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1833 - Trokans Tor

Titel: 1833 - Trokans Tor
Autoren: Unbekannt
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Herreach zu Wohlstand und Glück verhelfen, indem sie die Vollkommenheit und den Weg zu Kummerog fand.
    Damit gehörte sie zu Presto Gos eifrigsten Mahnern und Anhängern, die sich darüber hinaus für keinerlei weltliche Belange oder persönliches Ansehen interessierten. Presto Go löste so zwei Probleme auf einmal: Einerseits konnte sie ihre Position weiterhin halten, andererseits sammelte sie die fähigsten Gläubigen um sich, deren Gebetstrance ungeahnte Tiefen erreichte.
     
    *
     
    Dann wurde Caljono Yais stille, verträumte Welt zerstört, als die Prophezeiung sich erfüllte und die Katastrophen begannen. Die halbe Welt lag in Schutt und Asche, hervorgerufen durch furchtbare Stürme, Gewitter, sogar Erdbeben.
    Von der Welt, wie die Herreach sie seit ihrer Jugend und aus der Geschichte kannte, war nichts mehr übriggeblieben - nicht einmal der Glaube an Kummerog, zumindest nicht in derselben Weise. Ihr Leben und ihr Denken hatten sich von einem Moment zum nächsten ändern müssen.
    Der Untergang der Stadt Moond war nicht einmal das wahrhaft Erschütternde. Sicherlich hatte es etwas Ähnliches nie zuvor gegeben, aber die Häuser konnte man wieder aufbauen. Andere Herreach, die das Land verließen, würden in die Stadt ziehen und die Plätze der Verstorbenen einnehmen. Man konnte die Stadt wieder zu neuer Blüte bringen, und das ziemlich schnell, dank der Technik.
    Doch es war noch etwas ganz anderes geschehen.
    Inder Prophezeiung hatte es geheißen, daß eine strahlend helle und eine dunkle Seite zum Vorschein kommen würden, wenn der Himmel sich öffnete.
    Kein Herreach hatte sich jemals etwas Genaues darunter vorstellen können - Grenzen zwischen Hell und Dunkel gab es bei ihnen nicht, denn überall im Freien herrschte dasselbe angenehme dämmrige Zwielicht.
    Nur in den Häusern hatte man Lampen benutzt. Die Zeiteinteilung erfolgte durch den Wechsel zwischen Wachen und Schlafen; die meisten Herreach gingen zu denselben Zeiten schlafen und waren zu denselben Zeiten wach. Es war ein bestimmter Rhythmus, der sich im Laufe der Zeit ganz natürlich entwickelt hatte.
    Doch das war nun vorbei. Jetzt gab .es in ganz bestimmten Abständen Hell und Dunkel, und die Herreach hatten auf sehr schmerzliche Weise die Bedeutung dieses Teils der Prophezeiung erfahren müssen.
    „Hell" bedeutete ein grelles, sengendes Licht, das von einer mächtigen Feuerkugel am unverschleierten Himmel strahlte und lange, tiefschwarze Schatten warf.
    Caljono Yai erinnerte sich voller Grauen an den ersten Moment, als das brennende Licht sie voll getroffen hatte. Sie hatte gellend geschrien, doch ihre Stimme war noch in dem lauten Geschrei der anderen Herreach untergegangen. Sie waren geflüchtet, übereinandergerannt, hatten sich gegenseitig in größter Panik teilweise zu Tode getrampelt.
    Die junge Mahnerin hatte geglaubt, daß ihre Augen ausgebrannt würden, daß ihre transparente, glatte Haut zu schwarzer Kohle verglühte. Sie war ins Bethaus geflüchtet, hatte sich in ihre violette Kutte gewickelt und die Kapuze übergeschlagen. Den Rest des Tages, während das grelle Licht andauerte, hatte sie sich nicht mehr gerührt.
    Auf die furchtbare Helligkeit folgte eine tiefschwarze Periode, die Nacht genannt wurde. Es war so dunkel im Bethaus, daß Caljono Yai ihre eigene Hand nicht mehr erkennen konnte. Einen schrecklichen Moment lang hatte sie geglaubt, für immer von dem feurigen Licht erblindet zu sein, bis ihre Augen sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie in der Ferne, am Ende des Gangs zum Betfeld hinaus, den schwachen Lichtschein einer Lampe ausmachen konnte.
    Vorsichtig hatte sie sich hinausgewagt, schon ein wenig getröstet, denn wo Licht war, gab es auch noch Herreach. Sie war nicht plötzlich allein auf der Welt, die einzige Überlebende der furchtbaren Katastrophe.
    Niemand beachtete die junge Mahnerin, als sie das Betfeld betrat. Presto Go konnte sie nirgends entdecken, doch das war jetzt nicht wichtig. Sie bemerkte einen verklärten, entrückten Ausdruck auf den Gesichtern der anderen, deren Nas-Organe fast bis zur doppelten Größe aufgeplustert waren. Sie alle hatten die Gesichter himmelwärts gewendet und flüsterten leise, fassungslose Worte.
    Caljono Yai folgte dem Beispiel der anderen und verharrte ebenso staunend wie sie, fassungslos murmelnd. Noch nie hatte sie solch ein Wunder gesehen; es lag fern von allem, was sie sich jemals vorgestellt hatte.
    Der Himmel war schwarz und spannte sich wie eine Kuppel
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