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1843 - Zwischen zwei Herren

Titel: 1843 - Zwischen zwei Herren
Autoren: Unbekannt
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es zurück. Offensichtlich hat er seinen Humor auch schon verloren. „Ich hab’ die Schnauze voll", fährt mein rothaariger Freund fort. „He, ein bißchen Abenteuer, gut und schön. Aber das geht doch langsam zu weit, findest du nicht?"
    „Reif fürs Altenteil?"
    Er hebt den Kopf, und ein Blitz schießt aus seinen wasserblauen Augen zu mir. „Dein Witz hat einen noch nie vom Hocker gerissen, also warum läßt du’s nicht einfach?"
    „Man lernt nur durch Übung."
    „Und durch Unterricht und Erfahrung. Weißt du.. beispielsweise, was einen guten Komiker ausmacht?"
    „Ich lausche begierig."
    „Wenn er weiß, wann er abtreten muß!"
    Der Witz ist alt und ohne Biß, aber ich maß trotzdem grinsen. Das tut weh, meine gesprungenen Lippen reißen, und ich fluche leise. Ich taste mit den Fingerkuppen über meine trockenen Lippen, ertaste ein wenig Blut. Rostig und unangenehm. Wasser wäre besser.
    „Du wärst der beste Komiker von allen, wenn du gar nicht erst aufgetreten wärst", fügt Reginald Bull giftig hinzu und setzt sich keuchend auf. „Da haben wir ja noch was vor uns", seufzt er.
    Erwischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Der alte Freund sieht erschreckend abgemagert, bleich und eingefallen aus. Ich will lieber nicht wissen, wie ich auf ihn wirke.
    „Wie ein Gespenst", brummt er. Er hat meinen Blick richtig gedeutet.
    „He, Kumpel, früher hätten wir alles dafür gegeben, um solch ein Abenteuer zu erleben!" versuche ich ihn schwach aufzumuntern.
    Und meine Gedanken, die sich nur noch um Wasser drehen, abzulenken.
    „Früher haben wir alles dafür gegeben und sind dementsprechend auch in jeden warmen braunen Lehm hineingetreten, den wir finden konnten!" knurrt mein. Freund. „Aber findest du nicht, daß wir langsam zu alt für derart exzessive Spielchen werden?"
    „Wenn dem so wäre, weshalb sind wir dann überhaupt erst zum Pilzdom geflogen ...und hineingegangen?"
    „Weil irgendwer vor ein paar Jahrzehnten mal mitgeteilt hat, daß du die Brücke zur Unendlichkeit betreten maßt?"
    „Du bist unausstehlich!"
    „Na, und du erst!"
    „Weißt du, woran ich gerade denke?" unterbreche ich unsere Kabbelei.
    „Verrats mir, bevor die Spannung mich zerreißt." Abrupt hebt er die Hand: „Solange es sich nicht um Wasser handelt!"
    „Ich denke an einen schlichten Kaugummi."
    „Stimmt, der hilft gegen schlechten Geschmack", sagt er. „Was vielleicht auch deinen Witzen gut täte ..." Er verzieht das Gesicht und preßt eine Hand auf den Magen. „Und du hast wirklich gar nichts in deinen vielen Taschen?"
    „Nichts", bedaure ich.
    Die Taschen sind so leer wie mein Magen. Nur mein Verstand ist voll, voll mit Gedanken an Wasser ...
     
    *
     
    Man gewöhnt sich an alles, möchte man meinen. Aber eben nur fast. Mit der Einschränkung des Durstes.
    Den Hunger können wir gerade noch ertragen, auch Bully kommt ganz gut damit zurecht; er hat auch ein paar Reserven mehr als ich. Aber so völlig ohne Flüssigkeit ...
    Du spürst, wie langsam in dir alles austrocknet und abstirbt, nacheinander werden die Sinne taub, angefangen bei den Zehen und den Fingern. Deine Zunge schwillt an, die Lippen werden spröde und rissig, und der Hals tut weh vom vielen trockenen Schlucken.
    Hätten wir nur ein wenig Zeit gehabt, uns mit den notwendigsten Vorräten einzudecken, bevor wir uns an Bord der HOGOBANDEN geschmuggelt hatten! Würde sich in den Kisten, die hier lagerten, doch etwas anderes befinden außer dem für uns nutzlosen Kasch-Phee!
    Aber wir maßten so schnell handeln, Foremon war uns unmittelbar auf den Fersen, und uns blieb nur noch die unangenehme Wahl zwischen Tod durch Erschießen oder Tod durch Verdursten.
    Fen-Qast, der seltsame Einwohner von Tasch-Term, hatte vor dem Abflug versprochen, uns mit dem Nötigsten zu versorgen.
    Ich weiß nicht, wieviel Zeit seither vergangen ist. Ich habe keine Uhr, auch Bully nicht.
    Ich habe mich bisher noch nicht so recht daran gewöhnen können, mich mit einem modrigen Baumstamm zu unterhalten. Zum derzeitigen Zeitpunkt allerdings wäre mir nichts lieber gewesen.
    Hat Fen-Qast uns im Stich gelassen? Oder ist er bisher nur nicht dazugekommen, uns aufzusuchen?
    Oder ist er nicht angemustert worden, sondern steckt immer noch auf Tasch-Term?
    Die Tasch-Ter-Man sind wahrhaftig seltsame Geschöpfe. Sie sind knapp einen Meter hoch und erinnern an einen morschen Baumstumpf, mit ihrer rissig wirkenden, borkigen, dunkelbraun und grau marmorierten Haut. Äußerlich
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