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1833 - Trokans Tor

Titel: 1833 - Trokans Tor
Autoren: Unbekannt
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genügender Ausdauer, Geduld und geistiger Reife würde sich die Prophezeiung erfüllen. In ferner Zukunft ...
    Als die ferne Zukunft dann tatsächlich zur Gegenwart wurde, als der Riese Schimbaa endlich erschien, geschah das Unvorhergesehene: Die Prophezeiung erfüllte sich wortgetreu, doch daraus erwuchs keineswegs ein Leben in Überfluß und geistiger Erleuchtung.
    Ganz im Gegenteil ...
     
    2.
     
    Trokan, 1. März 1289 NGZ Verluste Caljono Yai glaubte nicht daran, betrogen worden zu sein. Sie gehörte zu jenen Herneach, die viele Dinge eher nüchtern betrachteten, ohne die kunstvolle Verpackung darum herum, und sich Änderungen gegenüber aufgeschlossen zeigten.
    Dennoch war sie verunsichert. Sie hatte den festen Halt, auf den sie sich seit ihrer frühesten Kindheit gestützt hatte, verloren. Sie wußte, daß es vielen anderen Herneach ebenso erging die Verwirrung war groß.
    Die Welt der Herneach war völlig verändert - ja, zusammengebrochen. Nichts war mehr wie gewohnt und überliefert.
    Caljono Yai war dabeigewesen, als der Riese Schimbaa herbeigebetet worden war, um das Tor zu öffnen und Kummerog zu befreien. Aber es war alles anders gekommen: In der Folge war der Tempel völlig zerstört worden, und an dessen Stelle war der sogenannte Pilzdom entstanden - aus dem dann wie erwartet Kummerog, der Gott, herausgetreten war. Doch zu welchem Preis!
    Infolge einer gewaltigen Umweltkatastrophe war die große Stadt Moond weitgehend zerstört worden; Hunderttausende von Herreach waren verletzt worden oder hatten den Tod gefunden. In Moond herrschte Chaos.
    Und es ging noch weiter: Kummerog, der anbetungswürdige Gott, hatte angeblich auf einer anderen Welt den Tod gefunden, und zum ersten Mal war der Glaube der Herneach nicht nur erschüttert, sondern auch geteilt. Der Cleros unter der obersten Künderin Presto Go glaubte weiterhin fest daran - und verbreitete diesen Glauben ungebrochen -, daß Kummerogs Geist in dem Pilzdom weilte.
    Caljono Yai war ganz anderer Ansicht. Nach allem, was geschehen war, konnte es unmöglich Kummerog selbst gewesen sein, der den Pilzdom verlassen hatte. Ihrer Ansicht nach hielt sich der Gott nach wie vor noch körperlich innerhalb des Pilzdoms auf. Irgendwo tief darin gefangen.
    Dadurch war es zum Bruch zwischen ihr und Presto Go gekommen ...
     
    *
     
    Obwohl sie erst 33 Jahre alt war, trug Caljono Yai bereits die violette Kutte der Mahner und genoß einiges Ansehen, selbst unter den Clerea. Dieses Ansehen hatte sie sich allerdings durch ihren scharfen Verstand und ihre außergewöhnliche Begabung beim Gebet erworben. Anders als Presto Go hatte sie niemanden getötet, um diese Position einzunehmen.
    Die oberste Künderin des Kummerog hatte ihre hohe Position nicht allein durch ihr Talent errungen, sondern auch mit Intrigen und sogar Mord. Niemand machte ihr daraus einen Vorwurf, sie hatte nun diese Stellung inne und konnte sie mühelos halten. Kein Mahner, Clerea oder gar einer aus dem Handwerker- oder Bauernstand wäre jemals auf die Idee gekommen, Presto Go für ihr Verhalten zu verurteilen. Sie hatte getan, was sie für notwendig gehalten hatte.
    Caljono Yai war bisher nicht der Gedanke gekommen, jemanden zu beseitigen, der ihr im Weg war.
    Andererseits nahm auch kein anderer Mahner Anstoß daran, daß sie, relativ unerfahren, Presto Go als Vertraute so nahestand.
    Der eine oder andere hatte zwar ein wenig gemurrt, jedoch Presto Gos Willen nicht widersprochen. Es hatte alles seine Richtigkeit.
    Die junge Mahnerin erinnerte sich noch gut an das Gefühl des Stolzes, als sie die violette Kutte das erste Mal angelegt hatte. Sie war zu dem Zeitpunkt natürlich eine sehr streng gläubige Herreach gewesen und Presto Go bei den Gebeten bereits eine große Hilfe. Dies war ihre Hauptaufgabe, ansonsten sah und hörte sie von der obersten Künderin nur wenig. Das bekümmerte sie nicht weiter; sie war ohnehin die meiste Zeit damit beschäftigt, die Erfüllung der Prophezeiung herbeizuführen.
    Zu dieser Zeit hatte Caljono Yai noch sehr wenig auf das alltägliche Leben der Herreach und den technischen Fortschritt geachtet. Sie bemerkte wohl, daß eine Menge Erfinder und Städteplaner häufig bei Presto Go ein- und ausgingen. Doch sie interessierte sich kaum dafür, da ihre Neigungen noch vollkommen auf das Religiöse ausgerichtet waren.
    Mochten die gewöhnlichen Herreach solche Dinge tun, Caljono Yais Geist weilte stets in höheren, weit abgelegenen Sphären. Auf diese Weise wollte sie den
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