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1843 -  Die Falle der Sensenfrau

1843 - Die Falle der Sensenfrau

Titel: 1843 - Die Falle der Sensenfrau
Autoren: Jason Dark
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nicht, ob ich ihn verdammen sollte. Das wäre eigentlich normal gewesen, aber so dachte ich nicht. Julian musste sich in einer wahnsinnigen Zwickmühle befunden haben. Hätte er nicht gehorcht, wäre er vielleicht von seinen Eltern geächtet worden. So hatte er es getan, aber glücklich schien er nicht damit zu sein. Das sahen wir ihm irgendwie an.
    Was würde er noch alles in die Wege leiten? Womit mussten wir rechnen? Das war die große Frage.
    Er selbst sagte nichts. Er hatte ein Geständnis abgelegt und meinte nun: »Ich habe gehört, dass Ignatius nicht tot ist.«
    »So ist es«, antwortete ich. »Es ist auch dein Glück. Wäre er gestorben, wärst du jetzt ein Mörder. Noch lebt er, und wir können nur hoffen, dass es so bleibt.«
    Er schaute uns an. Dabei bewegte er seine Augen. »Ich musste es tun«, sagte er. »Ich – ich – habe es tun müssen, versteht ihr? Ich musste gehorchen.«
    »Ja, als braves Kind.«
    »So ist es.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte ich wissen. »Was hast du dir vorgestellt? Oder was haben sich deine Eltern gedacht? Wo stecken sie eigentlich?«
    »Wenn ich sie brauche, sind sie da.«
    »Sehr schön gesagt. Dann setzt du also auf sie?«
    »Ich bin ein Nephilim. Mein Vater ist ein Grigori. Ich bin ein Kind von ihm. Die Grigori und die Nephilim gehören eben zusammen. Das war schon immer so.«
    »Aber du hast dich nie zu ihnen hingezogen gefühlt«, sagte ich.
    »Das hat sich geändert. Ich weiß jetzt, wohin ich gehöre. Dagegen gibt es nichts zu sagen.«
    »Dann willst du wieder zu ihnen?«, fragte Suko.
    »Ja.«
    »Wo musst du hin?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht hier in dieser Welt bleiben. Ich gehe in ihre. Dort habe ich das Verlies der Sensenfrau, meiner Mutter, erlebt. Und ich weiß, dass sich mein Elternpaar dort sehr wohl fühlt. Sie sind Engel. Sie zählen sich dazu, und auch hier kann man sie spüren. Sie lieben den Vatikan. Sie beschützen ihn, auch wenn sie nicht zu sehen sind. Aber man spürt sie.«
    »Nur sind das andere Wesen, als deine Eltern es sind«, sagte Suko. »Sariel gehört nicht zu den normalen Engeln.«
    »Ha, das weißt du?«
    Suko winkte ab. »John Sinclair weiß mehr darüber, nicht wahr?«
    Ich verzog die Lippen. So richtig wusste ich es auch nicht. Zumindest keine Einzelheiten.
    »Auch die Engel sind organisiert«, sagte ich. »In Stufen, Kasten oder in sogenannten Chören. Wie mir bekannt ist, bilden die Grigori den zehnten Chor. So jedenfalls steht es geschrieben. Ich habe mich damit beschäftigt, als ich zum ersten Mal mit den Grigori konfrontiert wurde. Allerdings dürften sie nicht mehr existieren, weil sie durch die von Gott geschickte Sintflut ausgelöscht wurden. Aber es gab da ein Problem. Engel sind im Sinn der Kirche geschlechtslos. Aber die Grigori empfanden durchaus fleischliche Gelüste und zeugten mit den Menschenfrauen Kinder. Du bist eines davon. Man gab den Engeln ein Geschlecht, und zwar ein männliches.«
    Ich hatte genug gesagt und wartete auf eine Reaktion des Nachkommens. Er sagte zunächst nichts, erst nach einer Weile fing er an zu sprechen.
    »Auch ich weiß jetzt Bescheid. Ich kenne mich. Ich bin ein Nachkomme, ich bin ein Nephilim. Ich bin einer der wenigen Gestalten, die überlebt haben. Und ich fühle mich erst jetzt wieder zu ihnen gehörig. Ich habe mich entscheiden müssen und habe mich für meine Eltern entschieden.«
    Ich nickte ihm zu. »Gut, das kann ich verstehen. Aber du bist allein, denn deine Eltern sind nicht bei dir. Du wärst beinahe zu einem Mörder geworden. Ist das deine Zukunft?«
    »Die musst du schon mir überlassen. Ich fühle mich bei meinem Vater und meiner Mutter immer wohler, denn ich weiß genau, dass sie zu mir halten und mich nicht im Stich lassen. Sie haben mich gesucht und gefunden, und ich habe erlebt, dass sie mich mögen. So ist alles wieder gut geworden.«
    »Dann willst du das tun, was sie von dir verlangen?«
    »Ja, ich bin ihr Sohn.«
    »Auch töten?«
    »Ja, das auch, wenn es sein muss.«
    »Stimmt. Das hast du ja schon bewiesen, indem du Ignatius töten wolltest. Er hat es gut mit dir gemeint. Er wollte dich beschützen. Es wäre alles so wunderbar verlaufen, aber jetzt hast du dich ins Abseits gestellt.«
    »Das sehe ich nicht so.«
    »Dann fehlt dir der Blick für die Wahrheit. Und ich muss dir leider sagen, dass wir dich nicht laufen lassen können. Du musst bei uns bleiben, denn du bist eine Gefahr für die Menschen.«
    Er hatte es gehört, und er reagierte
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