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1850 - Vollmond-Grauen

1850 - Vollmond-Grauen

Titel: 1850 - Vollmond-Grauen
Autoren: Jason Dark
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sie voll da, das habe ich gesehen. Aber ich kann und will ihnen nicht helfen. Die große Zeit der Psychonauten ist dahin. Ich lasse mich nicht vor ihren Karren spannen. Sie sollen weiterhin verschollen bleiben und nicht zu uns kommen. Wir haben schon einiges erlebt, was mit Atlantis zusammenhängt. Auf sie können wir verzichten.«
    »Kanntest du sie denn?«
    »Wie meinst du das?«
    Ich sagte: »Nun ja, du besitzt das dritte Auge, du hast einen besseren Durchblick. Waren sie dir aus der Vergangenheit bekannt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe mich nicht an sie erinnern können. Ich lebe auch in der Gegenwart. Das dritte Auge ist ein altes Erbe, mehr nicht. Es ist nichts, was mich zu einer Reise in die Vergangenheit verleitet. Ich will das auch nicht. Aber wir Psychonauten sind von Drachenseglern erkannt worden. Sie haben Helfer gesucht. Sie haben nur mich gefunden, und ich denke nicht daran, mich auf ihre Seite zu stellen.«
    »Das hört man gern«, sagte Harry.
    »Ja, es ist die reine Wahrheit. Ich gehöre nicht dorthin, sondern zu dir oder zu euch.«
    »Aber ich befürchte, dass die andere Seite nicht aufgeben wird, dich zu holen«, sagte ich und nickte ihr zu. »Einmal hast du dich ja befreien können. Oder sehe ich das falsch?«
    »Das siehst du schon richtig, John. Und ich glaube auch nicht, dass sie so leicht aufgeben werden. Da passiert noch was.«
    »Und was wird passieren?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich lächelte und sagte: »Dann werden wir unsere Augen doppelt so weit aufhalten müssen. Der erste Versuch ist misslungen, sie werden nicht aufgeben und weitere starten.«
    »Ja, so lange Vollmond ist.«
    »Wir können nichts tun. Lass uns warten, was die andere Seite vorhat. Dann reagieren wir. So lange haben wir noch Zeit.«
    Ich wusste nicht, ob ich den richtigen Ton getroffen hatte, aber ich sah, dass Dagmar ebenso zufrieden war wie Harry. Er meinte, dass wir zu dritt wären und einen Angriff wohl abwehren konnten.
    »Und wo?«, fragte ich.
    »Nun ja, hier.«
    »Nein.«
    »Was heißt das, John?«
    »Wir werden die andere Seite locken und nach draußen gehen. Ein Spaziergang durch die Nacht ist doch immer etwas Besonderes. Oder meint ihr nicht auch?«
    Harry grinste. »Ganz wie du meinst, John. Da haben wir auch mehr Bewegungsfreiheit.« Er wandte sich an seine Partnerin.
    »Was denkst du denn darüber?«
    »Ich finde es okay«, sagte Dagmar mit leiser Stimme …
    ***
    Es gab keinen Zweifel, aber wir waren Lockvögel, und zwar welche, die sich freiwillig in diese Position begaben. Wir wollten die andere Seite aus der Reserve locken, denn keiner von uns glaubte daran, dass sie aufgegeben hatte.
    Wir hatten das Haus verlassen. Die toten Hunde lagen noch oben. Darum konnten wir uns später kümmern, für uns war wichtig, dass wir der anderen Seite klarmachten, dass ihre Zeit vorbei war. Aber dazu musste sich die andere Seite erst mal zeigen, und wir hofften, dass sie das tat.
    Draußen empfing uns die kühle Herbstluft. Es roch nach Laub, nach alten Bäumen, nach Regen und sogar nach dem Duft der letzten Rosen, die irgendwo verblühten.
    Der Himmel hatte sich aufgetan wie ein weites Tor. Wer nach oben schaute, sah ein gewaltiges graues Meer mit zahlreichen hellen Punkten und einer blassgelben Scheibe, die ihren Schein auf die Erde schickte.
    Wir hatten zuvor nicht über den Weg gesprochen, den wir gehen wollten. Jetzt mussten wir uns entscheiden, wohin wir uns wenden sollten, und Harry übernahm es.
    »Gehen wir hoch.«
    »Immer«, sagte ich.
    Dagmar Hansen nickte. Auch sie war einverstanden.
    Das Haus lag an einem Hang. Die Straße führte in die Hügellandschaft der Weinberge. Dort konnten wir die Straße verlassen und über schmalere Wege gehen, bis wir der Meinung waren, ein Ziel erreicht zu haben.
    Wir wollten uns anbieten. Harry Stahl hatte von einem Aussichtspunkt mit einer Bank gesprochen. Dort würden wir dann warten.
    Wir bogen von der Straße ab und betraten einen Weg, der nicht mehr war als ein Pfad. Er führte steil hoch. Es war eine Abkürzung, die uns zwischen den Rebstöcken hindurch führte, die jetzt leer waren, denn die Lese war längst vorbei.
    Leer war auch die alte Bank mit der breiten Sitzfläche auf der Spitze des Hügels.
    Harry war stehen geblieben und hatte sich von seiner Partnerin gelöst. »Nun, John, einverstanden?«
    »Ja, ich habe kein Problem damit.«
    »Super.«
    Es war zwar nicht die richtige Zeit, um auf einer Bank im Mondschein zu sitzen, aber für uns gab es keine andere
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