „Gerade ist der letzte ihrer vier Modulas zerstört worden", fuhr der Pikosyn fort. „Es ist halb so schlimm. Wichtig ist, daß die Physander euch nicht in ihre Hände bekommen haben."
    „Was ist mit Dao?" Alles andere war Myles im Augenblick egal.
    „Sie leidet unter gefährlichen Nachwirkungen ihrer Annäherung an die Kardia."
    „Auch das noch! Hoffentlich erwacht sie bald."
    „Du solltest es ihr nicht wünschen. Sie braucht Ruhe. Ihre Nerven sind stark angegriffen. Übrigens sind inzwischen kegelförmige Fahrzeuge in das Bauwerk eingedrungen und beginnen mit der Reparatur der beschädigten und zerstörten Stränge. Nach meinen Schätzungen dauert es nur ein paar Minuten, bis der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt ist."
    „Gott sei Dank", seufzte Myles. Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: „Schade. Aber ich habe es mir fast gedacht. Werden wir verfolgt?"
    „Natürlich. Siebenhundert Roboter und dreißig Physander haben sich an unsere Fersen geheftet."
    Mila und Nadja, dachte Myles. Beeilt euch. Wir halten nicht mehr lange durch.
     
    9.
     
    Hunderte Physander-Roboter verließen die Reststrukturen des Gliederschiffes und machten sich auf den
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