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1833 - Trokans Tor

Titel: 1833 - Trokans Tor
Autoren: Unbekannt
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Glauben zu bewahren, war sie zu der Überzeugung gekommen, daß ihr Gott Kummerog immer noch innerhalb des Pilzdoms gefangen war. Kummerog war kein Trugbild, immerhin war ein Teil der Prophezeiung eingetreten.
    Daß sie sich nicht wie erwünscht erfüllt hatte, lag allein an den eigenen Vorstellungen und Bildern, die sich die Herreach im Lauf der Zeit gemacht hatten. Die Mahnerin glaubte den Terranern nicht, daß Kummerog so leicht zu töten war, noch dazu auf einer anderen Welt. Ein Gott war ein sehr mächtiges Wesen und würde sich zu schützen wissen. Ob er überhaupt durch fremde Hand sterben konnte, diskutierte Caljono Yai übrigens weder im stillen noch mit anderen, darüber besaß sie keine Vorstellung. Das Wesen eines Gottes war zu abstrakt und spielte daher in der Glaubensfrage keinerlei Rolle.
    Weniger abstrakt war jedoch die Behauptung der Fremden, daß Kummerog angeblich überhaupt kein Gott, sondern ein abgrundtief böses Wesen gewesen sein sollte. Diese Aussage erzürnte Caljono Yai über alle Maßen; fast war sie geneigt gewesen, Presto Gos Meinung zu teilen und die Fremden, die sich ungefragt in ihr Leben gemischt hatten, als Dämonen zu verteufeln und jeden Kontakt mit ihnen abzulehnen.
    Aber sie war vernünftig genug, sich nicht allein von Gefühlen beherrschen zu lassen. Ihr strenger Glaube war bereits durch die Zerstörung ihrer Welt und die Tatsache erschüttert worden, daß Kummerogs göttliche Erscheinung nicht hervorgekommen war.
    Statt dessen waren diese sonderbaren, fetthäutigen Wesen mit den häßlichen flachen Gesichtern und den runden, kleinen blassen Augen gekommen. Caljono Yai hatte sich bei der ersten Begegnung im Hintergrund gehalten und wich auch weiterhin stets diesen Fremden aus, die die Macht über den Himmel besaßen.
    Aber sie hörte ihnen zu. Immerhin waren diese Fremden keine durch Gebete herbeigerufenen Phantasiegestalten, sondern Wirklichkeit, und sie besaßen ein völlig anderes Wissen als die Herreach. Die Mahnerin nahm alle Informationen in sich auf und wog sie sorgfältig ab.
    Presto Gos festgefahrene Meinung, daß die Terraner Dämonen seien, und ihre unaufgeschlossene, starre Haltung verursachten den ersten Riß in Caljono Yais Treuegefühl der obersten Künderin gegenüber. Dämonen konnten nichts Gutes tun. Diese Terraner jedoch verhielten sich durch ihre ketzerischen Reden vielleicht wie Dämonen, aber sie halfen den Herreach.
    Ohne die weltweite Wetterregulierung, die technische Unterstützung und die wirtschaftliche Hilfe mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Energieversorgung wäre das Volk der Herreach bald ausgestorben - und mit ihnen auch die wenigen Tiere und Pflanzen. Das Sonnenlicht und die einhergehenden Klimaveränderungen hätten das gesamte Leben des Planeten innerhalb kürzester Zeit ausgerottet, bevor die Herreach einen Weg hätten finden können, um sich anzupassen.
    Durch diese konträren Ansichten war es zwischen Caljono Yai und Presto Go zum ersten Mal zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der die Jüngere wagte, der obersten Künderin zu widersprechen. Sie ließ sich nicht einmal durch den folgenden offenen Zornesausbruch einschüchtern. Presto Go jedoch duldete keinen Widerspruch und warf Yai hinaus - sie befahl ihr, sich aus ihrem unmittelbaren Kreis zu entfernen.
    Caljono Yai hatte sich schweigend entfernt, die violette Kutte jedoch anbehalten. Sie sah ihre Aufgabe als Mahnerin keineswegs als beendet an. Niemand hinderte sie daran, die Kutte weiterhin zu tragen; man redete sie wie bisher als Mahnerin an.
    Presto Go hinderte sie ebensowenig daran, an den Forschungsarbeiten am Pilzdom teilzunehmen - Tausende Clerea und andere gläubige HerreachGruppen wie die herrachischen Freiatmer und die Neuen Realisten waren dort zugange. Die oberste Künderin war gar nicht in der Lage, diejenigen fernzuhalten, die ihr nicht paßten.
    Trotz ihres fanatischen Glaubens war sie klug genug, nicht einen Bruderzwist zu verursachen, die die Herreach vielleicht auf ewig in drei Glaubensgemeinschaften gespalten hätte. Gerade weil sie die Terraner für so gefährlich hielt, mußten sich die Herreach einig sein.
    Sollten die anderen ruhig forschen, Presto Go würde sich im Hintergrund halten, ruhig beobachten und den geeigneten Zeitpunkt abwarten. Sie wußte, daß die einfachen Herreach sie weiterhin als die große Weise verehrten und ihr zuhören würden.
    Selbst die Freiatmer oder die Neuen Realisten würden nicht dagegen angehen können und würden damit auf die
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