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1843 - Zwischen zwei Herren

Titel: 1843 - Zwischen zwei Herren
Autoren: Unbekannt
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Notwendigen versorgen können, da dieser bescheuerte Foremon uns schon wieder in die Hacken stieg.
    Unsere Lage als jämmerlich zu bezeichnen, ist noch sehr optimistisch ausgedrückt. Wenn Fen-Qast nicht irgendwann mit Wasser und Essen kommt, sind trotz Zellaktivator unsere Stunden bald gezählt, ebenso für die Zentrifaal. Perry wird zwar eine Weile länger durchhalten als ich, aber ich möchte ihn nicht allein lassen.
    Ich mache mir keine Illusionen, aufgrund meiner Konstitution bin ich nicht so zäh wie mein Freund.
    Natürlich weiß er das auch, und so versuchen wir, uns gegenseitig bei Laune zu halten.
    Perry fällt das zusehends schwerer. Ich weiß nicht, worüber er grübelt, er wirkt plötzlich so verloren und düster. Ich weiß aber genau, daß ich ihn nicht direkt darauf ansprechen kann, nicht in dieser Stimmung. Er würde mir nur ausweichen.
    Wozu also heiße Luft verbrauchen? Lieber halte ich ihn bei Laune. Oder versuche zumindest, ihn abzulenken.
    „Also, was meinst du?" spreche ich Perry direkt an. „Denkst du, daß wir Fen-Qast trauen können?"
    „Tja, schwer zu sagen", antwortet er. „Fen-Qast sieht uns als seine Herren an, weil wir ihm Befehle erteilen und ihm alle Entscheidungen abnehmen. Wenn er uns hilft, dann weder aus Sympathie noch aus Loyalität. Er wird uns solange unterstützen, wie wir ihm den geringstmöglichen Hormonverbrauch garantieren können. Insofern möchte ich deine Frage mit Ja beantworten."
    „Aber es ist natürlich möglich, daß sein Hormonverbrauch inzwischen wegen uns gestiegen ist, weil er nicht weiß, wann oder wie er zu uns gelangen soll", sinniere ich weiter.
    „Exakt", bestätigt er.
    Und wieder einmal haben wir uns gegenseitig so richtig Mut gemacht.
    Ich werfe einen kurzen Blick zu A-Caliform. Der Clanchef liegt apathisch da, aber ich bin sicher, daß er unserer Unterhaltung aufmerksam lauscht - wenn er sonst schon nichts zu tun hat. Er mischt sich allerdings nicht ein, das tut er nie.
    Auch mit ihm und seinen Clan-Angehörigen verbindet uns eine reine Zweckgemeinschaft. Das liegt aber natürlich unter anderem daran, daß wir in Plantagoo absolut fremd sind; nichts ähnelt uns, weder im Aussehen noch im Verhalten. Immerhin können wir uns verständigen, und abgesehen von Foremon haben wir keine aggressive Reaktion zu spüren bekommen. Wir fordern das allerdings nicht heraus.
    Vielleicht merkt man uns auch an, daß wir zwei Gestrandete sind. Da wird man vermutlich nicht allzu ernst genommen.
    Abgesehen davon ist den armen Schweinen bei uns zwei Drittel ihrer Lebensfreude genommen worden.
    Ich grüble ebenfalls ziemlich viel, fällt mir auf. Aber es gibt sonst wirklich nichts zu tun, und andauernd an Wasser und Essen zu denken, ist auch nicht das Wahre.
    „Wir sollten daher folgende Maßnahmen ...", beginne ich und unterbreche mich selbst, als ich Perrys geschmerzten Gesichtsausdruck sehe.
    „Bitte, nicht schon wieder! Maßnahmen! Dieses Wort!" stöhnt er.
    „Was hast du für ein Problem damit?" wundere ich mich.
    „Ich hasse es! Es ist ein Un-Wort und bedauerlicherweise nie aus der Mode gekommen. Speziell in der Politik."
    „Verstehe ich nicht."
    „Natürlich nicht. Deine sprachliche Gewandtheit hat schon immer zu wünschen übrig gelassen."
    „Abgesehen von meinen Flüchen", verteidige ich mich.
    Er grinst plötzlich. „Abgesehen von deinen Flüchen."
    Ich grinse ebenfalls. „Dann darf ich wohl Vorsichtsmaßnahme auch nicht sagen?" ‘ Perry verzieht das Gesicht in maßlosem Grauen. „Das ist ja noch schlimmer!"
    „Fein", sage ich erfreut. „Sehr fein."
    Er mustert mich mit plötzlich erwachtem. Mißtrauen, seine Augenbrauen sind zusammengezogen, seine stahlgrauen Augen funkeln.
    Dann lacht er schallend, für einen kurzen Moment befreit und erheitert wie ein fröhlicher junger Mann, und ich lache mit.
    Wenigstens ist die Stimmung gerettet. Eine gute Stimmung ist im Moment das Einzige, was uns geblieben ist, und daran sollten wir unbedingt festhalten.
    Auch wenn man davon nichts abbeißen kann ...
     
    *
     
    Wir haben keine Uhren, keine Funkgeräte, keine Antigraus, rein gar nichts. Wieviel Zeit inzwischen vergangen ist? Keine Ahnung. Es ist März, schätze ich, aber das ist schon sehr vage.
    Wir hocken nach wie vor in einer schwach erleuchteten Ladesektion, in der sich gefüllte und leere Ladeboxen scheinbar endlos aneinander- und übereinanderreihen.
    „Perry, ich habe einfach keine Lust mehr, hier tatenlos herumzusitzen", sage ich nach einiger
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